Sie will nicht arbeiten, ist faul und fordernd: Dieses Bild zeichnen manche Arbeitgeber von der Generation Z. RAV- und Arbeitslosenzahlen sagen etwas anderes.
Generation Z
Die Generation Z ist gar nicht so arbeitsscheu, wie einige Arbeitgeber behaupten. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Generation Z wird immer wieder vorgeworfen, faul und arbeitsscheu zu sein.
  • Zahlen zeigen aber: Die ganz Jungen gehen nicht öfter aufs RAV als andere Generationen.
  • Stattdessen sticht eine andere Generation etwas heraus.
Ad

Federico Salvisberg* (24) will in der Kulturbranche arbeiten. Er hat bereits einen Lehrabschluss in einem anderen Bereich, der seit Jahren von Fachkräftemangel geplagt ist. Und trotzdem plant der junge Mann, sich beim RAV (Regionales Arbeitsvermittlungszentrum) anzumelden. Präventiv, weil er davon ausgeht, dass er in der Kultur nicht schnell einen Job findet.

Sein Umfeld ärgert sich über diese Einstellung – Nau.ch erfährt durch eine Verwandte von Salvisberg von dem Fall. «Er meint wohl, er sei der Einzige, der keinen Bock hat zu arbeiten», meint sie zynisch.

Typisch Generation Z? Das liegt zumindest nahe, wenn man den zahlreichen Boomer-Arbeitgebern glaubt, die sich in den Medien über die Jungen beklagen. Aber die RAV- und Arbeitslosenzahlen zeichnen ein anderes Bild.

Millennials sind häufiger arbeitslos als Generation Z

Sie zeigen: Die Generation Z (circa ab 1997 geboren) meldet sich nicht voreilig beim RAV an. Sie gehört auch nicht zu den Altersklassen, die am häufigsten angemeldet sind. Das heisst es unter anderem beim Kanton Zürich auf Anfrage von Nau.ch.

Die absoluten Zürcher Arbeitslosenzahlen zeigen, dass am häufigsten Menschen in ihren 30ern als arbeitslos registriert werden – also die Millennials. Die Gen Z dagegen sticht nicht heraus.

Generation Z
Der Generation Z wird nachgesagt, sie sei faul und arbeite nicht gern. (Symbolbild)
Generation Z
Sie fällt aber in den Arbeitslosenzahlen nicht negativ auf – und meldet sich auch nicht voreilig beim RAV. (Symbolbild)
generation
Einzig im Aargau gibts einen kleinen Rüffel: Dort werden Junge häufiger sanktioniert, weil sie sich zu wenig um einen Job bemühen. (Symbolbild)
Generation
Ansonsten fallen eher die Millennials (um die 30 und älter) auf – sie sind am häufigsten arbeitslos. (Symbolbild)
generation
Das ist aber kein neues Phänomen. Es ist also weniger eine Generationen- und mehr eine Altersfrage. (Symbolbild)

Im Kanton Bern verhält es sich ähnlich: Im April 2024 waren 22'515 19- bis 29-Jährige als arbeitslos registriert. Bei den Millennials, der Generation X und den Babyboomern sind es jeweils mehr oder fast gleich viele. 29'823 30- bis 39-Jährige sind arbeitslos, 24'252 40- bis 49-Jährige und 21'231 50- bis 59-Jährige.

Hast du dich schon einmal beim RAV angemeldet?

Auch in St. Gallen, Basel-Stadt, Schaffhausen, Solothurn, Luzern und Graubünden fällt die Gen Z nicht auf. Aus Luzern heisst es dazu: «Wir stellen nicht fest, dass Personen, die der Generation Z angehören, weniger motiviert sind, eine Stelle zu finden

Im Aargau melden sich die Jungen ebenfalls nicht voreilig beim RAV und sind nicht überdurchschnittlich oft arbeitslos. Einen kleinen Rüffel für die Gen Z gibt es hier dennoch – wegen Faulheit: «Jüngere Stellensuchende müssen häufiger für fehlende oder ungenügende Arbeitsbemühungen sanktioniert werden als ältere.»

