Blatten ist auf Gefahrenkarte nicht als Risikogebiet verzeichnet
Das zerstörte Dorf Blatten war auf der Walliser Gefahrenkarte nicht als gefährdet markiert. Experten erklären warum.

Das von einem verheerenden Bergsturz zerstörte Blatten ist auf der aktuellen Gefahrenkarte des Kantons Wallis nicht als Risikogebiet eingestuft. Der Grund dafür ist gemäss Experten, dass es sich dabei um ein unerwartetes Ereignis handelte, dass es so noch nie gegeben hatte in der Schweiz.
Auf Gefahrenkarten werden Ereignisse berücksichtigt, mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von bis zu 300 Jahren, sagte der Berner Geologe und Mineraloge Hans-Rudolf Keusen der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Das bedeutet, dass es denkbar ist, dass ein Gefahrenereignis mit einer Wahrscheinlichkeit von einmal in 300 Jahren eintritt.
Bei einem Ereignis wie dem Bergsturz in Blatten müsse man davon ausgehen, dass ein solches Ereignis viel seltener ist, also im Durchschnitt weniger als alle 300 Jahre einmal eintrete. Dies sei also kein Fehler oder eine falsche Einschätzung, so Keusen.
Risiken und Restrisiken auf den Karten
Oft werden solche seltenen Risiken in Gefahrenkarten als Restrisiko deklariert. Mit diesem Restrisiko müssten die Behörden umgehen.
In der Schweiz befinden sich laut Keusen viele Siedlungen auf den Risikokarten für Naturgefahren im roten Bereich. Das bedeute nicht, dass diese Siedlungen abgebrochen werden müssen. Aber Erweiterungsbauten zum Beispiel seien schwieriger oder unmöglich.
In blauen Bereichen hingegen dürfe zum Beispiel mit Auflagen gebaut werden, erklärt Keusen. Im Weiteren müssen solcherart exponierte Siedlungen nach Möglichkeit mit Schutzmassnahmen gesichert werden.
Plattform Naturgefahren Planat
Keusen war unter anderem während zwölf Jahren Mitglied der Nationalen Plattform Naturgefahren Planat. Die ausserparlamentarische Kommission wurde 1997 vom Bundesrat eingesetzt und erarbeitet die Strategie der Schweiz im Umgang mit Risiken aus Naturgefahren.