Der Berner Grossrat Mohamed Hamdaoui wechselt von der SP zur CVP. Religiöse Bedenken hat er keine – ganz im Gegenteil.
Mohamed Hamdaoui wird CVP-Mitglied.
Grossrat Mohamed Hamdaoui wechselt nach 10 Jahren von der SP zur CVP. - sp-ps.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bieler Stadtrat und Grossrat Mohamed Hamdaoui wechselt von der SP zur CVP.
  • Dass er als Muslim in einer christlichen Partei politisiert, ist für ihn kein Widerspruch.
  • Im Nau-Interview erklärt er seine Haltung und seine Beweggründe.

Der Bieler Journalist, Stadtrat und Grossrat Mohamed Hamdaoui hat nach 10 Jahren genug von der SP. Die neue politische Heimat ist nicht irgendeine: Muslim Hamdaoui wechselt zur christlichen CVP. Bei der SP ist er schon letzten November ausgetreten.

Bei der CVP sei der profilierte Politiker herzlich willkommen, sagt Kantonalpräsidentin Beatrice Wertli. Hamdaoui ist damit der einzige Grossrat der im Kanton Bern schwach vertretenen CVP. Bei der Bieler Sektion werde sein bisheriges Engagement in vielen Dossiers sehr geschätzt, so Wertli.

Nau.ch: Herr Hamdaoui, warum wechseln Sie zur CVP und nicht etwa zu den Grünen oder der BDP?

Mohamed Hamdaoui: Ich war immer und werde immer ein Linker sein. Aber mitte-links. Und es hat in der CVP Persönlichkeiten, die ich immer bewundert habe: Meinrado Robbiani, Doris Leuthard oder Thérèse Meyer-Kaelin. Diese haben immer wieder versucht haben, mit Kompromissen Bewegung in die Sache zu bringen.

Nau.ch: Kann man als Muslim in der CVP eine Heimat finden?

Mohamed Hamdaoui: Warum nicht? Aber im Ernst: Ich mache Politik, nicht Religion. Ich werde CVP-Mitglied, weil ich denke dass nötig ist, dass es in der Schweiz weiterhin eine starke Mitte hat. Religiöse Fragen sind mir nicht wichtig.

Nau.ch: Kann man sagen, katholische Werte sind ähnlich wie muslimische Werte?

Mohamed Hamdaoui: Wie gesagt, ich mache Politik und nicht Religion. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Man muss loskommen von dieser binären Logik, es gebe Christen und Muslime, Gute und Böse, Schwarze und Weisse, et cetera. Wir sind Individuen.

Nau.ch: Sie haben auch schon Bibelsprüche auf Bieler Bussen kritisiert – das werden doch einige in der CVP nicht verstehen…

Mohamed Hamdaoui: Ich habe die Trennung von Kirche und Staat verteidigt. Und mich gefragt, ob es normal sei, dass ein mit Steuergeldern finanziertes Unternehmen die religiöse Neutralität nicht respektiert.

Wir leben in einer verrückten Welt, in der religiöse Fragen den Planeten in Brand stecken. Ich will nicht, dass morgen Idioten das Recht haben, «Allahu akbar» auf einen Bus zu schreiben. Auch wenn das für viele eine Botschaft des Friedens ist.

Nau.ch: Sind nicht auch in dieser Partei Konflikte vorprogrammiert: Wenn es um Islamkritik geht, Burka-Verbot, Kreuze in Schulzimmern…

Mohamed Hamdaoui: Ich unterstütze die Burka-Initiative und bin mir bewusst, dass ich in einem Land mit christlicher Tradition lebe. Als Schulbub hat man mich immer gefragt, einen der Heiligen Drei Könige zu spielen. Raten Sie mal, welchen…

Nau.ch: Was kann die CVP von Ihnen lernen?

Mohamed Hamdaoui: Ich bin der einzige «Exot» im Bieler Stadtparlament und der einzige «Schwarze» im Grossen Rat des Kantons Bern. Vielleicht kann ich ein Beispiel sein für einen nicht völlig missglückten Migranten-Lebenslauf…

Nau.ch: Sie sind bald 55 Jahre alt, waren zehn Jahre SP-Mitglied: Kann man von einem Neustart sprechen?

Mohamed Hamdaoui: Für mich ist nicht das Starten, sondern das Ankommen wichtig. Mein Ziel ist zu versuchen, der Schweiz das zurückzugeben, was sie mir gegeben hat. Das ist mein einziger Anspruch.

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