Branchenorganisation will Fleisch-Herkunft nicht mehr prüfen
Immer wieder erschüttern Herkunftsskandale um Fleisch die Schweiz. Trotzdem will die Branchenorganisation Proviande ihre Herkunftschecks Ende Jahr einstellen.

Das Wichtigste in Kürze
- Nicht immer stimmt die Fleisch-Deklaration mit der tatsächlichen Herkunft überein.
- Dennoch will der Branchenverband Proviande Herkunftschecks Ende 2025 einstellen.
- Diese prüften ohnehin nur Rind- und Kalbfleisch und waren auch sonst lückenhaft.
Wo Schweizer Fleisch draufsteht, ist nicht immer Schweizer Fleisch drin.
Das zeigen mehrere Fleischskandale, die die Schweiz in der letzten Zeit erschüttert haben. Und auch Zahlen des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit, die belegen: Allein im Jahr 2024 wurden 208 Tonnen Fleisch ins Land geschmuggelt.
Tatsachen, die die Schweizer Fleisch-Branchenorganisation Proviande offenbar wenig kümmern.
«Es ist drin, was draufsteht»
Denn: Proviande stellt seine DNA-Herkunftschecks auf Ende Jahr ein, berichtet der «Beobachter». Diese nahm die Organisation seit 2018 vor.
Dazu entnahm sie Referenzproben in Schlachthofen und Verarbeitungsbetrieben. Mit diesen Proben wurde eine Datenbank geschaffen.
Im Handel und in der Gastronomie wird das Fleisch gleichzeitig ebenfalls geprüft. Diese Fleischproben werden schliesslich mit dem Erbgut in der Datenbank verglichen.
Die Checks waren bis anhin für eine «lückenlose Rückverfolgbarkeit vom Verkaufsregal bis zum einzelnen Tier» zuständig. Dass man das Programm nun einstelle, liege daran, dass die Rückverfolgbarkeit gewährleistet sei, bekräftigt Proviande.
Die Organisation rechtfertigt den Entscheid gegenüber der Zeitschrift folgendermassen: «Es ist drin, was draufsteht. Bis heute haben wir keine schwarzen Schafe identifiziert, denen Fehlverhalten oder Betrug nachgewiesen werden konnte.»
Das habe zur Folge gehabt, dass das «mehrstufige Sanktionierungssystem» gar nie benötigt worden sei.
Proben gar nicht gemacht, verunreinigt oder zu gering
Doch lückenlos waren diese Herkunftschecks ohnehin nie, zeigt der «Beobachter» auf. Denn: Getestet wurde nur Kalb- und Rindfleisch, während alle anderen Fleischsorten durch die Maschen fielen.
Ausserdem wurden von rund zehn Prozent der geschlachteten Tiere in der Schweiz gar nie Referenzproben genommen.
Und die vorhandenen Proben seien manchmal verunreinigt gewesen oder mengenmässig zu gering ausgefallen, gibt Proviande selbst zu.
Konkret bedeutet das zwar: Falls ein Herkunftscheck nicht gelingt, deute das «nicht per se auf eine Verfehlung des Verarbeitungsbetriebs» hin, so der Fleischverband.
Allerdings lassen sich die Aussagen der Organisation nicht kontrollieren – die Checks waren freiwillig. Proviande macht zudem nicht öffentlich, wie oft und bei welchen Betrieben Herkunftschecks nicht gelingen.
Denn: «Konkrete Zahlen kommunizieren wir nicht.»