Bewohner von Blatten gespalten zwischen Bleiben und Gehen

Keystone-SDA
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Oberwallis,

Der Abbruch des Birchgletschers hat das Leben der Bewohner von Blatten VS für immer verändert.

Blatten
Gewaltige Massen sind am MIttwochnachmittag vom Birchgletscher Richtung Tal gestürzt. (Archivbild) - Nau.ch

Alle sind ins untere Lötschental evakuiert worden und versuchen, den Schicksalsschlag zu verkraften. Sie denken auch schon an die Zukunft.

Die Behörden von Blatten versammelten die Einwohner der Gemeinde, die seit zehn Tagen verstreut im Lötschental leben, am Donnerstagabend in der Mehrzweckhalle von Wiler im Lötschental. Es war die Gelegenheit, Bilanz zu ziehen und Zeit miteinander zu verbringen, miteinander zu sprechen, sich zu sehen und sich zu berühren.

«Wir haben alles verloren und sind unendlich traurig», ist von den Bewohnerinnen und Bewohnern von Blatten in den letzten 48 Stunden immer wieder zu hören.

Ein Bewohner von Blatten, mit dem am Freitagmorgen ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sprechen konnte, sagte, die Menschen seien extrem betroffen. Für einige wäre es nützlich, ihr Haus ein letztes Mal sehen zu können. «Das würde es ihnen erlauben, ihren Trauerprozess zu starten – im Bewusstsein, dass sie dort nicht mehr leben können» so der Bewohner.

Zukunftsgedanken trotz Tragik

Andere richten ihre Gedanken teilweise schon in die Zukunft. Sie beschäftigt die Frage: Ist es besser wieder ein Zuhause in Blatten oder in der Nähe aufzubauen oder das Tal für immer zu verlassen? Diesen Gedanken findet man vor allem bei einem Teil der Jungen.

Die Bewohner des Tals, seit einigen Tagen im Fokus nationaler, aber auch internationaler Medien, haben genug von der medialen Aufmerksamkeit: «Wir reden nicht mehr» sagten sie mehr als einmal an diesem Freitag Medienschaffenden.

Das Lötschental ist nicht zum ersten Mal von einer Tragödie betroffen. 1900 wurde das ganze Dorf Wiler von einem Brand heimgesucht und zerstört. Die Solidarität der Bewohner von Blatten Ferden und Kippel kam damals voll zum Tragen.

«Die Dörfer stehen manchmal in einem Wettstreit zueinander aber man kann auch zusammenhalten» stellt ein älterer Herr fest. «Heute sind die Bewohner von Ferden Kippel und Wiler an der Reihe den Bewohnern von Blatten zu helfen».

Solidarität unter Nachbarn

Konkret wurden den Blattnern in diesen Gemeinden bereits zahlreiche Studios oder Wohnungen angeboten, obwohl einige Blattner es vorziehen bei Familienangehörigen unterzukommen. Insgesamt wurden seit dem 19. Mai im Lötschental 365 Personen evakuiert, wie der Kanton Wallis am Freitag mitteilte.

Im kleinen Dorf Blatten gibt es schon lange keine Schule mehr. Die Primarschüler werden in Wiler und die Sekundarschüler in Kippel unterrichtet. Laut der Walliser Dienststelle für Unterrichtswesen werden derzeit Überlegungen angestellt, wie das Schuljahr enden soll.

Während der Einsatz der Armee weiterhin von der Sicherheit am Ort des Bergsturzes abhängt, stehen derzeit 50 Zivilschutzpflichtige und rund 100 Feuerwehrleute im Dienst.

Kommentare

User #6241 (nicht angemeldet)

Das „Bleiben“ ist verständlich, aber was bringt die Zukunft ? Immer mit der Angst leben, dass der Berg erneut runter kommt ? Dann wäre es besser, in eine neue Zone zu umzusiedeln, nätürlich in der Nähe. Es sollte machbar sein oder ?

User #534 (nicht angemeldet)

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