Gülle-Geruch und Kuhglocken: Weil immer mehr Leute ohne Verständnis für die Landwirtschaft aufs Land ziehen, droht Bauern und Bäuerinnen eine Beschwerde-Flut.
Kuhglocken
Romantische Tradition oder Lärmbelästigung und Tierquälerei? Bei Kuhglocken scheiden sich die Geister – Beschwerden dürften aber häufiger werden. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz stören sich die Leute immer wieder an Kuhglocken und Gülle-Gestank.
  • Ein kürzliches Beispiel: Teenager bewarfen Kühe mit Steinen, weil sie «stinken».
  • Solche Streitereien könnten sich noch häufen, weil mehr Menschen aufs Land ziehen.
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Ein bizarrer Vorfall in Huttwil BE gibt zu reden: Eine Gruppe Jugendlicher aus einem nahegelegenen Asylheim hat Kühe mit Steinen beworfen.

Sie beschwerten sich in der Vergangenheit über Gülle-Gestank und Kuhglocken, die sie um den Schlaf brachten. Die Begründung für die Stein-Attacke war dann auch: Die Tiere «stinken».

Es ist nicht das erste Mal, dass Kühe wegen ihren laut bimmelnden Glocken für Kritik sorgen. Und die Beschwerden über Kuh-Lärm, Gülle-Gestank und Co. dürften sich in Zukunft noch häufen.

Mehr Leute ohne Verständnis für Bauern ziehen aufs Land

Sandra Helfenstein vom Bauernverband sagt zu Nau.ch: «Immer mehr Leute mit wenig Verständnis für solche – oft unvermeidbaren Nebenwirkungen der landwirtschaftlichen Arbeit – ziehen aufs Land.»

Jugendliche
Das Sportzentrum in Schwarzenbach in der Gemeinde Huttwil BE. Hier haben sich im Herbst eigenartige Szenen abgespielt.
Huttwil
Während einem Match der Huttu Highflyers hat eine Besucherin beobachtet, wie Jugendliche vor der Eishalle Kühe mit Steinen bewarfen. (Archivbild)
Kuh
«Das wird sich um unsere Gusti gehandelt haben», sagt eine Nachbarin des Sportzentrums auf Anfrage.
Kuh
Der Vorfall überrasche sie – normalerweise seien die Jugendlichen aus der Unterkunft den Tieren gegenüber sehr vorsichtig. (Symbolbild)
Gülle
Eine mögliche Erklärung hat sie aber: In der Vergangenheit hätten sich die Jugendlichen schon über den Gülle-Gestank vor Ort beschwert. (Symbolbild)
Kühe
Auch während dem Angriff auf die Kühe erklärten sie einer Augenzeugin, dass die Kühe stinken würden. (Symbolbild)
Kuh
Womöglich war die kuriose Aktion also ein Racheakt – wegen des Gülle-Gestanks. (Symbolbild)

Sie könne sich vorstellen, dass man deshalb künftig mehr am gegenseitigen Verständnis arbeiten müsse. Vielleicht habe das auch mit «der zunehmend individualisierten Gesellschaft» zu tun.

«Bauernhöfe normalerweise zuerst da»

Die Kritik an Lärm und Gestank verstehe Helfenstein jedoch nicht ganz. «Normalerweise sind die Bauernhöfe zuerst da und die Leute entscheiden sich freiwillig, in deren Umgebung zu ziehen. Ich ziehe ja auch nicht neben ein Gleis und rege mich dann darüber auf, dass ich die Züge durchfahren höre.»

Bauern und Bäuerinnen müssten aber auch Rücksicht nehmen, findet sie: Die Wiese neben der Einfamiliensiedlung sollte man nicht genau am Samstagnachmittag güllen.

Was halten Sie von Kuhglocken?

Die Kuh-Beschwerden in Huttwil BE reiht sich ein in eine Serie von Beschwerden gegen die Landwirtschaft. Ein kürzliches Beispiel, das aufzeigt, wie frisch Zugezogene mit landwirtschaftlichen Ausdünstungen und Lärm hadern: Die Gemeinde Aarwangen, die nahe von Huttwil in der Berner Region Oberaargau liegt.

Früher ein kleines, ländliches Dorf, heute eine Agglomerationsgemeinde mit vielen neuen Quartieren. Dort sorgten zwei Paare für Zoff, die neu im Dorf lebten. Sie ärgerten sich derart über die Kuhglocken-Geräusche, dass sie eine Beschwerde einlegten – und sie gar verbieten wollten.

Kuhglocken
In der Schweiz kommt es immer wieder zu Beschwerden wegen Kuhglocken. (Archivbild)
Kuh
Aber auch krähende Hähne, Gülle-Gestank und von Landwirtschaftsfahrzeugen blockierte Strassen sorgen für Kritik. (Archivbild)
Kühe
Beschwerden könnten in Zukunft zunehmen, befürchtet der Bauernverband. (Archivbild)
Kühe
Denn: «Immer mehr Leute mit wenig Verständnis für solche – oft unvermeidbaren Nebenwirkungen der landwirtschaftlichen Arbeit – ziehen aufs Land.» (Archivbild)
KUH
Für Aufsehen sorgten kürzlich zum Beispiel zwei zugezogene Paare in Aarwangen BE, die sich über Kuhglocken beschwerten.

Sehr zum Unmut der restlichen Bevölkerung: Die lancierte in der Folge kurzerhand eine Initiative gegen das gewollte Verbot. Mit dem Kuhglocken-Gstürm schaffte es Aarwangen sogar international in die Schlagzeilen.

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