Energiekrise: Chilbi-Schausteller fürchtet sich vor Event-Absagen
In der aktuellen Energiekrise sind nicht die Stromkosten die grösste Sorge der Chilbi-Schausteller. Vielmehr haben sie Angst, die Events würden abgesagt.

Das Wichtigste in Kürze
- Auch Chilbi-Schausteller bekommen die Stromkrise zu spüren.
- Luna-Park-Besitzer Werner Laubscher sorgt sich aber nicht um die höheren Stromkosten.
- Vielmehr hat er Angst, dass Gemeinden aus Imagegründen Chilbis absagen könnten.
Herbst bedeutet in der Schweiz traditionell auch Chilbi-Zeit. In zahlreichen Städten und Dörfern erfreuen Autoscooter, Karusselle und Riesenräder die Bevölkerung. So steht etwa auch die grosse Basler Herbstmesse vom Wochenende vor der Tür.
In Zeiten der Energiekrise werden die Jahrmarkt-Attraktionen aber immer wieder infrage gestellt. Hunderte von Lichterketten und Action-reiche Fahrgeschäfte brauchen ja schliesslich Unmengen von Strom, oder?
Werner Laubscher widerspricht. Der Inhaber der Laubscher Luna Park AG erklärt: «Wir haben schon vor rund zehn Jahren die ganze Beleuchtung auf LED umgestellt.» Das brauche kaum noch Strom.
30 bis 40 Kilowattstunden pro Wochenende
Und auch die Fahrgeschäfte sind sparsamer, als man denken könnte. «Ein Kinderkarussell verbraucht an einem Wochenende knapp 30 bis 40 Kilowattstunden», so der Schausteller. Bei einer grösseren Attraktion mit mehr Beschleunigung seien es im Schnitt gerade mal 300 Kilowattstunden für ein ganzes Wochenende.

Die höheren Stromkosten bereiten Laubscher daher nicht allzu grosse Sorgen. Nicht einmal in Bern, wo der Preis pro Kilowattstunde von 22 Rappen auf rund 42 gestiegen ist.
Denn: Schliesslich bedeutet das lediglich, dass ein Fahrgeschäft jetzt Strom im Wert von 120 Franken anstatt bisher 60 Franken verbraucht. «Die Stromkosten machen nur etwa zehn Prozent der Betriebskosten aus», so der Luna-Park-Besitzer.
Angst vor «symbolischen» Absagen
Viel mehr Angst hat er davor, dass Jahr- und Weihnachtsmärkte wegen der Energiekrise abgesagt werden könnten. Dabei geschehe das oft nur wegen der Symbolwirkung. Gemeinden würden auf Chilbis verzichten, um zu zeigen, dass sie das Stromsparen ernst nehmen.
«Macht das wirklich Sinn, auf ein Kinderkarussell zu verzichten, das 15 Franken an Strom verbraucht?», fragt er. «Es ist doch nicht verhältnismässig, das den Kindern wegzunehmen. Das kann die Stromkrise auch nicht lösen.»
Andere Massnahmen, wie etwa in der Nacht die Lichter auszuschalten, hält Laubscher aber für sinnvoll. «Damit kann ich leben», erklärt er.
Eine Dorf-Chilbi mit ein bis zwei Fahrgeschäften ist dabei nicht vergleichbar mit Riesen-Events wie der Basler Herbstmesse. Diese frass letztes Jahr ganze 558'554 Kilowattstunden Strom in zwei Wochen – so viel wie 3300 vierköpfige Haushalte.
Preise bleiben gleich – trotz Energiekrise
Um den Besuchern nicht den Spass an den Fahrgeschäften zu nehmen, wollen die Schausteller auf Preiserhöhungen verzichten. Die Verbände seien aber in Austausch mit den Veranstaltern. Dabei werde zum Beispiel diskutiert, ob etwa die Platzmiete reduziert werden könnte, um die Energiekrise zu verkraften.
Denn: Auch wenn der Strompreis nicht allzu stark auf die Betriebskosten einschlägt, könnte die Krise zu Schwierigkeiten führen. «Ein viel grösseres Problem haben wir beim Benzin oder Diesel. Für ein Fahrgeschäft sind ja oft vier bis fünf Transporter nötig.»