Am Bahnhof Bern führt die Boden-Markierung Blinde direkt in die Mauer. Grund ist eine SBB-Baustelle. Das könne Betroffene verwirren, sagt der Blindenverband.
Keine leichte Aufgabe: Blinde müssen sich der Wand entlang den Weg ertasten.
Keine leichte Aufgabe: Blinde müssen sich der Wand entlang den Weg ertasten. - Twitter/Urs Müller
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Bodenmarkierung im Bahnhof Bern führt Blinde derzeit direkt in die Bau-Mauer.
  • Eine Mitarbeiterin des Blindenverbands muss sich täglich an der Abschrankung vorbeitasten.
  • Man habe bewusst darauf verzichtet, die Linien anzupassen, heisst es bei der SBB.

Blinde und Sehbehinderte haben es im Alltag nicht leicht. Sie begegnen täglich Hindernissen, an denen sie sich vorbeitasten müssen. So derzeit auch im Bahnhof Bern. Aufgrund der Baustelle führt die Bodenmarkierung Blinde derzeit direkt in die Absperrung, wie ein Bild auf «Twitter» zeigt. Der User fragt die SBB: «Adventure-Feeling für Sehbehinderte an der Baustelle im Bahnhof Bern?»

Für Blinde ist die Situation tatsächlich nicht leicht: «Eine plötzliche Änderung im Leitliniensystem kann Blinde und Sehbehinderte kurzzeitig verwirren oder sie sogar vom Weg abbringen», sagt Beat Luginbühl vom Schweizer Blinden- und Sehbehindertenverband zu Nau. Dort hat man bereits Kenntnis von der skurrilen Situation. Denn die Baustelle liegt auf dem Arbeitsweg von SBV-Mitarbeiterin Daniela Moser, die selber blind ist.

Die Blinden-Markierung endet an der Mauer.
Die Blinden-Markierung endet an der Mauer. - Twitter/Urs Müller

Bewusster Entscheid der SBB

Sie hatte Glück: Eine Passantin lotste sie am ersten Tag an der Wand vorbei. Bereits vorgewarnt, sei sie dann am nächsten Tag langsam auf das Hindernis zugelaufen. «Steht plötzlich ein ungewohntes Hindernis im Weg, reagiere ich normalerweise zuerst einmal überrascht», erzählt sie. Sowohl Luginbühl als auch Moser betonen jedoch, dass die Baustellen-Abschrankung sauber ausgeführt wurde. Ein Pluspunkt sei auch das extra angebrachte Geländer.

Die Linie werde in Kürze wieder im gewohnten Rahmen zur Verfügung stehen, versichert Christian Ginsig, Mediensprecher der SBB. Man habe deshalb «bewusst darauf verzichtet, die fix auf dem Boden aufgemalte Leitlinie für diesen kurzen Zeitraum anzupassen oder ganz zu entfernen»

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