Tod

Stadt Zürich will mit Kompostbestattung neue Wege gehen

Keystone-SDA Regional
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Zürich,

Im Kanton Zürich sind bisher nur Erdbestattung und Kremation erlaubt. Nun prüft die Stadt mit Interesse die Kompostbestattung als ökologische Alternative.

Friedhof Coronavirus
Ein Kreuz auf einem Grab. (Symbolbild) - dpa

Bisher sind im Kanton Zürich nach dem Tod nur zwei Bestattungsformen möglich: Erdbestattung und Kremation. Die Stadt Zürich zeigt grosses Interesse daran, mit der Kompostbestattung, der so genannten Terramation, eine ökologische Alternative zu prüfen.

«Ich bin überzeugt, dass die Terramation eine nachhaltige und zeitgemässe Ergänzung zu den bestehenden Bestattungsformen ist», führte Rolf Steinmann, Fachexperte für Bestattungen bei der Stadt Zürich, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA aus.

Noch müssten jedoch wissenschaftliche Daten gesammelt werden, die überzeugend und glaubhaft seien. «Wir träumen davon, dass wir nächstes Jahr mit der wissenschaftlichen Datenerhebung starten können», so Steinmann.

Terramation: Der Mensch wird zur Erde

Bei der Terramation wird der Mensch nach dem Tod zu Erde. Dabei wird die Leiche auf Pflanzenmaterial gebettet und von diesem zugedeckt. Der Körper wird in einer geschlossenen Anlage abgebaut und in nährstoffreiche Erde umgewandelt.

Die dazu benötigten Mikroorganismen kommen auf natürliche Weise im und auf dem Körper sowie dem Pflanzenmaterial vor. Es dauert rund zwei Monate, bis die Erde beigesetzt werden kann.

Würdest du deinen Körper nach dem Tod kompostieren lassen?

In Teilen der USA ist die Terramation bereits legalisiert, in Deutschland läuft ein Pilotprojekt. In der Schweiz ist diese Form von Bestattung bislang gesetzlich noch nicht anerkannt, was laut Steinmann bürokratische Herausforderungen mit sich bringt.

Beispielsweise müssten Bestattungsgesetze und Umweltvorschriften angepasst werden – in der Schweiz ist das Bestattungswesen kantonal geregelt.

Politische Unterstützung für neue Bestattungsform

Auch sei die neue Bestattungsart vielen Menschen noch wenig oder gar nicht bekannt. Neben «Pioniergeist und Herzblut» brauche es auch den politischen Willen, die Terramation im Kanton Zürich zu ermöglichen, sagt Steinmann.

Ein erster Schritt in diese Richtung ist getan: Der Kantonsrat unterstützte im Februar eine Einzelinitiative eines Bürgers, welche die Leichen-Kompostierung prüfen lassen will. Nun muss die Regierung einen Bericht ausarbeiten.

In der Schweiz setzt sich der Verein «Werde Erde» für die Kompostbestattung ein. Die Stadt Zürich unterstützt die Organisation mit ihrem Fachwissen und gewährte laut Steinmann eine Anschubfinanzierung.

Vorteile und Herausforderungen der Terramation

Neben der Stadt Zürich zählen auch Biel und Genf zu den Partnerstädten des Vereins; andere Städte signalisierten ebenfalls ihr Interesse.

Rolf Steinmann sieht in der Terramation klare Vorteile gegenüber Kremation und Erdbestattung. Die Kremation sei energieintensiv, und bei der Verbrennung von Sarg, Leiche, Kleidern und Beigaben gelangten feinste Partikel in die Abluft. Diese müssten der Abluft durch eine komplexe Filteranlage wieder entnommen werden, wobei die entstehende Filterasche als giftiger Sondermüll entsorgt werden müsse.

Zudem gingen durch den Verbrennungsprozess die wertvollen Nährstoffe des verstorbenen Körpers verloren.

Die Zukunft der Bestattung?

Bei der Erdbestattung seien optimale Bedingungen notwendig, damit der Körper in einem Grab tatsächlich zu Erde wird. Zu feuchte und schlecht durchlüftete Friedhofsböden führten zur Bildung sogenannter Fettwachsleichen. Das heisst, der tote Körper wird konserviert statt abgebaut. Dies sei ein Phänomen, mit dem viele Schweizer Friedhöfe kämpften und werfe ökologische und ethische Fragen auf.

Zudem bleibe alles, was bei einer Erdbestattung in den Boden gelange – etwa Krankheitserreger, Pharmazeutika, Schwermetalle oder synthetische Kleidung – dort. Wie sich dies langfristig auf das Erdreich auswirkt, ist laut Steinmann wissenschaftlich bislang kaum erforscht.

Der Fachexperte führt aber auch aus, dass die Terramation, weil sie eine neue Bestattungsform sei, auf Skepsis stossen könne.

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Kommentare

User #8478 (nicht angemeldet)

Und der Kompost kommt dann in die Biogärtnerei, wo die Veganer dann ihr fleischloses Gemüse kaufen, welches auf ehemaligen Kollegen gewachsen ist! ALso indirekt doch alles Fleischesser.

User #347 (nicht angemeldet)

Schräg, lasst die Geister ruhen und erweckt sie nicht aus dem Frieden.

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