Millennials zuletzt leicht häufiger arbeitslos

Die absoluten Zahlen aus Zürich und Bern lassen es vermuten: Sind es in Wirklichkeit die Millennials, die am häufigsten arbeitslos sind?

Um diese Frage zu beantworten, muss man sich die gesamtschweizerische Arbeitslosenquote anschauen. Die 30- bis 34-Jährigen – also Millennials (Jahrgänge 1981 bis 1996) – hatten im April eine Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent. Die 35- bis 40-Jährigen (auch Millennials) lagen bei 2,6 Prozent.

Arbeitslosenquote
Die Schweizer Arbeitslosenquoten nach Altersklassen.
Arbeitslosenquote
Die durchschnittliche Arbeitslosenquote nach Alterskategorien von 2010 bis April 2024.

Zum Vergleich: Bei den 15- bis 19-Jährigen betrug die Arbeitslosenquote 1,2 Prozent. Bei den 20- bis 24-Jährigen lag sie bei 2,4, bei den 25- bis 29-Jährigen bei 2,8. Die Millennials waren also leicht öfter arbeitslos als die Gen Z.

Über die Jahre betrachtet sieht die Situation aber etwas anders aus. Im Schnitt waren seit 2010 am häufigsten Personen zwischen 20 und 34 Jahren betroffen. Bei ihnen beträgt die durchschnittliche Arbeitslosenquote 3,5 beziehungsweise 3,4 Prozent.

2010 war die Gen Z noch gar nicht auf dem Arbeitsmarkt – die ältesten Mitglieder waren damals 13 Jahre alt. Sie gehören frühestens ab 2017 in die Alterskategorie (20 bis 34) mit der höchsten Arbeitslosenquote. Bis zu dem Jahr sind also alle darin erfassten Personen Millennials. Damit bleiben sie tatsächlich leicht häufiger arbeitslos als die Gen Z – zumindest bis jetzt.

Ältere Gen-Zler und Millennials brauchen am häufigsten einen Job

Arbeitsscheuer als andere Generationen sind die Millennials deshalb aber nicht. Arbeitsmarktexperte Daniel Kopp von der ETH Zürich gibt zu bedenken: «Nur wer eine Arbeit sucht, kann auch arbeitslos werden. Personen zwischen 30 und 50 haben eine grössere Wahrscheinlichkeit, überhaupt arbeiten zu wollen.» Und genau in dem Alter sind die Millennials im Moment.

Personen unter 30 seien zum Teil noch in der Ausbildung, Ü50-Jährige ziehen sich eher schon aus dem Arbeitsleben zurück. «Sie haben auch ein höheres Krankheits- oder IV-Risiko.»

Doch auch die 20- bis 29-Jährigen gehören zu der Kategorie, die am häufigsten arbeitslos ist. Fabian Maienfisch vom Seco erklärt das gegenüber Nau.ch damit, dass Jüngere ein höheres Risiko haben, entlassen zu werden.

Denn: Sie befinden sich oft in weniger stabilen Arbeitsverhältnissen. «Im Gegensatz zu älteren Personen haben sie sich vielleicht noch nicht so etabliert im Unternehmen.» Deshalb würden sie bei konjunkturellen Veränderungen eher entlassen.

Wann willst du in Rente gehen?

Zusammengefasst: Wie hoch die Arbeitslosenquote einer Generation ist, hängt mehr mit der Wirtschaft und dem Alter zusammen als mit der Einstellung.

Generation Z
In den letzten Jahrzehnten ist es zunehmend enttabuisiert worden, Phasen der Arbeitslosigkeit im Lebenslauf zu haben. Das betrifft sowohl die Generation Z als auch die Boomer. (Symbolbild) - keystone

Aber: Die Hemmschwelle, sich als arbeitslos registrieren zu lassen, ist tatsächlich gesunken. Aargau-Sprecher Axiopoulos sagt: «Phasen der Arbeitslosigkeit in der Lebensbiografie haben in den letzten 30 Jahren zunehmend an Tabuisierung verloren.»

Allerdings nicht erst durch die Millennials – sondern als stetige Entwicklung über Jahre.

* Name von der Redaktion geändert.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

ArbeitslosenquoteArbeitslosigkeitArbeitsmarktETH ZürichSECO