Paul Biya weilt derzeit mit seiner rund 50-köpfigen Entourage im Genfer Hotel Interncontinental. Demonstranten versuchten, zu ihm durchzubrechen.
Die Polizei ging mit Wasserwerfen und Tränengas gegen die Demonstranten vor.
Die Polizei ging mit Wasserwerfen und Tränengas gegen die Demonstranten vor. - sda - KEYSTONE/SALVATORE DI NOLFI
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Genf kam es heute zu Ausschreitungen bei Demonstration gegen Kameruns Präsident.
  • Die Demonstranten warfen der Schweiz vor, einen mordenden Diktator zu schützen.

Bei einer Protestkundgebung von über hundert Kamerunern in Genf gegen den Besuch des Präsidenten ihres Landes ist es heute Samstag zu Ausschreitungen gekommen. Die Demonstranten versuchten wiederholt, die Polizeiabsperrung vor dem Hotel Intercontinental zu durchbrechen.

Die Demonstrierenden skandierten «Paul Biya Mörder – Schweiz Komplizin», wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort berichtete.

Paul Biya Kamerun
Paul Biya, Präsident der zentralafrikanischen Republik Kamerun. - dpa

Sie warfen der Schweiz vor, einen Diktator zu schützen, der 30'000 Menschenleben der englischsprachigen Minderheit im Nordosten und im Südwesten des Landes auf dem Gewissen habe.

Gegen Abend spitzte sich die Situation immer mehr zu. Vier Stunden nach Beginn der unbewilligten Kundgebung reagierte die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas.

Der 88-jährige Biya war am vergangenen Sonntag für einen Privatbesuch im Hotel Intercontinental in Genf angekommen. Seither hatte die Polizei mehrere kleine Versammlungen seiner Gegner aufgelöst und einige Personen festgenommen.

Bewilligung wegen möglicher Ausschreitungen abgelehnt

Das Gesuch um eine Demonstrationsbewilligung war von der Stadt zuerst bewilligt, dann aber vom Kanton wegen der Gefahr möglicher Ausschreitungen abgelehnt worden. Biyas Gegner hatten deshalb am Freitagabend beim Verwaltungsgericht Rekurs eingelegt. Doch dieser habe keine aufschiebende Wirkung, hiess es auf Anfrage.

Wasserwerfer
Die Polizei setzte Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein. - keystone

Biya ist seit 1982 Staatschef von Kamerun. Zuvor war er bereits sieben Jahre lang Premierminister gewesen. In der ehemaligen deutschen und nach dem Ersten Weltkrieg französischen Kolonie herrscht seit Jahren ein gewaltsamer Konflikt der Zentralregierung mit Befürwortern der Unabhängigkeit des englischsprachigen Teils des Landes.

50-köpfige Entourage im Interncontinental

Menschenrechtsgruppen zufolge geht Biyas Regierung mit Gewalt und massenhaften Festnahmen gegen Oppositionelle vor. Für Kritik sorgen auch seine zahlreichen Luxusreisen im Ausland. Meistens mit dabei ist seine fast vierzig Jahre jüngere Frau Chantal, die für ihre teuren Kleider und ihre extravagante Frisur bekannt ist.

Mit seiner rund 50-köpfigen Entourage hat sich Biya wiederholt im Genfer Hotel Interncontinental aufgehalten. Bereits vor zwei Jahren war es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei gekommen.

RTS
Bereits vor zwwei Jahren kam es in Genf zu grossen Ausschreitungen. Grund war der Besuch von Kameruns Präsidenten Paul Biya. (Archivbild) - dpa

Ausserdem war ein Journalist des Westschweizer Radios und Fernsehens RTS von Sicherheitskräften des kamerunischen Präsidenten attackiert und leicht verletzt worden. Die Genfer Justiz verurteilte sechs Bodyguards zu bedingten Freiheitsstrafen in der Höhe von drei bis vier Monaten.

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