Der Schweizer Wald ist regional in einem kritischen Zustand

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Bern,

Der Schweizer Wald ist je nach Region in einem geschwächten oder kritischen Zustand.

Bäume
Extremereignisse haben mit dem Klimawandel zugenommen. Das stresst die Bäume und schwächt sie. (Archivbild) - keystone

Schädlinge und extreme Wetterereignisse wie Hitze, Trockenheit und Stürme haben dem Wald im letzten Jahrzehnt stark zugesetzt, wie der neueste Waldbericht des Bundes zeigt. Besonders gelitten haben dem Bericht zufolge die Wälder im Mittelland und im Jura.

«Um unsere wertvollen Wälder zu erhalten, müssen wir sie fit für die Zukunft machen», sagte Katrin Schneeberger, Direktorin des Bundesamts für Umwelt (Bafu) am Dienstag vor den Medien im freiburgischen Galmwald. Das Bundesamt für Umwelt und die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) erstellen einen solchen Bericht über den Zustand des Schweizer Waldes alle zehn Jahre.

Der Wald erlebe derzeit keine Katastrophe, stellte Rolf Holderegger, Direktor der WSL klar. Er wachse, verändere sich und passe sich an. «Aber, und das ist das Entscheidende: Er hat Probleme» Laut dem Bericht hat die Widerstandsfähigkeit des Waldes in der Schweiz im letzten Jahrzehnt abgenommen.

Der Druck auf den Wald nehme zu, sagte Holderegger. «Er soll Holz liefern, die Biodiversität erhalten, vor Naturgefahren schützen, CO2 speichern und Freizeitmöglichkeiten bieten. Und das alles gleichzeitig.»

Extremereignisse haben mit dem Klimawandel zugenommen. Das stresst die Bäume und schwächt sie. Besonders betroffen sind dem Bericht zufolge Buchen, Tannen und Fichten. Die geschwächten Bäume sind anfälliger für Insektenbefall und Baumkrankheiten. Zudem werden zunehmend gebietsfremde Schadorganismen eingeschleppt, die Schweizer Wälder befallen. Diese finden in wärmeren Zeiten bessere Lebensbedingungen.

Dazu kommen stickstoffhaltige Luftschadstoffe und Ozon, die Wälder zusätzlich anfälliger für Trockenheit machen können. Obwohl die Belastung von Stickstoff und Ozon reduziert werden konnte, überschreiten sie dem Bericht zufolge vielerorts immer noch die Belastungsgrenzen.

Nachfrage nach Holz hat stark zugenommen

Die Folgen dieses Stresses haben im Wald Spuren hinterlassen. Bäume sterben teils flächig ab. Deshalb gab es auch mehr sogenannte Zwangsnutzungen von Bäumen, bei denen geschädigte oder umgestürzte Bäume früher als ursprünglich geplant geerntet werden müssen.

Das macht sich bei der Waldfläche bemerkbar. Diese hat im letzten Jahrzehnt zwar um rund 23'000 Hektaren zugenommen. Das entspricht in etwa der Fläche des Neuenburgersees. Diese Zunahme war dem Bericht zufolge damit aber deutlich geringer als in den Jahrzehnten davor.

Gleichzeitig hat dem Bericht zufolge die Nachfrage nach Holz stark zugenommen. Der Holzendverbrauch ist im Vergleich zur vorangegangenen Dekade um über 15 Prozent gestiegen. Die Versorgung des Holzmarktes werde für die Waldwirtschaft künftig zu einer Herausforderung, heisst es im Bericht.

«Der Gewinner dieser gravierenden Ereignisse heisst Biodiversität», sagte WSL-Experte Thomas Wohlgemut. Die Biodiversität sei im Wald gestiegen. So hat dem Bericht zufolge die Zahl der Waldvögel, Schnecken und Moose zugenommen. Aufgrund von Stürmen und Trockenheit entstand mehr Totholz, das für viele Arten lebenswichtig ist.

Trotz dieser positiven Entwicklung sind 13 Prozent der Waldpflanzen und fast die Hälfte der holzbewohnenden Käferarten gefährdet, wie die WSL und das Bafu betonten. Die biologische Vielfalt müsse daher weiter gefördert werden. Dazu müssten Wälder naturnah genutzt, gefährdete Lebensräume geschützt und Waldflächen besser vernetzt werden.

«Der Wald braucht Hilfe, weil wir den Wald brauchen», betonte Holderegger. Die gute Nachricht sei aber, dass wir wüssten, was getan werden könne. «Wir können beispielsweise Baumarten fördern, die das zukünftige Klima besser aushalten, Wälder klug bewirtschaften, um die vielseitigen Ansprüche an den Wald zu erfüllen, und Wälder mit besonderer Artenvielfalt gezielt schützen.» Welche Baumarten dies seien, werde zur Zeit untersucht.

Der Waldbericht, an dem 90 Expertinnen und Experten mitgearbeitet haben, bildet laut Bafu und WSL die Grundlage für die Erarbeitung der Wald- und Holzstrategie 2050, über die der Bundesrat in diesem Jahr entscheiden wird.

Kommentare

René Weiersmüller

Soll mit solchen Verlautbarungen allenfalls ein weiteres Waldsterben herbeigeredet werden? Um damit neue Forderungen zu stellen oder das damalige Desaster der Wissenschaft, Politik, Ideologen und Interessenvertreter in den80er Jahren zu kaschieren? So äusserte sich 1997 der damalige Direktor der Anstalt für das forstliche Versuchswesen (EAFV) M. Broggi in einem internen Papier etwa so: «Es gibt und gab bei uns nie ein Waldsterben». Oder der damalige Forstdirektor Werner Schärer vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) bezeichnete 2005 im Tagesanzeiger das Waldsterben als ein grosser Irrtum. Nicht zu bestreiten sind die Gewinne, welche mit dem emotionalen Zugpferd "Waldsterben" erschlichen wurde. Aber ist es mit der intellektuellen Redlichkeit vereinbar, wenn der Zweck die Mittel heiligen muss?

User #6193 (nicht angemeldet)

Wenn in Wälder reinlaufe, egal wo, Luzern, Entlebuch, sieht mies aus. Fallholz liegt rum - es hiess mal nicht gut wegen Borkenkäfern, heute egal, gefährlich zum rumlaufen, fast mit Helm wegen Fallholz, alles egal. Und Brennholz aus Polen importieren was schnell getrocknet wurde. Ich zahle Zoll für ein elektro Gerät was in der Schweiz nicht hergestellt wird (Zoll = Schutz von inland Produkten), aber kein Zoll auf Holz wo man CH Produkt schützen müsste.

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