Hooligans des FC Zürich griffen im August 2017 im Bahnhof Herzogenbuchsee BE einen YB-Fanzug der SBB an. Seit heute stehen drei von ihnen vor Gericht.
YB-Fanzug
Ein YB-Fanzug am Bahnhof Bern. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Drei FCZ-Chaoten stehen heute vor Gericht in Burgdorf BE.
  • Sie sollen einen YB-Fanzug gestürmt haben.
  • Ein vierter Beschuldiger liess sich wegen Covid-Symptomen entschuldigen.

Es war ein geplanter Angriff: Rund 25 vermummte FCZ-Chaoten stürmten im August 2017 bei einem Zwischenhalt im Bahnhof Herzogenbuchsee BE einen YB-Fanzug der SBB. Die weiss-schwarz gekleideten Zürcher waren bewaffnet mit Schlagstöcken, Schlagruten, Hosengürteln und Pfefferspray.

Sie trugen Sturmhauben und vermummten ihre Gesichter mit Schals oder Rollschals. Die Angreifer stammten laut Anlageschrift aus dem Umfeld von FCZ-Hooligans.

Seit heute stehen drei von ihnen vor Gericht in Burgdorf BE. Die Männer sind zwischen 24 und 29 Jahre alt. Zwei sind Schweizer, der dritte ist Portugiese.

Beim Prozessauftakt fehlt ein vierter, mutmasslicher FCZ-Hooligan (23). Sein Anwalt lässt ihn entschuldigen: «Mein Mandant leidet an Covid-19-Symptomen, er hat Fieber und Husten.»

Alle verweigern Aussagen

Der erste der Beschuldigte (25) sagt, er wolle auf Anraten seines Anwaltes nichts zur Sache und zur Person sagen. «Gehen Sie ab und zu an Fussball-Matchs?», fragt die Richterin. Er antwortet: «Dazu will ich nichts sagen.».

Sieben FCZ-Chaoten sind nach dem Angriff auf einem Video von der Autobahnraststätte Kölliken auf der A1 zu sehen. Der Beschuldigte wurde darauf von der Polizei als einer von ihnen identifiziert. «Was sagen Sie dazu?», fragt die Richterin. «Nichts», kommt die Antwort. Die Richterin lässt ihn aufstehen. Sie vergleicht seine Grösse mit den Angaben der Polizei.

YB-Fanzug FCZ-Hooligans
Der Angriff auf den YB-Fanzug ereignete sich im August 2017 am Bahnhof Herzogenbuchsee. - Googel Street View

Auch der zweite Beschuldigte (24) ist nicht bereit, Fragen zu beantworten. «Warum nicht?», fragt die Richterin. «Keine Aussage dazu», sagte der FCZ-Chaot.

Im Juli 2017 wurde der Kampfsportler wegen einfacher Körperverletzung zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt. Er trat bei einem Streit zwischen GC und FCZ-Fans einem Mann mit dem Schienbein heftig ins Gesicht. «Betreiben Sie weiterhin Kampfsport?», fragt die Richterin. «Keine Antwort», sagt der FCZ-Hooligan.

Video von Autobahnraststätte

Auch er wurde von der Polizei auf dem Autobahnvideo identifiziert. Zu sehen ist darauf auch ein Mercedes, der auf seine Mutter angemeldet ist. Die Beschuldigten wurden auch auf Fotos erkannt, die Zeugen beim Sturm auf den Fanzug in Herzogenbuchsee machten.

Der dritte Beschuldigte (29) will nur eine Aussage machen. «Ich war bei dem Vorfall nicht dabei», sagt er. Eines der Autos auf dem Video ist auf ihn eingelöst. Er steigt daraus aus. Auch andere Fragen beantwortet er nicht. Er hat auffällige Tätowierungen.

