Coronavirus: Heim-Pflegende zittern nach Pandemie-Hoch um ihren Job

Die Zahl der Hospitalisationen aufgrund des Coronavirus ist weit vom Frühjahr entfernt. Richtig durchatmen kann das Pflegepersonal in der Schweiz dennoch nicht.

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In der Pflege bleibt die Situation auch nach der Hochphase des Coronavirus alles andere als entspannt. - sda - KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Jahresbeginn haben die Hospitalisationen aufgrund von Covid-19-Erkrankungen abgenommen.
  • Für das Schweizer Pflegepersonal ist die Belastung jedoch noch immer hoch.
  • Einige befürchten einen noch grösseren Personalmangel – andere zittern um ihren Job.

Der Bundesrat hat die meisten Massnahmen gegen das Coronavirus vor den Sommerferien abgeschafft. Seither nehmen die Fallzahlen in der Schweiz wieder zu, die Hospitalisationen sind allerdings weit vom Frühjahres-Niveau entfernt.

Rückgrat der Pandemie-Bewältigung ist das Pflegepersonal. Das ist auch diesen Sommer gefragt. Im Juni gewährte das Zürcher Universitätsspital der SRF-«Rundschau» Einblick in den Alltag.

Irene Penker, Pflege-Abteilungsleiterin auf der Intensivstation, sagte damals: «Meine Leute sind am Limit. Sie arbeiten seit Monaten immer an der Oberkante.» Wie sieht die Situation heute aus?

Nach dem Coronavirus zurück in den «normalen Wahnsinn»

Laut Silja Kohler von der Gewerkschaft Unia hat sich der Berufsalltag der Pflegenden inzwischen grösstenteils «normalisiert». Die Belastung bleibt jedoch hoch: «Die Pflegenden sind noch immer sehr müde von der Pandemie, denn sie arbeiteten schon vorher am Limit.»

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Unter den Pflegenden macht sich nach der Hochphase des Coronavirus Wut und Enttäuschung breit. (Archivbild) - Keystone

Kohler gibt zu bedenken, dass das Personal weiterhin «extrem viel» leisten müsse und nach wie vor ein Personalmangel bestehe. Was die Unia oft höre, seien Aussagen wie: «Der Corona-Wahnsinn hat nachgelassen, jetzt geht es wieder zurück zum ganz normalen Wahnsinn in der Pflege.»

Und zur Ermüdung kommen Enttäuschung und Wut, wie die Sprecherin berichtet: «Die Pflegenden erhielten zwar Lob und Applaus, aber konkret hat sich bisher für sie noch nichts verändert.» Wichtig sei ihnen in erster Linie eine längerfristige Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Angst um Heim-Jobs wegen leeren Betten

Auch der erste Zeitabschnitt nach der Hochphase der Pandemie bringt Herausforderungen für das Gesundheitswesen. Schwierig dürfte es laut Unia-Sprecherin Kohler insbesondere sein, «die Pflegenden in ihrem Beruf zu halten».

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Die Gewerkschaft Unia befürchtet, dass weiterhin viele Pflegende die Branche verlassen könnten. (Archivbild) - Keystone

Sie erklärt: «Bereits vor der Pandemie haben viele Pflegenden wegen der schlechten Arbeitsbedingungen den Beruf verlassen. Nun kommt noch die Pandemie-Erfahrung hinzu, was bei vielen das Fass zum Überlaufen gebracht hat.» Das Pflegepersonal befürchtet eine Erhöhung der Ausstiegsrate, womit Druck und Stress noch wachsen würden.

Könnten Sie sich vorstellen, in der Pflege zu arbeiten?

Doch nicht nur der Personalmangel bereitet den Pflegenden Sorge: «Paradoxerweise gibt es auch Pflegeheime, wo sie befürchten, ihren Job zu verlieren. Vor allem in Heimen, die von Corona stark betroffen waren, gibt es noch immer viele leere Betten.» Bei den kurzfristig kleineren Einnahmen werde dann beim Personal gespart.

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