Hat die Post ihre Mitarbeiter bespitzelt? Ein Ex-Teamleiter des gelben Riesen erhebt schwere Vorwürfe. Auch die Staatsanwaltschaft Schaffhausen ist involviert.
Die Post Gelbe Riese
Der gelbe Riese hörte mit einer israelischen Computersoftware nicht nur Kundengespräche mit. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/URS FLUEELER

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein früherer Teamleiter wirft der Post vor, Mitarbeiter bespitzelt zu haben.
  • Eine Software soll nämlich mehr als nur Kundengespräche aufgezeichnet haben.
  • Auch nach Auffassung der Schaffhauser Staatsanwaltschaft war das Vorgehen «illegal».
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Die Post hat bei Telefongesprächen ihrer Mitarbeiter mitgehört. Das Ganze nahm seinen Anfang im Jahr 2011. Damals führte die Post eine Computersoftware der israelischen Firma Nice ein. Dank dieser können Kundengespräche – «zwecks Qualitätsverbesserung» – einfach aufgezeichnet werden.

Die Software hörte laut dem «Blick» aber nicht nur bei jedem vierten Kundengespräch mit. Auch andere Telefongespräche wurden aufgenommen. Etwa als sich ein Mitarbeiter beim damaligen Teamleiter Hans Tanner (50) Krank meldete. Nach Auffassung der Schaffhauser Staatsanwaltschaft war dies «illegal».

Laut den Justizbehörden sei mehrfach «ein fremdes nicht öffentliches Gespräch ohne die Einwilligung aller daran Beteiligten auf einen Tonträger aufgenommen, ausgewertet und Dritten zugänglich gemacht worden».

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Einzig die Mitarbeiter. die bei Microsoft im Kundenkontakt stehen, hatten Einwände gegen die Vier-Tage-Woche. - Getty

Post-Teamleiter deckte Fehler auf

Zwei Mitarbeiter des Staatsunternehmens mussten sich deshalb gestern vor dem Kantonsgericht Schaffhausen verantworten. Sie wurden jedoch freigesprochen. Tanner, der das Ganze aufdeckte, prüft nun, ob das Urteil angefechtet und die Klagen auf weitere Kader ausgeweitet werden könnten.

Der Grund für den Freispruch durch die Einzelrichterin: Der ehemalige Post-Teamleiter habe gewusst, dass die Gespräche aufgezeichnet werden könnten. Er habe «stillschweigend zugestimmt».

Dabei hat sich der 50-Jährige gemäss dem Boulevard-Blatt nachweislich mehrfach über die Praxis beschwert – und seine ehemaligen Vorgesetzten daraufhin mehrmals Besserung gelobt.

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Künftig konzentriere sich die Zusammenarbeit der Post im Bereich der Postpaid- und Prepaidverträge auf einen einzigen Partner. Dieser Partner ist Salt. (Symbolbild) - keystone

Die Post bestreitet Vorwürfe

Auf Anfrage des «Blicks» hält die Post fest, dass die entsprechende Software seit 2017 nicht mehr eingesetzt werde. «Neu übernehmen die Kunden die Bewertung der Post-Mitarbeitenden», so Sprecherin Masha Foursova.

Den Vorwurf die Angestellten bespitzelt zu haben, weist der gelbe Riese zurück. «Es gab keinen Post-Lauschangriff», man halte sich an Gesetze.

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