Kinderfreie Hotels und Restaurants sorgen immer wieder für Diskussionen. Wer darauf setzt, hat jedoch Erfolg, wie zwei Schweizer Beispiele zeigen.
Kinder
Zwei Kinder spielen in einem Hotel. In der Schweiz gibt es zahlreiche Hotels und Restaurants, die Kinder verbieten. (Symbolfoto) - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz gibt es zahlreiche Hotels, die keine Kinder empfangen.
  • Zwei Betriebe erklären, weshalb sie auf «Adults only» setzen.
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«Adults only» – ob Hotel oder Restaurant – auch in der Schweiz setzen einige Betriebe auf kinderfrei. Der Markt dafür floriere, behauptet die RTS-Journalistin Martina Chyba auf Linkedin.

«Es ist noch nicht lange her, dass der Ausdruck ‹adults only› für Pornos verwendet wurde». Heute seien es Hotels, Restaurants und Kreuzfahrten, die mit einem ‹No Kids›-Logo werben. «Der Markt floriert, es gibt eine grosse Nachfrage», so Chyba. Sie prophezeie, dass dies auch bald in den Zug-Waggons eingeführt werde.

Chyba nimmt vor allem die «zu lockeren» Eltern in die Pflicht und bedauert, dass die fehlende Strenge «zu einer weiteren Trennung in der Gesellschaft führt, zu einem weiteren Einschnitt in die soziale Mischung». Die Menschen mit Kindern auf der einen, die kinderlosen auf der anderen.

Kinder erst ab 16 Jahren willkommen

In der Schweiz setzt etwa das Carlton-Europe in Interlaken BE auf eine Altersbeschränkung. Gäste werden seit 2019 erst ab 16 Jahren empfangen. Das hat mehrere Gründe, wie Hoteldirektor Stephan JJ Maeder erklärt. «Wir können als Hotel unmöglich auf die Bedürfnisse aller Gäste eingehen. Wir haben uns deshalb dazu entschieden, in unserem Hotel einen Ort für Singles, Paare und Ruhesuchende anzubieten.»

In der Schweiz sei er einer der einzigen, der dieses Konzept führe. «Im Ausland sind solche ‹Adults Only›-Hotels gang und gäbe. In der Schweiz findet man das eher selten – die Schweizer haben halt Mühe, sich zu positionieren», so der Hotelier.

Kinder
Kinder sind nicht überall gleich willkommen. (Symbolbild)
Restaurant
Vor allem in Restaurants werden sie oftmals nicht gerne gesehen. (Symbolbild)
Hotel
Aber auch in Hotels sind sie nicht immer gern gesehene Gäste. (Symbolbild)
Hotel
Wie beispielsweise im Carlton-Europe. Dort werden Gäste erst ab 16 Jahren empfangen.
Hotel
Auch in der Lenk Lodge begrüsst man nur erwachsene Gäste.

Ein weiterer Grund für den Entscheid: Sein Hotelgebäude ist sehr alt, wie Maeder sagt. «Da stehen diverse Ausstellungsobjekte herum, zu denen Sorge getragen werden muss. Mit Kindern ist das je nachdem schwierig.»

Maeder erinnert sich an eine Situation vor Jahren: «Da hat ein Kind etwas Antikes von einem Regal geworfen.» Die Reaktion der Eltern sei ihm geblieben – sie meinten: «Sie sind selbst schuld. Sie müssen halt nichts herumstehen lassen.»

Der Hotelier möchte aber klarstellen, dass er nichts gegen Kinder hat. «Das ist einfach das Konzept, für das wir uns entschieden haben.»

Zu Unverständnis kommt es «sehr selten»

Auch «Cortesi's Lenk Lodge» an der Lenk BE ist ein Hotel mit Altersbeschränkung. Vor rund zehn Jahren trafen die Eigentümer den Entscheid, Kinder erst ab zwölf Jahren zu empfangen.

Das habe etwas Mut gebraucht, erklärt Inhaberin Fabienne Cortesi auf Anfrage. Denn: «Wir verwehrten uns damit auch zusätzliche Buchungen von Familien.»

Doch im 100-jährigen Simmentaler Bauernhaus hätte man nicht beiden Segmenten – Familien und Ruhesuchenden, gerecht werden können. Deshalb habe man sich für die Nische –«einen charmanten Rückzugsort in den Bergen» – entschieden.

Waren Sie bereits Gast in einem «Adults Only»-Hotel?

Das Angebot sei von Beginn an begrüsst worden. «Unverständnis wurde nur ganz selten an uns herangetragen. Besonders auch junge Eltern schätzen oft eine kurze Paar-Auszeit bei uns, während die Kleinen in guter Betreuung sind», so Cortesi.

Konkrete Zahlen zu Adults-only-Betrieben liegen Gastro Suisse nicht vor. Doch 2020 hatte der Verband seine Mitglieder zur kinderfreundlichen Infrastruktur befragt. «Fast 90 Prozent der Restaurants inklusive Restaurants in Hotels bieten Kindersitze an und sind entsprechend keine ‹Adults-Only›-Betriebe», erklärt Kommunikationsleiter Patrik Hasler-Olbrych. Heisst: Jeder Zehnte setzt nicht auf Kids.

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