Die Sommerferien sind vorbei, der Lehrermangel bleibt. Derzeitige Lösung: Lehrpersonen arbeiten fach- oder stufenfremd. Bildungsexperten sind besorgt.
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Eine Lehrerin in einer Grundschule. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Kantone steuern dem noch immer akuten Lehrermangel mit Improvisation entgegen.
  • Heisst: Bis zu einem Drittel der Lehrkräfte arbeitet fach- oder stufenfremd.
  • Bildungsexperten zeigen sich über die Situation besorgt.

In den meisten Kantonen hat am Montag das neue Schuljahr begonnen. Der Lehrermangel bleibt weiterhin akut. Trotzdem können bisher alle Klassen unterrichtet werden.

Doch: Bis zu einem Drittel der Lehrkräfte lehrt fachfremd oder auf einer Stufe, für die sie nicht ausgebildet sind. Und das in mehreren Kantonen. So auch in der Sekundarschule in Niederwangen BE, wie SRF berichtet.

Ganze 29 Prozent der dort tätigen Lehrer arbeiten fach- oder stufenfremd. Dagmar Rösler, Präsidentin Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, ist besorgt: «Das zeigt, dass wir einen qualitativen und quantitativen Lehrermangel haben. Einen versteckten Lehrermangel. Es zeigt, dass die Situation schon seit mehreren Jahren ziemlich besorgniserregend ist.»

Jede vierte Lehrperson in Luzern ist ohne passende Ausbildung

Im Kanton Bern bedeutet das: Über 1000 Lehrer unterrichten Schulstoff, für den sie nicht ausgebildet sind. Für Berner Erziehungsdirektorin Christine Häsler ist das kein grosses Problem: «Das ganz Wichtige ist die pädagogische Ausbildung. Wenn die vorhanden ist, dann können sie auch in einem anderen Fach unterrichten.»

Dasselbe Phänomen zeigt sich im Kanton Luzern: Dort unterrichtet jede vierte Lehrperson ohne passende Ausbildung. Davon betroffen sei laut SRF insbesondere das Fach Französisch. Auch hier müssen vermehrt Aushilfslehrer einspringen.

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Carl Bossard, Gründungsrektor der PH Zug, zeigt sich über die derzeitige Situation besorgt: «Wenn fachfremde und stufenfremde Lehrerinnen und Lehrer unterrichten, fehlt ihnen das fachliche Wissen und Können und die Erfahrung der Stufe.»

Kinder aus benachteiligten Familien haben Nachsehen

Denn die Kinder auf den einzelnen Stufen würden unterschiedlich lernen, so Bossard gegenüber SRF. «Es geht nicht darum, dass man einfach Unterricht erteilt. Unterrichten heisst, bei den Kindern in den Mikroprozessen des Lernens Wissen und Können aufzubauen. Das setzt ein grundsolides Wissen voraus.»

Sei dies nicht gegeben, bestehe eine grosse Gefahr. Schwierig werde es vor allem für Kinder aus weniger bildungsfreundlichen Elternhäusern. «Kinder aus benachteiligten Familien brauchen Lehrerinnen und Lehrer mit einem hervorragenden Können.»

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