Skandal am Blausee: Wegen Giftmüll-Entsorgung in einer Kiesgrube kam es zu Massensterben bei Fischen. Die Behörden sollen von dem Transport gewusst haben.
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Am Blausee unterhalb von Kandersteg BE starben dieses Jahr mehrere Tausend Fische. (Archiv) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Blausee verzeichnete immer wieder ein grosses Fischsterben.
  • Dies könnte an einem Giftmüll-Transport in einer Kiesgrube liegen.
  • Die Behörden hatten davon offenbar Kenntnis.

Seit Frühling 2018 treiben immer wieder tote Fische an die Wasseroberfläche im Blausee in Berner Oberland. Schuld daran könnte der Aushub der Lötschberg-Scheiteltunnels sein. Dabei soll Giftmüll in einer Kiesgrube entsorgt werden. Recherchen von Tamedia und des «SRF» zeigen: Die Behörden genehmigten dies sogar.

Laut «Tagesanzeiger» deponierte die Marti AG wurde Aushubmaterial in der Kiesgrube Mitholz der Firma Vigier. Dabei ist der Ort gar keine Deponie. Deshalb verfügt er auch nicht über die benötigten Massnahmen, um die Umwelt vor den Giften zu schützen. Der Gleisaushub des BLS-Sanierungsprojektes hätte in eine spezialisierte Grube gebracht werden müssen.

Grube war in offiziellem Dokument vermerkt

Das Berner Amt für Wasser und Abfall machte eigene Abklärungen in dem Fall. Amtschef Jacques Ganguin sagt gegenüber dem «Tagesanzeiger»: «Im Steinbruch Mitholz sind rund tausend Tonnen Schottermaterial illegal deponiert worden.»

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Der Steinbruch Mitholz, am Mittwoch, 16. September 2020, in Mitholz. - Keystone

Er räumt allerdings auch ein: Die Grube war im Dokument für das Genehmigungsverfahren des BLS-Projektes vermerkt. Dies wurde vom Amt übersehen, erklärt er.

Die Schuld gibt er allerdings weiter: «Bewilligt wurde das Konzept letztlich vom Bund. Das Bundesamt für Verkehr hat die Oberaufsicht über die Lötschbergbaustelle.»

Schuldstreit zwischen BAV und AWA

Das BAV sieht das anders: Solche Entscheide werden auf der Meinung von Fachleuten gestützt – wie denen von AWA. Diese haben den Entsorgungsplan im Vorfeld abgesegnet.

Doch noch weiteres kommt ans Licht. Bis vor wenigen Tagen waren die Behörden nur im Besitz von einem BLS-Entsorgungsplan – dabei gibt es fünf Projektphasen. Die Aushubarbeiten sind bereits viel fortgeschrittener als die Pläne, wie der «Tagesanzeiger» schreibt. Auch dies scheinen die Behörden übersehen zu haben.

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Der Blausee ist schön, doch in den Fischzuchtanlagen neben dem See starben die Tiere. (Archivbild) - Keystone

Das BAV weist auch hier die Schuld von sich: Es liege in der Verantwortung des Bauchefs – hier der BLS – alle Dokumente rechtzeitig einzureichen.

Allerdings könnten die Behörden auch hintergangen worden sein. Demnach hielt das BAV fest: Die Ware muss in eine besondere Wachanlage für Gleisaushub gebracht werden. Die Baufirmen hielten sich jedoch nicht daran, wie der «Tagesanzeiger» berichtet.

Eindrücke vom Blausee (BE). - Keystone

So soll Marti den Ämtern geschrieben haben, das Material werde in der Kiesgrube Mitholz nur umgeladen. Dabei deponierten sie die Abfälle dann illegal. Marti will sich dazu allerdings nicht äussern, Vigier weist diese Vorwürfe entschieden von sich.

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