Das Bergdorf Brienz GR und der Berg oberhalb davon rutschen immer schneller abwärts. Mit einem Bergsturz rechnen die Experten des Kantons Graubünden aber nicht.
Brienz Graubünden
Ein Radargerät scannt den Berg. Die Gemeinde Brienz im bündnerischen Albulatal liegt auf einer Felsplatte, die rutscht. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Experten schliessen vorerst zwar einen Bergsturz aus, nicht aber grössere Felsabbrüche.
  • Die Rutschgeschwindigkeit von Brienz GR hat einen neuen Höchstwer erreicht.
  • Die Entwicklung im Albulatal werde vom kantonalen Frühwarndienst genau beobachtet.

Das seit Jahren zu Tal rutschende Bündner Bergdorf Brienz bewegt sich so schnell abwärts wie noch nie. Immer schneller rutscht auch der Berg oberhalb des Dorfes. Experten schliessen vorerst zwar einen Bergsturz aus, nicht aber grössere Felsabbrüche.

Sowohl die Rutschgeschwindigkeit des Dorfes als auch des Berghanges oberhalb haben neue Höchstwerte erreicht. Dies teilte die Gemeinde Albula, zu der Brienz gehört, am Montag mit.

Brienz
Das Bündner Dorf Brienz. - sda - KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Das Dorf, das auf einer Sonnenterrasse im Albulatal auf 1100 Metern über Meer liegt, bewegt sich mit 1,3 Metern jährlich. Der Berg darüber rutscht gar mit bis zu 8 Metern pro Jahr. Und in allen Messzonen nimmt die Geschwindigkeit weiter zu.

Schneeschmelze als Grund

Als Grund für die Zunahme der Rutschgeschwindigkeiten nennt die Gemeinde die Schneeschmelze der letzten Wochen. Mit der andauernden Schneeschmelze könnte das Tempo in den kommenden Wochen zudem noch weiter steigen.

Brienz Gr
Das Frühwarnsystem in Brienz GR. - Kanton Graubünden

Mit einem Bergsturz rechnen die Experten der Gemeinde und des Kantons aber zumindest in den nächsten Wochen nicht. Hingegen schliessen sie grössere Abbrüche von bis zu mehreren 10'000 Kubikmetern nicht aus, dem Volumen mehrerer Einfamilienhäuser. Siedlungsgebiete seien keine in Gefahr, versicherte die Gemeinde.

Graubünden beobachtet Situation in Brienz

Die Entwicklung im Albulatal werde vom kantonalen Frühwarndienst genau beobachtet, hiess es in der Mitteilung. Unter anderem wird eine weitere Sondierbohrung durchgeführt. Mit ihr wird der Bereich untersucht, wo die Rutschung des Berges in die Rutschung des Dorfes übergeht. Erwartet wird, auf eine Basisgleitfläche in 100 bis 120 Metern Tiefe zu stossen.

Die Kantonsregierung hatte die Situation in Brienz bereits im November 2019 zur «Besonderen Lage» erklärt. Sie entsprach einem Hilfegesuch der Gemeinde Albula und stellte umfangreiche personelle und finanzielle Mittel zur Verfügung.

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