Energiekrise hat womöglich positive Auswirkungen auf das Klima

Alexander König
Alexander König

Bern,

Die Energiekrise hat die Welt fest im Griff. Doch langfristig könnte sie sich auch positiv auf das Klima auswirken, wie Fachleute erklären.

Reto Knutti Energiekrise
Reto Knutti ist Klimaforscher an der ETH Zürich. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Energiekrise lässt Strom- und Heizkosten explodieren.
  • Darum wird vermehrt Energie gespart und über alternative Energieressourcen diskutiert.
  • Das wirkt sich langfristig positiv aufs Klima aus – so Klimaexperten.

Tanken wird teurer, höhere Strom- und Heizkosten belasten das Portemonnaie: Die aus dem Ukraine-Krieg resultierende Energiekrise lässt Teile der Welt – im Winter gar förmlich – zittern. Dennoch hat die Krise auf lange Sicht einen positiven Nebeneffekt, sagen Fachleute.

Der Klimaforscher Fortunat Joos von der Universität Bern erklärt: «Die heutige Energie- und Klimakrise demonstriert enorme Abhängigkeiten und Risiken. Sie wird eine Neuausrichtung der Energieversorgung weg von Kohle, Erdöl und Gas hin zu Erneuerbaren in vielen Staaten beschleunigen.»

Fortunat Joos
Fortunat Joos, Klima-Experte an der Universität Bern, sieht in der Energiekrise auf lange Sicht auch etwas Positives. - https://climatehomes.unibe.ch/~joos/

Vielen Menschen seien durch die heutige Krise mit ihren hohen Preisen «die Augen geöffnet worden.» Auch die Hitzewellen und Überschwemmungen schürten Eindruck, so der Experte. Dies habe im Parlament ein «griffigeres CO2-Gesetz ermöglicht. Joos ist sich darum sogar sicher: «Die Stimmbürger werden das Referendum dagegen verwerfen.»

Schweiz kann Energiekrise nicht alleine bewältigen

Auch Reto Knutti, Klimaforscher an der ETH Zürich, moniert: «Die Energiekrise hat uns aufgezeigt, dass wir auf Krisen schlecht vorbereitet sind, obwohl wir die Risiken eigentlich schon lange kannten.»

Ebenso habe sie uns gezeigt, dass es nebst dem Klimawandel andere Argumente gibt, um aus den fossilen Energien auszusteigen: «Die Abhängigkeit von zweifelhaften Staaten für Öl und Gas ist auch geopolitisch gefährlich.»

Konsequenz: «Der Krieg ist tragisch, aber die Dringlichkeit der daraus folgenden Energiekrise führt dazu, dass es endlich schneller vorwärtsgeht.» Kurzfristig geschehe aber das Gegenteil: Zunächst würden wir alle Energiequellen benötigen, um durch die nächsten Winter zu kommen – «ob sauber oder nicht». Denn ein Blackout dürfe nicht riskiert werden.

Lüften Sie im Winter trotz Energie-Knappheit regelmässig?

Doch Knutti warnt: Es wäre falsch, die Klimakrise gegen die Energiekrise auszuspielen – «denn wir können sie gleichzeitig lösen.»

Langfristig rechnet er in der Schweiz mit einem raschen Ausbau der erneuerbaren Energien. «Doch alleine wird die Schweiz das Energie-Problem nicht lösen, dafür braucht es ganz Europa.»

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