Offenbar werden in der Schweiz reihenweise erfundene Coronatests verrechnet. Der Schaden für den Bund wird auf 20 Millionen Franken geschätzt.
Ein PCR-Test bei einer Schülerin in Schiers GR. (Archivbild)
Ein PCR-Test bei einer Schülerin in Schiers GR. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Rund ein Prozent aller Coronatests könnten falsch abgerechnet werden.
  • Der Schaden für den Bund wird deshalb auf rund 20 Millionen geschätzt.
  • Die Aufarbeitung von Betrugsfällen durch das BAG kommt nur langsam voran.

Test-Skandal in der Schweiz: Offenbar werden hierzulande reiheinweise erfundene Coronatests verrechnet. Das berichtet der «Kassensturz» und beruft sich dabei auf Betroffene, die auf ihren Krankenkassen-Abrechnungen Tests fanden, die sie gar nicht gemacht hatten.

Als extremes Beispiel wird in dem Bericht die Familie S. aus Rapperswil-Jona erwähnt. Insgesamt seien ihrer Krankenkasse 36 erfundene Tests berechnet worden, erzählt Vater Herbert. Darunter sind etwa solche aufgeführt, die angeblich stattgefunden haben sollen, als die ganze Familie im Ausland in den Ferien war.

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Bis heute habe er von den abrechnenden Ärzten keine plausible Erklärung erhalten, so Herbert S. dazu. Brisant: Abgerechnet haben die Tests drei der Familie völlig unbekannte Ärzte. Einer davon ist mittlerweile sogar verstorben.

Bei den anderen beiden handelt es sich laut «Kassensturz» um einen Arzt mit Praxis in Schwyz und um eine Praxis in Luzern. Beide seien bei vielen weiteren Betroffenen als abrechnende Stellen genannt.

Bund: «Aufarbeitung ist aufwändiger Prozess»

Der Krankenkassenverband Santésuisse schätzt laut dem Bericht, dass rund ein Prozent aller gemachten Coronatests nicht korrekt, doppelt oder dreifach verrechnet worden sind – oder aber gar nicht stattgefunden haben. Der geschätzte Schaden: Ungefähr 20 Millionen Schweizer Franken.

Weil die Tests vom Bund bezahlt würden, sei dieser in der Pflicht, mutmassliche Betrügereien aufzuklären, sagt Santésuisse-Sprecher Matthias Müller. Das BAG sei schon vor Monaten über Unregelmässigkeiten detailliert informiert worden – «passiert ist leider seither nicht viel».

Coroanvirus
Ein PCR-Test im Labor. - dpa

BAG-Kommunikationsleiter Gregor Lüthy sagt im Interview mit «Kassensturz», dass eine Taskforce mit der Aufarbeitung der verdächtigen Fälle beschäftigt sei. Im Fokus stehe eine tiefe, zweistellige Zahl von Leistungserbringern. Lüthy spricht von einem «aufwändigen Prozess», da eine grosse Zahl von Daten überprüft werden müsse.

«Deshalb hat man auch noch keine Strafanzeigen einreichen können. Dafür braucht es einen Anfangsverdacht und den haben wir erst, wenn wir die Daten genau prüfen konnten.» Das sei auch der Grund, warum noch keine Gelder zurückgefordert wurden.

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