Bauern und Detailhändler haben genug: Sie wollen den Einkaufstourismus noch stärker bekämpfen. Und zwar mit einer Verzollung ab bereits 50 Franken.
Einkaufstourismus
Viele Schweizerinnen und Schweizer tätigen ihre Einkäufe im grenznahen Ausland. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Einkauftouristen werden derzeit ab 300 Franken verzollt.
  • Detailhändler und Bauern wollen den Wert auf 50 Franken senken.
  • Der Konsumentenschutz kritisiert derweil die «überrissenen Preise» in der Schweiz.
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Wer ennet der Grenze einkauft, kann viel Geld sparen. Denn nicht nur sind die Preise meist günstiger, auch die Mehrwertsteuer wird erst ab 300 Franken fällig. Doch das soll sich nun ändern, mit dem Ziel: den Einkaufstourismus dämpfen.

Bereits der Bundesrat hat im vergangenen Jahr einen Plan gefasst. Er möchte den Wert des zollfreien Einkaufs im Ausland auf 150 Franken senken. Detailhändler und Bauern gehen nun aber noch einen Schritt weiter. Sie wollen die Einkaufstouristen schon ab 50 Franken zur Kasse bitten, wie «CH Media» berichtet.

«Umsatzausfälle in Milliardenhöhe»

«Der Gesetzgeber setzt heute falsche Anreize und begünstigt den Einkaufstourismus noch», heisst es vom Verband der Detailhandelsunternehmen Swiss Retail Federation. Auch IG Detailhandel, welche die Interessen von Migros, Coop und Denner vertritt, kritisiert die aktuell hohe Wertfreigrenze.

Dadurch würden Gosseinkäufe im Ausland attraktiv, was den dortigen Händlern einen Vorteil verschaffe. «Das bedeutet für den Schweizer Detailhandel Umsatzausfälle in Milliardenhöhe», so Geschäftsführerin Maja Freiermuth.

Einkaufstourismus
Die im Ausland gekaufte Ware wird aktuell erst ab 300 Franken verzollt. Der Bundesrat will den Wert auf 150 Franken senken.
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Doch das reicht den Bauern und Detailhändlern noch nicht aus: Sie verlangen eine Verzollung ab 50 Franken.
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Preisüberwacher und Konsumentenschützer kritisieren jedoch, dass das Problem woanders liegt. In der Schweiz seien die Preise zu hoch.

Der Konsumentenschutz hingegen stimmt dem nicht zu, wie die Stiftung erläutert. Schweizerinnen und Schweizer würden nicht aufgrund der Zollfreigrenze im Ausland einkaufen. Sondern wegen der «überrissenen Preise in der Schweiz».

Grosse Preisunterschiede zwischen der Schweiz und Ausland

Ähnlich sieht das auch der Preisüberwacher. Es herrschten teilweise riesige Preisunterschiede zwischen der Schweiz und dem Ausland. Um den Einkaufstourismus zu bekämpfen, sollte sich das Parlament die Hochpreisinsel vornehmen – und nicht die Mehrwertsteuer.

Der Detailhandelsverband betont hier jedoch, dass die Kosten für Schweizer Anbieter deutlich höher sind als für diejenigen in Grenzregionen. Auch der Bauernverband merkt an, dass das Essen hierzulande im Vergleich zu den Löhnen günstig sei.

Gehen Sie oft im grenznahen Ausland einkaufen?

So oder so: Konsumentenschützer und Preisüberwacher gehen nicht davon aus, dass die Senkung der Wertfreigrenze auf 50 Franken gross etwas bewirken würde. Umstritten ist die Forderung zudem, weil sie mit viel Aufwand verbunden ist. An Grenzübergängen könnte es durch die vermehrten Verzollungen am Schalter auch zu Verkehrsbehinderungen kommen.

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