Ex-BAG-Mitarbeiterin: «Fehler waren bereits vor Pandemie bekannt»
Während der Corona-Krise verlief die Kommunikation nicht immer optimal. Einige Fehler waren dem BAG jedoch bereits vor der Pandemie bekannt.
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Das Wichtigste in Kürze
- Die Kommunikation während der Corona-Pandemie verlief nicht immer optimal.
- Das Bundesamt für Gesundheit wusste bereits vor der Krise um Fehler im System.
- Im «SRF Club» hat eine Ex-Mitarbeiterin des BAG die Situation erklärt.
Gut zehn Monate sind seit dem Corona-Lockdown im Frühjahr vergangen. Seither ist viel geschehen, die Politik sowie die Bevölkerung und Unternehmen haben einiges dazu gelernt. Nun wurde im gestrigen «SRF Club» unter anderem über die Krisen-Kommunikation diskutiert.

Dabei bedauerte Marcel Tanner, Mitglied er Covid-19-Taskforce, wie die Einschränkungen der Bevölkerung mitgeteilt wurden. Etwa der Appell an die Senioren, Zuhause zu bleiben, wurde oft als diskriminierend aufgefasst. «Man muss mit den Menschen kommunizieren und nicht nur sagen: ‹Es ist so, macht es so›.»
System-Fehler waren dem BAG bekannt
Dabei schweift das Thema auf das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Die ehemalige Co-Leiterin des Sektors Epidemiologie des BAG, Sabine Basler, erklärt, dass bereits vor der Pandemie Fehler bekannt waren. So sei etwa das Meldesystem für Infektionskrankheiten schon länger lückenhaft. «Wir wussten um die Fehler, hatten aber keine Möglichkeit, diese zu beheben.»

Schuld daran seien die strengen Vertragsvorlagen. «Das administrative Korsett ist so eng, dass wir nichts verändern konnten», so Sabine Basler. Durch die Vorlagen sollen Fehler so gut wie möglich verhindert werden, doch mit jedem Skandal wurde die Liste länger. «Am Ende waren wir nur noch am administrieren und Vertragsvorlagen ausfüllen.»
Obschon so wahrscheinlich einige Missgeschicke verhindert werden konnten, behindere das Korsett Innovationen. Der Aufbau einer schlagkräftigen Behörde sei dadurch praktisch unmöglich geworden. «Im Falle einer Pandemie ist das fatal», gesteht die ehemalige Co-Leiterin.
Gemeinschafts- statt Eigenverantwortung
Ein weiteres Problem bildet der fehlende Draht nach Aussen. «Wir hatten fast keine Aussenkontakte mehr», erklärte Basler. Die Mitarbeiter seien sehr gut und Leistungsbereit. Die Kommunikation lief jedoch komplett über den damaligen Abteilungsleiter Daniel Koch.
«Um in der Bevölkerung Verständnis zu schaffen, wie das BAG funktioniert, braucht es etwas wie einen Tag der offenen Tür.» Dieser Vorschlag wurde aber nie umgesetzt.

Marcel Tanner erinnert jedoch daran, dass der Fehler nicht bei einer einzelnen Behörde liegt. Die Kommunikation lief insgesamt nicht optimal. So kritisierte er auch das Konzept der Eigenverantwortung. «Die Eigenverantwortung, die wir momentan wollen, ist eigentlich Gemeinschaftsverantwortung.»
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