Theater

«Biedermann und die Brandstifter» in der Klamauk-Falle

Keystone-SDA
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Zürich,

Schweizer Theater setzen Max Frischs «Biedermann und die Brandstifter» auf ihre Spielpläne, riskieren aber den Sturz in die Klamauk-Falle.

Biedermann und die Brandstifter
Mehrere Schweizer Theater haben Max Frischs Bühnenklassiker «Biedermann und die Brandstifter» als Stück der Stunde auf ihre Spielpläne gesetzt. (Bild: Premiere 2007, Schauspielhaus Zürich) - keystone

Von Luzern über Basel bis Zürich: Gleich mehrere Schweizer Theater haben Max Frischs Bühnenklassiker «Biedermann und die Brandstifter» als Stück der Stunde auf ihre Spielpläne gesetzt. Sie laufen dabei aber Gefahr, in die Klamauk-Falle zu tappen.

Die Welt steht in Flammen. Die USA drohen zur Diktatur zu verkommen, Russland ist längst eine und über alledem schwebt die Gefahr einer unabwendbaren Klimakatastrophe, während fast alle untätig zuschauen. Vor diesem Hintergrund erscheint Max Frischs 1958 uraufgeführte Parabel «Biedermann und die Brandstifter» als das Drama der Stunde.

Es erzählt es die Geschichte von Gottlieb Biedermann, der zwei Brandstiftern Unterschlupf gewährt und damit sehenden Auges zum Komplizen seines eigenen Untergangs wird.

Frischs Interpretationsspielraum

Frisch hat in seinem «Lehrstück ohne Lehre» jeglichen Aktualitätsbezug vermieden und gerade damit viel Interpretationsspielraum offen gelassen. Wie gingen oder gehen nun die Schweizer Theater damit um?

Im Schauspielhaus Zürich hatte sich der scheidende Co-Intendant Nicolas Stemann 2024 mit einem «Biedermann» verabschiedet, in dem er gleich das Theater selbst abfackeln liess. Dies wurde vielerorts als eine Art Abrechnung mit dem bürgerlichen Abo-Publikum gelesen, das dem Intendanten-Duo aus Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann mit viel Ablehnung gegenüber gestanden war.

Im Luzerner Theater verlegte Regisseurin Corinna von Rad das Stück als überdrehte Groteske in eine grell pinke Barbie-Welt. Herr und Frau Biedermann kommen darin so klischiert dummdreist daher, dass man beinahe schon schadenfreudig zur Kenntnis nimmt, dass ihre verlogene Scheinwelt in Flammen aufgeht.

Die Klamauk-Falle

Auf die Klamotte als Stilmittel setzte am Mittwoch am Theater Basel auch Regisseur Stefan Pucher. Er inszenierte die Parabel als Horror-Klamauk im Geisterbahn-Dekor. Während auf der Basler Bühne die letztlich verharmlosende Groteske nahe an Frischs Text ihren Lauf nimmt, ziehen an der Bühnenrampe mahnende Schriftzüge wie «Was rechtfertigt Ihr heutiges Schweigen?» vorbei.

Damit erweckt Pucher den Anschein, dass er dem Stück und damit auch seiner Inszenierung selber nicht genügend Sprengkraft abzugewinnen vermochte.

Lässt sich Frischs Parabel ohne die Übertragung in eine klamaukhafte Groteske heute überhaupt noch aufführen? In Zürich, Luzern und in Basel konnte diese Frage nicht beantwortet werden. Vielleicht gelingt das in Winterthur: Das dortige Theater Kanton Zürich hat ebenfalls eine Neuinszenierung von «Biedermann und die Brandstifter» auf den Spielplan gesetzt. Premiere ist am 23. Oktober.

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