Ein Nau.ch-Leser ist stinksauer: Die BLS brummt ihm eine Busse von 90 Franken auf – obwohl er ein Billett gelöst hat.
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Ärger in einem BLS-Zug: Ein Pendler löst sein Billett sieben Sekunden zu spät – und der Kontrolleur kennt kein Pardon. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nau.ch-Leser Andreas C.* fährt mit der BLS von Oberburg nach Thun BE.
  • Der Zug hat leichte Verspätung, C. löst noch vor der Abfahrt ein Ticket via Easy Ride.
  • Dann büsst ihn der Kontrolleur – er habe das Billett sieben Sekunden zu spät gelöst.
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Pendler-Ärger im Kanton Bern: Der 25-jährige Nau.ch-Leser Andreas C.* ist hässig auf die BLS. Sie hat ihm eine Busse aufgebrummt, die er hinten und vorne nicht versteht, wie er sagt.

Denn: Der Berner hatte eigentlich ein Zug-Billett gelöst – trotzdem stellt ihm das Bahnunternehmen 90 Franken in Rechnung.

Doch von vorne. C. will mit dem BLS-Zug von Oberburg nach Thun BE reisen. Direkt nach dem Einsteigen löst der junge Berner ein Billett in der SBB-App, indem er die Easy-Ride-Funktion einschaltet.

Mit Easy Ride muss man vor der Abfahrt in der App nur nach rechts wischen. Sie erkennt dann den Standort des Handys und bemisst den Ticketpreis am Schluss basierend auf der gefahrenen Strecke.

«Ich war also sieben Sekunden zu spät»

C. ist sich keiner Schuld bewusst – schliesslich ist er genau so schon mehrmals mit der BLS gefahren. Doch als der Kontrolleur kurz nach der Abfahrt zu ihm ins Abteil kommt, folgt die Überraschung.

Der junge Berner habe gar kein gültiges Billett, meint der. «Er sagte zu mir, ich müsse jetzt eine Busse bezahlen, weil ich das Ticket zu spät gelöst habe. Er zeigte mir sogar auf seinem Gerät, bis wann ich es hätte einstellen müssen und wann ich es getan habe.» Dazwischen liegen sieben Sekunden.

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Ein junger Berner steigt in Oberburg BE in einen Zug der BLS ein und löst ein Billett. (Symbolbild)
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Als der Kontrolleur kommt, macht er sich deshalb keine Sorgen – doch zu seinem Erstaunen verhängt dieser ihm eine Busse. (Symbolbild)
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Denn: Er hatte es sieben Sekunden zu spät gelöst. (Symbolbild)
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Für den Berner ist das Vorgehen völlig unverständlich – er findet die Busse «kleinlich». (Archivbild)
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Die BLS rät auf Anfrage, der Fahrgast solle sich beim Kundendienst melden. (Symbolbild)

«Ich war also sieben Sekunden zu spät. Dabei habe ich es ja noch vor der Abfahrt gelöst, der Zug hatte einfach ein wenig Verspätung.» All das habe er ihm erklärt. Doch es hilft nichts, der Kontrolleur bleibt streng.

Kontrolleur rät Pendler «frech», AGB durchzulesen

«Er riet mir dann noch frech, ich solle halt mal die AGB durchlesen», erzählt C. – und ärgert sich grün und blau.

«Das ist so unglaublich kleinlich. Ich hätte ja sowieso für genau die Strecke bezahlen müssen, die ich gefahren bin. Denn das Ticket war ab Oberburg gelöst.»

Kostenpunkt der Busse: 90 Franken. «Ich hatte ja keine andere Wahl, ich musste das so unterschreiben. Am liebsten hätte ich dem Kontrolleur einen Stinkfinger auf sein Gerät gemalt.»

BLS: «Werden ehrlichen Reisenden, denen ein Fehler passiert, nicht gerecht»

Bei der BLS verteidigt man sich: «Der Tarif schreibt vor, dass die Reisenden vor der Abfahrt ein gültiges Billett gelöst haben müssen», sagt Sprecherin Helene Soltermann.

So würden Reisebegleiterinnen und Reisebegleiter geschützt. «Sie können nämlich bei der Billettkontrolle nur feststellen, ob das Ticket rechtzeitig oder zu spät gelöst wurde.» Massgebend für die Kontrolle sei die effektive Abfahrt des Zuges – will heissen: «Fährt der Zug verspätet ab, zählt es erst ab dann.»

Sind Sie schon einmal aus Versehen ohne Billett Zug gefahren?

Die BLS zeigt sich aber auch verständnisvoll. «Wir sind uns bewusst, dass wir mit dieser strikten Regelung ehrlichen Reisenden, denen einen Fehler passiert, nicht gerecht werden. Im Zweifelsfall sollen und dürfen sich unsere Fahrgäste an unseren Kundendienst wenden.» Der würde dann jedem einzelnen Fall nachgehen und könne über eine allfällige Kulanz entscheiden.

«Herr C. steht diese Möglichkeit selbstverständlich auch offen. Unsere Kundendienst-Mitarbeitenden behandeln immer wieder solche Anfragen.»

Immer wieder? Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass die Easy-Ride-Funktion für Zoff sorgt. Im Sommer sorgte bereits ein ähnlicher Fall für Schlagzeilen: Die SBB büssten einen Fahrgast, weil er 34 Sekunden zu spät löste.

* Name der Redaktion bekannt

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