Die Biodiversität in der Schweiz wird nach BirdLife Schweiz vom Bund ignoriert. Die gesetzliche Grundlage für die geschützte Fläche steht massiv im Rückstand.
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Das Aussterben des Steinkauzes wurde erfolgreich verhindert. Deshalb wurde er zum Vogel des Jahres 2021 ausgezeichnet. - sda
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bund stehe bei der Biodiversität massiv im Rückstand.
  • Die Umweltgemeinschaft BirdLife Schweiz erklärt mit Fakten und eigenen Analysen.
  • Die geschützte Fläche in der Schweiz muss vergrössert werden.

Die Naturschutzorganisation BirdLife Schweiz ortet dringenden Handlungsbedarf in Sachen Artenvielfalt. Zugleich erhebt sie Vorwürfe gegen den Bund. Dieser habe in den letzten zehn Jahren gar nicht wirklich versucht, die Biodiversität zu sichern und zu fördern.

Von einem «verlorenen Jahrzehnt für die Biodiversität» schrieb BirdLife Schweiz am Sonntag in einem Communiqué. Die Organisation stützte sich bei ihren Aussagen auf eine eigene Analyse. Der entsprechende Beschluss jährt sich am Montag zum zehnten Mal.

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Plakat für Kiebitzförderung. - Screenshot BirdLife Schweiz

Von den 18 damals festgelegten Zielen wurde demnach kein einziges erreicht. Nur bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt im Wald sei die Schweiz auf Kurs. Bei zwei Dritteln der Ziele habe es keinerlei Fortschritte oder sogar Rückschritte gegeben. Das erläutert BirdLife Schweiz mit eigenen Statistiken.

Es seien weniger Schutzgebiete ausgeschieden worden, als es sich der Bund vorgenommen habe, lautet ein Kritikpunkt. Zudem nähmen der Verkehr sowie die Intensivierung der Landwirtschaft weiter zu. Der Druck von Erholungssuchenden, Freizeit und Sport auf bisher ungestörte Gebiete sei massiv gestiegen.

BirdLife Schweiz: Kritik an Informationspolitik

Auch dort, wo es Fortschritte gebe, tue der Bund zu wenig, so BirdLife. Bei der Förderung der Biodiversität auf Grundstücken des Bundes sei noch immer fast nur die Armee aktiv. Auch bei Subventionen, die der Artenvielfalt schadeten, habe sich bis 2020 wenig oder nichts getan.

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Der Schweizer Vogelschutz/BirdLife Schweiz rechnet mit einer Wiederansiedlung des Wiedehopfs in der Nordwestschweiz. Das Bild zeigt zwei Exemplare aus dem Tierpark Goldau. - sda - KEYSTONE/SIGI TISCHLER

Ein besonderer Dorn im Auge ist der Organisation die Informationspolitik des Bundes. Die Roten Listen der gefährdeten Vogel- und Säugetierarten seien ohne Medieninformation und mit Verspätung publiziert worden. Dies, obwohl nach Schweizer Standard noch immer rund 40 Prozent der brütenden Vogelarten als gefährdet gälten. Obwohl sich bei den Säugetieren die Lage in den vergangenen 25 Jahren sogar verschlechtert habe.

BirdLife Schweiz fordert deshalb einen nationalen Aktionsplan zur Biodiversität - und die nötigen mittel zu dessen Umsetzung. «Den aktuellen ungenügenden Plan für weitere Jahre fortzuschreiben, würde noch mehr Schäden zur Folge haben.» Der Geschäftsführer Raffael Ayé liess sich im Communiqué zitieren.

Bund will Schutzfläche vergrössern...

Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) hielt auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA fest: Man nehme das Dokument zur Kenntnis und werde es «vertieft» prüfen. Die Behörde verwies in diesem Zusammenhang auf die vom Bundesrat Anfang März ans Parlament überwiesene Vorlage. Mit welcher der Schutz der Biodiversität gestärkt werde.

Mit der Vorlage will der Bundesrat dafür sorgen, dass schweizweit genügend Schutzfläche geschaffen und vernetzt wird. Dabei soll ausreichend Lebensraum für Tiere und Pflanzen gesichert werden. Hierfür seien erhebliche zusätzliche Mittel vorgesehen, wie das Uvek schreibt.

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Unterstützt wird er unter anderem durch den Naturschutzverband BirdLife Schweiz, welcher zu den grössten der Schweiz zählt. - Community

Im Rahmen dieses indirekten Gegenvorschlags zur Biodiversitätsinitiative innerhalb von zehn Jahren knapp eine Milliarde Franken für den Schutz bereitgestellt werden.

... aber Initiative geht zu weit

Der Bundesrat hatte die entsprechende Botschaft Anfang März verabschiedet, weil ihm die Initiative zu weit geht. Bei einer Annahme würde sie den Handlungsspielraum von Bund und Kantonen übermässig einschränken, findet er.

Allerdings ist auch für die Landesregierung klar, dass die biologische und landschaftliche Vielfalt besser geschützt und gefördert werden müsse. Die Erhöhung der gesetzlich geschützten Fläche soll in allen Landesteilen die notwendige Fläche für die biologische Vielfalt sichern.

Die Initiative wurde Anfang September 2020 vom Trägerverein «Ja zu mehr Natur, Landschaft und Baukultur» eingerecht. Sie will Bund und Kantone dazu verpflichten, die Artenvielfalt, die Landschaft und das baukulturelle Erbe besser zu schützen

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