Konservative Eltern machten einen schwulen Lehrer in Pfäffikon ZH zur Zielscheibe. Lehrerverbände beobachten eine Zunahme ähnlich gelagerter Fälle.
Sexualkunde
Sexualkunde in der Schule sorgt für Zündstoff. - Screenshot SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • In Pfäffikon ZH haben christlich-konservative Eltern einen homosexuellen Lehrer gemobbt.
  • Dabei handelte es sich allerdings nicht um einen Einzelfall.
  • Die Stimmung gegenüber homosexuellen Lehrpersonen verschlechtert sich.
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Ein Fall aus Pfäffikon ZH sorgt für Empörung: Ein homosexueller Lehrer wurde nach einer Flut von Beschwerden konservativer Eltern entlassen. Der Auslöser? Sexualunterricht.

Die christlich-konservativen Eltern warfen dem Lehrer vor, er habe den Kindern aufgetragen, zu Hause zu masturbieren. Auch soll er ihnen verboten haben, über den Inhalt des Unterrichts zu sprechen.

Die Vorwürfe sind jedoch haltlos. Die Eltern hatten einzig das Ziel, den Lehrer von der Schule zu mobben – was ihnen schliesslich auch gelang.

Das ist kein Einzelfall: Immer wieder gibt es Berichte über besorgte oder vermeintlich besorgte Eltern, die gegen den Sexualunterricht protestieren. So versuchen sie bestimmte Begriffe wie Klitoris zu zensurieren. Oder sie wollen mittels rechtlicher Schritte eine Abschaffung des Sexualunterrichts erzwingen.

«Schule muss sich hinter Lehrpersonen stellen»

Christian Hugi, Präsident des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbandes, bestätigt gegenüber SRF einen Anstieg solcher Beschwerden. «Insgesamt stellen wir fest, dass Eltern sich vermehrt bei der Schule melden, zum Teil auch Druck ausüben», sagt Hugi. Oder wenn es zu Streitigkeiten zwischen Kindern in der Schule kommt, intervenieren die Eltern und üben Druck aus.

Pfäffikon ZH
An der Primarschule Obermatt in Pfäffikon wurde ein homosexueller Lehrer entlassen.
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Die Kinder standen beim Entscheid der Schulpflege wohl nicht im Vordergrund. (Symbolbild)
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Die konservativ-christlichen Eltern hatten erst mit Unterstützung der konservativen Muslime Erfolg. (Symbolbild)
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Sie störten sich alle an der Sexualität des Lehrers. (Symbolbild)

Hugis Forderung ist klar: «Die Schule muss sich unbedingt schützend vor die Lehrperson stellen.»

Insbesondere homosexuelle Lehrpersonen werden zur Zielscheibe. Roman Heggli vom Schwulenverband bestätigt gegenüber dem Sender: «Ich höre immer wieder, dass Lehrpersonen sich nicht outen. Weil sie Angst vor der Reaktion und vor Konsequenzen seitens der Schülerinnen und Schüler, aber auch von den Eltern haben.»

Und weiter: «Es sind fundamentalistische Eltern, die grundsätzlich etwas dagegen haben, dass man ihre Kinder aufklärt. Und dass sie Sexualkundeunterricht in der Primarschule haben.»

Lehrplan 21 sieht Aufklärung vor

Michel von Känel ist seit zwei Jahren Fachlehrer an der Kreisschule Aarau-Buchs und unterrichtet Naturwissenschaften sowie Sexualkunde.

SRF
Michel von Känel ist Aufklärung wichtig. - Screenshot SRF

Er selbst hat bisher keine negativen Erfahrungen mit Eltern gemacht. Obwohl seine sexuelle Orientierung sowie sein Hobby als Dragqueen bekannt sind. Er bemüht sich jedoch stets um Sensibilität bei der Behandlung dieser Themen im Unterricht.

Er sagt gegenüber SRF: «Sexualität, Diskriminierung und Geschlecht – das sind Themen, die ich aufgrund des Lehrplans 21 behandeln muss. Und das missfällt einigen Eltern.»

Von Känel fühlt sich durch den Lehrplan 21 geschützt und unterstützt – er gibt klare Vorgaben für seine Arbeit vor. Auch die aktuelle Schulleitung stehe hinter ihm: «Hey, ich bin Dragqueen, ich bin homosexuell. Und wenn das ein Problem ist, dann möchte ich hier auch gar nicht arbeiten.»

Wie stehen Sie zum Lehrplan 21?

Der betroffene Lehrer aus Pfäffikon wird weiterhin an einer anderen Schule unterrichten. Er plant dort ebenfalls offen mit seiner sexuellen Orientierung umzugehen. Die Schule schrieb den Eltern, sie bedauere den Abgang. Zu den Hintergründen des Falles äusserte sie sich allerdings nicht.

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