Um einen Lockdown zu vermeiden, wählt die Slowakei einen eigenen Weg: Coronavirus Massentests. Bei der Covid-Taskforce hält man diese nur für bedingt sinnvoll.
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Links: Eine Frau lässt sich in Bratislava auf Corona testen. Rechts: ETH-Professor Markus Stoffel. - epa/zvg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Slowakei testete bis am Montagnachmittag zwei Drittel der Bevölkerung auf Corona.
  • ETH-Professor Markus Stoffel hält diese Vorgehensweise nur bedingt für sinnvoll.
  • Hierzulande schliesst er den Nutzen von wiederholt durchgeführten Massentests nicht aus.

Die Slowakei unter Ministerpräsident Igor Matovic testete am vergangenen Wochenende unter Mithilfe der Streitkräfte grosse Teile der Bevölkerung auf Corona. Bis am Montagnachmittag unterzogen sich zwei Drittel der Einwohner dem Antigen-Schnelltests. 1.06 Prozent der Getesteten waren positiv.

Ziel des «slowakischen Wegs» ist die Verhinderung eines Lockdowns. Negativ Getestete können arbeiten und einkaufen, sowie sich in Städten und Ortschaften, ebenso wie in der freien Natur bewegen. Für sie sind einige der im Oktober für das ganze Land verhängten Restriktionen gelockert. Ursprünglich waren drei solcher Testrunden, wie sie am Wochenende durchgeführt wurden, vorgesehen.

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Personen stehen in Bratislava Schlange um sich auf das Coronavirus testen zu lassen. - epa

Nur wenn man die Tests mehrmals alle vier Tage wiederhole, lohne sich der immense Aufwand, sagt denn auch Markus Stoffel. Der ETH-Professor ist Mitglied der Schweizer Covid-Taskforce und dort Teil der Expertengruppe Diagnostics and Testing.

«Natürlich fand die Slowakei mit den getätigten Massentests viele positive Fälle. Allerdings ist ein anhaltender Effekt fraglich, wenn diese nicht regelmässig durchgeführt werden. Einmalig durchgeführte negative Testresultate könnten einen falsche Sicherheit vortäuschen.»

Coronavirus: Massentests zur Verhinderung eines Lockdowns denkbar

Das Problem, das auf der Hand liegt: Die Machbarkeit. Sprich: Ist die Testkapazität genügend hoch, um Millionen von Menschen innert Kürze zu testen?

Die Schweiz hat mit ihren gut achteinhalb rund drei Millionen mehr Einwohner als die Slowakei. «Kurzfristig sind Massentests hierzulande nur schwer umsetzbar», sagt denn auch Stoffel. Die Antigen-Schnelltests kommen in der Schweiz überhaupt erst seit zwei Tagen zum Einsatz.

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Ein Corona-Schnelltest mit negativem Testergebnis. - Keystone

Wenn die Testkapazitäten, falls möglich, erhöht würden, schliesst Stoffel ein Testprozedere im grossen Stil nicht aus. «Das kommt darauf an, wie sich die Infektionszahlen weiterentwickeln. Wenn die einzige Alternative ein langer Lockdown wäre, könnten Massentests durchaus einen wichtigen Beitrag zur Covid-19 Bekämpfung leisten.»

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