Vor dem Höhepunkt der Omikron-Welle befindet sich die Schweiz zwischen Optimismus und Vorsicht. Mit grossen Lockerungen der Pandemie-Schutzmassnahmen will der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, Lukas Engelberger, noch zuwarten. Die von Bundesrat Alain Berset angekündigten Lockerungen nannte er «in der Tonalität sehr optimistisch».
Lukas Engelberger Coronavirus
Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Damit wecke der Bundesrat Erwartungen, sagte Engelberger im Interview mit dem «SonntagsBlick».

Allerdings mahnte er zur Vorsicht: Die Massnahmen verhinderten einen Kollaps der Spitäler und sollten systemrelevante Betriebe schützen. «Deshalb müssen wir mit den grossen Lockerungsschritten zuwarten, bis der Höhepunkt der Omikron-Welle erreicht ist.»

Er habe Verständnis dafür, dass Berset zur Aufhebung der Quarantäne und der Homeoffice-Pflicht keine neue Konsultation der Kantone durchführe. Eine Aufhebung von 2G und der Zertifikatspflicht im Inland hingegen dürften nicht ohne Vernehmlassung beschlossen werden. Zudem solle die Schweiz noch nicht auf eine Maskenpflicht verzichten, wie die etwa Grossbritannien und Dänemark tun. Die Schutzmaske sei zwar unbeliebt, aber ein relativ milder Eingriff in die Freiheiten.

In seinem Kanton seien die Intensivstationen zwar stabil. Doch die Spitaleintritte hätten in der vergangenen Woche um fast ein Drittel zugenommen. «Es ist also ein uneinheitliches Bild.» Engelberger warnte davor, die Pandemie voreilig für beendet zu erklären. Sie ebbe ab, und neue Mutationen könnten die Lage auch wieder verschlechtern.

Die aktuelle Situation stuft Berset trotz gewisser Unsicherheiten als gut ein. Derzeit seien keine Mutation oder Entwicklung zu sehen, die dies ändern könnten, sagte er in der Radiosendung «Samstagsrundschau». Unklar sei aber, ob das auch im Winter 2022/23 so bleibe. «Diese Unsicherheit müssen wir akzeptieren.» Die Zeit der harten Massnahmen sei zu Ende, so Berset weiter. Denn trotz sehr hohen Fallzahlen drohe derzeit keine Überlastung des Gesundheitswesens.

Berset hatte am Freitag bereits auf den 2. Februar eine Aufhebung der Quarantäne- und Homeoffice-Pflicht in Aussicht gestellt. Über weitere Lockerungen wollte er sich noch nicht konkret äussern. Er kündigte in der «Samstagsrundschau» aber Vernehmlassungen zur Anpassung weiterer Massnahmen an.

Zum einem Artikel der «SonntagsZeitung», wonach Berset eine «Turbo-Öffnung» vorbereitet, gab es beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA keine weiteren Informationen. Die Zeitung berichtete, der Bundesrat werde die Aufhebung aller weiterer Massnahmen gegen das Coronavirus den Kantonen zur Konsultation vorlegen, schrieb das Blatt gestützt auf Quellen im Bundeshaus. Am 16. Februar könnte die Öffnung im besten Fall beschlossen werden.

Laut BAG befindet sich die Schweiz immer noch in der Normalisierungsphase des Drei-Phasen-Modells, das immer noch seine Gültigkeit habe. Das Modell besteht aus einer Schutz-, einer Stabilisierungs- und einer Normalisierungsphase.

Das Drei-Phasen-Modell erscheine als Planungsgrundlage weiterhin geeignet sowohl für ein mögliches Rückfallszenario, als auch für die weitere Normalisierung und den mittelfristigen Übergang in eine endemische Phase, so das BAG. Im Weiteren solle der langfristige Umgang mit Covid-19 erarbeitet werden.

Über 3500 Personen in der Schweiz haben bisher wegen Covid-19 eine Antikörper-Therapie erhalten. Das BAG bestätigte auf Anfrage einen entsprechenden Artikel der «SonntagsZeitung». Dank dieser Therapie lasse sich verhindern, dass mehr Menschen auf der Intensivstation behandelt werden oder sterben müssten, hiess es im Bericht.

Unklar sind die Kosten; laut der Zeitung sind es pro Behandlung ein paar Tausend Franken. Beim BAG hiess es, die Preise seien vertraulich.

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