Brienz und seine Wildbäche

Brienz, ein Ort ständig bedroht durch die zerstörerische Kraft seiner Wildbäche. Ein Kampf gegen Natur und Zeit.

Unwettern
Nach Unwettern trat der Mühlebach am 12. August 2024 über die Ufer und verwüstete den Ortsteil Änderdorf. Zahlreiche Personen mussten daraufhin evakuiert werden. (Archivbild) - keystone

Der Milibach, der vor einem Jahr den Brienzer Ortsteil Aenderdorf verwüstete, ist nicht der einzige Bergbach an den steilen Hängen ob Brienz. Der Trachtbach, der Glyssibach, der Schwanderbach oder der Lammbach brachten in der Vergangenheit immer wieder Not über die Bevölkerung.

Brienz und umliegende Ortschaften sind zum Teil auf den Schwemmkegeln von Wildbächen entstanden. Oberhalb der Siedlungen wurde im Mittelalter viel Wald gerodet, um Alpweiden zu gewinnen. Damit setzte Erosion ein und die Wildbäche entwickelten grösseres Zerstörungspotenzial.

An Bächen zu siedeln war zwar gefährlich, hatte aber durchaus auch Vorteile. So konnten mit dem Bachwasser etwa Mühlen betrieben werden.

Nach zahlreichen verheerenden Bachausbrüchen setzte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts schliesslich die Erkenntnis durch, dass es eine Kombination von wasserbaulichen und forstlichen Massnahmen braucht, um die Wildbäche in Zaum zu halten. Das geht aus dem Papier «Brienzer Wildbäche» des Amtes für Wald des Kantons Bern hervor

Es folgte ein gutes Jahrhundert relativer Ruhe, bis es im August 2005 zu einem neuerlichen Grossereignis am Glyssibach und Trachtbach kam, das zwei Todesopfer forderte.

Die unerbittliche Natur: Neue Katastrophen

Es folgten umfangreiche Verbauungsmassnahmen. Rund 80 Millionen Franken seien seither investiert worden, erklärt Andrea Andreoli der Präsident der Schwellenkorporation Brienz der Nachrichtenagentur Keystone-SDA

Beim jüngsten Grossereignis trat der Milibach am Abend des 12. August 2024 nach einem ausserordentlich heftigen Gewitter über die Ufer. 70 Personen mussten evakuiert werden, Schlamm und Geröll türmten sich meterhoch. An Gebäuden und Infrastrukturen, etwa der Bahn entstanden grosse Schäden. Glücklicherweise waren keine Todesopfer zu beklagen

Wochenlang karrten Lastwagen den geräumten Schutt durch die engen Brienzer Gassen zu den Deponien. Aus den grössten Felsbrocken wurde das Gerinne des Milibachs wiederhergestellt und verbaut

Laut Andreoli wurden Sofortmassnahmen am Bach im Umfang von 1,8 Millionen Franken umgesetzt. Es flossen Subventionen von Bund und Kanton und auch die Patenschaft für Berggebiete bot Unterstützung

Ein Grossprojekt, das den Milibach in Zukunft aus dem Dorf verbannen will, dürfte weitere Millionen kosten

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