Ein Aargauer Chefredaktor hat einen Fussball-Trainer mit kosovarischen Wurzeln beschimpft. Nun verteidigen ihn seine Weggefährten gegen Rassismus-Vorwürfe.
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Beim FC Wohlen kam es zu einem Skandal um zwei Juniorentrainer. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Daniel Marti soll einen Trainer des FC Wohlen rassistisch beleidigt haben.
  • Der Grund: Sein Sohn wurde nicht so eingeteilt, wie er es wollte.
  • Der Rassismus-Vorwurf sei trotz allem falsch, sagen Freunde des Journalisten.
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Der Fall des «Wohler Anzeiger»-Chefredaktors Daniel Marti sorgte schweizweit für Aufsehen. Im September berichtete der «Blick»: Marti soll einen Trainer mit kosovarischen Wurzeln beim FC Wohlen rassistisch beleidigt haben.

Am Telefon habe er ihm gesagt: «Was fällt dir überhaupt ein, du verdammter Ausländer-Sack! Das ist dein Ende bei diesem Verein.»

Grund für die Äusserung war demnach die Einteilung der Juniorenmannschaften, die zu Ungunsten von Martis Sohn ausfiel. Wenig später wurden die beiden zuständigen Trainer tatsächlich suspendiert.

Jugendfreund über Marti: «Er hat einen Fehler gemacht»

Gegenüber der «Aargauer Zeitung» nehmen verschiedene Weggefährten nun Stellung zu den Vorwürfen gegen Marti. Der ehemalige «Wohler Anzeiger»-Journalist Leo Ferraro sagt, «der Dani» sei sicherlich kein Rassist. «Er ist loyal, korrekt, menschlich in Ordnung», wird er zitiert.

Ferraro sagt aber auch: «Er kann unverzeihlich sein, wenn man sich gegen ihn stellt.» So werde er schnell emotional und eine Äusserung wie «verdammter Ausländer» könne vorkommen.

Daniel Marti
Daniel Marti hat gegenüber zwei Trainern die Fassung verloren.
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Der FC Wohlen entliess danach die beiden Trainer.
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Ihnen wird vorgeworfen, Spieler gemobbt zu haben.

Der ehemalige «Blick»-Sportchef und heutige Reporter Felix Bingesser, ein Jugendfreund, zeichnet ein ähnliches Bild von Marti. Auch er sagt gegenüber der «AZ», dass Marti kein Rassist sei. Aber: «Er hat einen Fehler gemacht und weiss dies auch.»

Würden Sie einen Freund verteidigen, der sich rassistisch äussert?

Auch der «Wohler Anzeiger» nimmt Wochen nach dem Vorfall erstmals Stellung, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Martis Aussagen seien ein Fehler gewesen, so die Lokalzeitung. Sie hält jedoch fest: «Es geschah aus den Emotionen heraus.»

Der Chefredaktor habe seinen Sohn und andere Kinder schützen wollen, die «gemobbt und unfair behandelt» worden seien.

Wohlen-Präsi tritt nach Rassismus-Eklat zurück

Viele Fans des FC Wohlen, dessen 1. Mannschaft in der 1. Liga spielt, haben nach dem Vorfall das Vorgehen der Vereinsführung scharf kritisiert. Unter anderem forderte der Fanclub Tifosi Wohlen einen Auschluss von Daniel Marti aus dem Klub.

Präsident Michael von Wyl trat in der Folge per sofort von seinem Amt zurück. Vom Rassismus-Vorwurf zeigte er sich in einer Mitteilung «zutiefst getroffen».

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