Gesundheitsminister Alain Berset hält nichts von einer Durchseuchung – doch auch einen zweiten Lockdown will er unbedingt verhindern.
Alain Berset
Bundesrat Alain Berset: «Ein zweiter Lockdown muss um jeden Preis verhindert werden.» (Archivbild) - sda - KEYSTONE/PETER KLAUNZER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesrat Berset will im Kampf gegen das Coronavirus weiter auf Contact Tracing setzen.
  • Einen kompletten Stillstand will er mit gezielteren, regionalen Massnahmen verhindern.
  • Die Kantone müssen laut Berset die nötigen Kapazitäten zur Verfügung stellen.

Gesundheitsminister Alain Berset will trotz wieder steigender Infektionszahlen einen zweiten Lockdown in der Schweiz um jeden Preis verhindern. Es müsse gelingen, mit leichteren, gezielteren und regionalen Massnahmen einen Stillstand abzuwenden.

Wichtig sei ferner ein gutes Contact-Tracing, sagte Berset in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Mit Blick auf die Grippesaison im kommenden Winter sagte der Gesundheitsminister, das Contact-Tracing werde bis zum Ende der Krise durchgezogen.

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Eine Frau arbeitet an einem Computer. Viele Menschen, die während der Corona-Pandemie beim Contact-Tracing gearbeitet haben, stehen nun ohne Job da. Könnten diese nicht helfen, die Flüchtlin - Keystone

Die Kantone müssten die nötigen Kapazitäten zur Verfügung haben. «Das ist eine klare Botschaft an die Kantone. Wir dürfen nicht mehr wie im letzten Frühling einfach aufgeben», sagte Berset.

Berset hält nichts von Durchseuchung

Von einer differenzierten Durchseuchung, wie sie von einzelnen Virologen vorgeschlagen wird, halte er nichts. Wer glaube, man müsse nur die Verletzlichen schützen und könne ansonsten dem Virus freien Lauf lassen, begebe sich auf einen gefährlichen Weg.

Die Durchseuchung habe bisher nirgendwo funktioniert. Die Schweiz müsste bei einer solchen Strategie die Gefährdeten total isolieren. Das heisse einsperren. Das sei unmöglich und könne niemand ernsthaft wollen. Es gebe keine Indizien dafür, dass das Virus weniger gefährlich geworden sei als in der Vergangenheit.

Die grosse Mehrheit schätze eine faktenbasierte Debatte über das Virus und die Massnahmen des Bundesrats. Alain Berset habe nach eigenen Angaben aber wenig Verständnis für Leute, die das Virus leugnen. «Das ist absurd», sagt Berset im Interview mit der «Sonntagszeitung».

Verschwörung über Grenzen hinweg

Der Bundesrat sieht darin eine Bewegung gegen die demokratische Gesellschaft. Dabei würden sich Impfgegner, Rechtsaussen und obskure Verschwörungstheorien zusammenfinden. «Einiges an der Anti-Corona-Bewegung scheint mir aus dem Ausland importiert.»

Er selbst habe sich Videos angeschaut, die aus Deutschland oder den USA stammen würden. «Die Verschwörungsbewegung füttert sich gegenseitig über die Grenzen hinweg», sagt Berset. Die Unsicherheit und Frustration biete eine gute Möglichkeit, um Anhänger zu mobilisieren. Alain Berset will mit Dialog und Transparenz gegen die Spaltung der Gesellschaft vorgehen. Nur so könne man die ganze Bevölkerung erreichen.

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