Der Mann hat in drei Kantonen Vorstrafen: 2013 wurde er wegen Sachbeschädigung verurteilt. Es ging um massive Ausschreitungen nach einem Spiel FCZ gegen FCB vier Jahre zuvor in Basel. Weitere Vorstrafen erfolgten wegen Alkohol am Steuer und wegen Vergehen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz.

Die Richterin zeigt ihm das Foto aus dem Video von der Autobahnraststätte. «Wer fuhr da ihr Auto?» Er antwortet: «Keine Aussage.»

Die FCZ-Chaoten sind unter anderem wegen Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte, Landesfriedensbruch, Sachbeschädigung, einfache Körperverletzung und Widerhandlung gegen das Waffengesetz angeklagt.

FCZ-Fans
Mutmassliche FCZ-Fans griffen im Sommer 2017 YB-Fans im Extrazug tätlich an. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/MARTIN RUETSCHI

Auch der Beschuldigte, der heute nicht vor Gericht erschien, ist vorbestraft. Der Staatsanwalt fordert für die FCZ-Chaoten Freiheitsstrafen von sechs bis zehn Monaten. Für drei sollen sie bedingt ausgesprochen werden, der älteste der Beschuldigten (29) soll neun Monate in den Knast.

Die SBB machen Schadenersatz von 3042 Fr. für die Schäden an der Waggontür gelten. Der verletzte Lokführer macht 500 Fr. geltend, die er der Krebshilfe spenden will.

Wie Armee aufgestellt

Zuvor waren am Prozess vier Zeugen befragt worden. «Ich hatte das Gefühl in einem schlechten Film zu sein», sagte der Lokführer des YB-Fanzugs. Die FCZ-Hooligans seien «überfallartig» auf den Zug zugekommen: «Sie überquerten ohne Vorsichtsmassnahmen die Gleise.»

Auch die Zugbegleiterin schildert die Situation: «Ich sah vorn am Zug eine Gruppe vermummter Leute.» Die Hooligans seien wie eine Armee aufgestellt gewesen. «Drei, vier nebeneinander. In mehreren Reihen.» Sie hätten extrem aggressiv gewirkt.

«Für mich war es gefühlsmässig wie im Krieg. Man hörte Lärm, man hörte, wie nebenan Scheiben eingeschlagen wurden.»

Auf dem Gleis habe ein Vermummter Schottersteine auf den Zug geworfen. «Ich sah Schlagstöcke und dann bewaffneten sie sich auch noch mit grossen Steinen.»

Rund 15 Hooligans drangen in den Zug ein. Auch der damalige Zugchef trat am Prozess als Zeuge auf. «Als ich die Gruppe Vermummter sah, dachte ich sofort, dass das nicht gut kommt.» Ein paar Chaoten seien in den ersten Wagen gestiegen, bevor er die Türe schliessen konnte.

«Sie kamen mit Schlagstöcken und Ledergürteln bewaffnet. Als ich die Tür zuziehen wollte, schlug mir einer mit dem Schlagstock auf den Arm.» Der Gleiche habe bei der nächsten Tür das Fenster eingeschlagen und Pfefferspray in den Wagen gesprayt.» Der Zugbegleiter erlitt eine blutende Quetschwunde und musste im Spital behandelt werden.

Der damalige YB-Fanverantwortliche wurde von einem FCZ-Hooligan im Zug mit einem Faustschlag traktiert. «Der Vorfall stärkte mich im Entscheid, den Job zu wechseln», sagt er.

Verteidiger fordern Freisprüche

Die Verteidiger forderten für ihre Mandanten vollumfängliche Freisprüche. Es geben keine Beweise, dass sie an dem Angriff auf den YB-Fanzug beteiligt waren. Die angebliche Identifikation anhand der Bilder sei nicht eindeutig.

Die Kantonspolizei Bern hatte vor einem Jahr zehn gewalttätige FCZ-Fans unverpixelt auf ihre Webseite gestellt. Schon zuvor wurden sechs Männer wegen des Angriffs auf den YB-Fanzug ermittelt und angezeigt.

Das Urteil folgt morgen Freitag.

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