Ein Expat aus den USA wirft ein kleines Stück Karton in den Abfall an einer Tramhaltestelle und wird angezeigt. Das könnte nicht nur in Zürich passieren.
Müll
Der US-Amerikaner Will C. hat eine Anzeige erhalten, weil er eine kleine Kartonschachtel zur falschen Zeit in diesem Mülleimer in Zürich deponierte. - Will C.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein US-Amerikaner, der in Zürich lebt, entsorgt ein Stück Karton im öffentlichen Abfall.
  • Daraufhin erhält er eine Anzeige, weil er sich nicht an die Entsorgungszeiten hielt.
  • Nicht nur in Zürich wird der Abfall durchsucht – auch in Winterthur, Aarau und St. Gallen.
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Ein US-Amerikaner stellt schockiert fest, dass er versehentlich gegen das Schweizer Gesetz verstossen hat – mit einem falsch entsorgten Päckli. Überführt hat Expat Will C. das Adress-Etikett.

Denn: Entsorgungsmitarbeitende der Stadt Zürich durchsuchen den öffentlichen Abfall, um Güsel-Sünder zu überführen. Dem Expat wird vorgeworfen, Karton zur falschen Zeit entsorgt zu haben. Deshalb droht ihm nun eine 320-Franken-Busse.

Der Fall, über den Nau.ch exklusiv berichtete, hat hohe Wellen geschlagen. Viele Schweizerinnen und Schweizer werfen der Stadt Bünzlitum vor. Doch Zürich ist bei weitem nicht die einzige Gemeinde, die den Abfall durchsuchen lässt.

«Wird bei uns auch gemacht»

«Das wird bei uns auch gemacht», sagt Simon Amann von der Winterthurer Entsorgungsabteilung. «Wir suchen beispielsweise bei falsch bereitgestellten Kartons nach Adressen. Oder in Hausmüll, wenn er in schwarzen Säcken statt Gebührensäcken bereitgestellt wird.»

Wie in Zürich werde auch der Müll in öffentlichen Abfalleimern durchsucht. «Dort aber nur nach Hinweisen auf eine Übertretung. Allfällig gefundene Adressen leiten wir der Polizei weiter – das kommt aber eher selten vor.»

Müll
So wird der Zürcher Expat Will C. von der Müll-Polizei verwarnt.
Will
Für ihn ein Schock: «Ich hatte keine Ahnung, was ich falsch gemacht haben könnte», erinnert er sich.
Karton
Er selbst hatte seine Kartonschachtel im Mülleimer deponiert – aber direkt neben der Tramhaltestelle liegt Karton einfach auf der Strasse.

Finde man eine Adresse in schwarzen Säcken, würden 50 Franken verrechnet. «Grössere illegale Entsorgungen leiten wir an die Polizei weiter.» Werde Abfall zur Unzeit bereitgestellt, gibt es nicht sofort eine Busse. «Wir versuchen meist zuerst, die Verursacherin oder den Verursacher zu informieren und sensibilisieren», so Amann.

Zigi-Stummel-Sünde kostet 300 Stutz

Ähnlich ist es in Aarau: «Der Müll wird auf Adressenetiketten durchsucht, um allfällige Abfallsünder zur Anzeige zu bringen», sagt Daniel Ringier von der Stadtpolizei. Der Einzelfall werde dann geprüft und wenn möglich eine Ordnungsbusse ausgestellt – ansonsten gibt es eine Anzeige.

Finden Sie es bünzlig, dass die Behörden den Abfall durchsuchen?

Die Kosten, die Abfallsünder in Aarau drohen: «Bei Litteringwiderhandlungen wird eine Ordnungsbusse von 300 Franken ausgestellt.» Darunter fallen etwa das Wegwerfen von Kleinabfällen wie Zigarettenstummel, Papiertaschentücher, kleine Papierzettel oder einzelne Plastiktüten.

Entsorgt man eine grössere Menge Müll widerrechtlich beispielsweise im Wald, gibt es eine Anzeige an die zuständige Behörde. «Diese legt die Bussenhöhe in jedem Einzelfall nach eigenem Ermessen selbst fest», so Ringier.

St. Gallen kulanter als Aarau

Auch in Basel wird der Abfall durchsucht, sagt eine Sprecherin zu Nau.ch. Und in St. Gallen gibt es den sogenannten «Abfallcontroller», wie es auf Anfrage heisst.

«Er rückt bei Meldungen über illegal entsorgte Abfälle oder zu früh bereitgestellte Kehrichtsäcke aus.» Dann würde er Hinweise zu den Verantwortlichen suchen.

Winterthur
Auch in Winterthur durchsuchen die Behörden den öffentlichen Abfall, um Hinweise auf Güsel-Sünder zu finden. (Archivbild)
Polizei
«Allfällig gefundene Adressen leiten wir immer der Polizei weiter – das kommt aber eher selten vor», sagt ein Sprecher.
Abfall
Ähnlich ist es in der Stadt Aarau.
Müll
Anders in Bern: Dort werden öffentliche Abfallkübel nicht erlesen.

Personen, die sich nicht an die Entsorgungsregeln halten, werden laut der Polizei mit 80 Franken gebüsst. Teurer wird es, wenn man Abfall in der Natur deponiert – je nach Fall könne es auch zur Anzeige kommen.

«Für einzelne Kleinabfälle gibt es eine Busse von 50 Franken. Bei Wegwerfen oder Zurücklassen von mehreren Kleinabfällen beträgt die Busse 200 Franken.» Damit ist die Ostschweizer Stadt kulanter als Aarau.

Haben Sie schon einmal eine Abfall-Sünde begangen?

Die einzige angefragte Stadt, die öffentliche Abfallkübel nicht durchsucht, ist Bern. Aber: Wird Müll oder Sperrgut ohne Gebührensack oder Sperrgutmarke entsorgt, versuche man, Übeltäterin oder -täter ausfindig zu machen. «Neben einem Unkostenbetrag wird beim Polizeiinspektorat Anzeige erstattet.»

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