Darum kommen viel mehr Babys am Freitag zur Welt als am Wochenende
In Schweizer Spitälern kommen die meisten Kinder an einem Freitag zur Welt. Werden die Geburten so geplant, dass das Spitalpersonal ins Wochenende kann?

Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz kamen im Jahr 2023 80'800 Kinder zur Welt.
- Am häufigsten finden Geburten in Spitälern an einem Freitag statt.
- Die Gründe könnten Kaiserschnitte und Geburtseinleitungen sein.
Insgesamt brachten 2023 in der Schweiz knapp 79'200 Frauen in einem Spital oder einem Geburtshaus 80'800 Kinder zur Welt. Dies zeigt eine neue Analyse des Bundesamtes für Statistik (BFS). Der Freitag scheint dabei ein besonders beliebter Tag für Geburten zu sein.
An diesem Wochentag kommen nämlich in Schweizer Spitälern die meisten Kinder zur Welt. Ein möglicher Grund: Nach dem Freitag – so kommentiert es die «Aargauer Zeitung» provokativ – «geht das Spitalpersonal ins Wochenende». Ist etwas dran an dieser These?

Tatsächlich: Am Wochenende kommen laut dem BFS weniger Kinder zur Welt als unter der Woche.
Der beliebteste Tag für Geburten im Jahr 2023 war übrigens der Mittwoch, 17. Mai – der Tag vor dem langen Auffahrtswochenende. An diesem Tag kamen laut dem BFS 283 Kinder zur Welt.
Kaiserschnitte und Geburtseinleitungen als mögliche Gründe
Dieser Trend zeigt sich aber hauptsächlich in Spitälern. In Geburtshäusern gibt es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Wochentagen.
Die hohe Rate an Kaiserschnitten in der Schweiz – 34 Prozent – könnte eine mögliche Erklärung dafür sein. Denn diese kann man nämlich planen.
Allerdings sind nur etwas mehr als die Hälfte dieser Eingriffe geplant. Die anderen sind Notkaiserschnitte und verteilen sich etwa gleichmässig über die Woche.

Eine weitere mögliche Ursache ist die Praxis der Geburtseinleitung mit wehenfördernden Medikamenten. Damit soll die Geburt eingeleitet werden, bevor die Wehen natürlich einsetzen.
Ärztin: «Es ist besser, wenn mehr Geburten unter der Woche stattfinden»
Bestimmt also das Spitalpersonal, wann Babys zur Welt kommen? Die «Aargauer Zeitung» hat die Frage Stephanie von Orelli gestellt.
Sie ist ehemalige Co-Chefärztin der Frauenklinik im Zürcher Stadtspital Triemli und sieht das pragmatisch: «Es ist besser, wenn mehr Geburten unter der Woche stattfinden – gerade die Risikogeburten.»
Von Orelli weist auf die zunehmende Anzahl von Risikogeburten hin. Diese seien aufgrund des steigenden Alters der Mütter häufiger geworden und könnten zu Komplikationen führen.
Sie sagt der Zeitung: «Wir haben einen Pflegenotstand, und daher macht es Sinn, dass auch eine Geburtsabteilung am Wochenende nicht voll belegt ist.»
Grosse Unterschiede bei Geburtseinleitungen in den Kantonen
Sie betont, dass Geburtseinleitungen für ein Spital nicht unbedingt vorteilhaft seien: «Einleitungen lohnen sich für ein Spital nicht, weil eine Frau dann meist viel länger in der Geburtsabteilung ist. Man weiss nie genau, wie stark oder schnell die Gebärmutter auf die wehenfördernden Medikamente reagiert.»
Übrigens: Die Praxis der Geburtseinleitung variiert stark zwischen den Kantonen. In Genf werden beispielsweise 50 Prozent aller Geburten eingeleitet.
Am anderen Ende der Rangliste stehen, mit weniger als 22 Prozent, die Kantone Nidwalden, Graubünden, Schwyz und Obwalden.