Armeechef hofft auf schnellen Einsatz von Abwehrdrohnen
Drohnenalarm in ganz Europa: Sogar über Meiringen BE wurden mehr Flüge registriert als angenommen – nun greift der Armeechef durch.

Das Wichtigste in Kürze
- Drohnen sind derzeit allgegenwärtig. Sogar in Meiringen BE gab es mehr als gedacht.
- Der Armeechef Thomas Süssli hofft auf Abwehrdrohnen für die Schweiz noch in diesem Jahr.
- Gegen Drohnen im unteren Luftraum fehle bislang ein geeignetes System.
Drohnenalarm in ganz Europa – und auch die Schweiz bleibt nicht verschont: Deutlich mehr unerlaubte Flüge als gedacht werfen Fragen zur Sicherheit auf. Armeechef Thomas Süssli schlägt Alarm. Die Lage sei ernst, doch in der Schweiz habe das Bewusstsein dafür noch nicht eingesetzt. Jetzt müsse rasch gehandelt werden.
Armeechef Thomas Süssli warnt im Interview mit «CH Media»: Die Zeit des Redens sei vorbei – jetzt brauche es Taten. Denn aus einem hybriden könne schnell ein konventioneller Konflikt werden.
Süssli: «Nachrichtendienste, Verteidigungsminister und Armeechefs in Europa fürchten, dass Russland ab 2028 bereit sein könnte, den Konflikt militärisch eskalieren lassen könnte.» Europa müsse alles unternehmen, um genau das zu verhindern.
«Botschaft in der Schweiz noch nicht wirklich angekommen»
Ob die Schweiz den Ernst der Lage erkannt hat, bezweifelt Armeechef Thomas Süssli: «Ich habe den Eindruck, dass die Botschaft bei uns noch nicht wirklich angekommen ist. Nicht im gleichen Ausmass wie in Europa.»
Dabei ist auch die Schweiz sei Ziel von Desinformation, Beeinflussung und Spionage. Zwar habe es bisher keine Sabotageakte gegeben – doch Süssli schlägt Alarm: «Kürzlich stellten wir jedoch fest, dass über dem Flugplatz in Meiringen mehr Drohnen fliegen als uns bewusst war.»
Wer sie gesteuert hat, sei unklar.
Um überhaupt eingreifen zu können, müsse nun dringend die rechtliche Grundlage geschaffen werden – daran werde gearbeitet. Denn die grösste Schwachstelle liegt in der Luft: Sicherheitsdirektor Martin Pfister sagte offen – derzeit könne die Schweiz keine Drohnen abschiessen.
Kein Abwehrsystem für Drohnen im unteren Luftraum
Gegen Drohnen im unteren Luftraum fehle der Schweiz bislang ein wirksames Abwehrsystem. Deshalb müsse jetzt schnell gehandelt werden, warnt Armeechef Thomas Süssli. Er setzt auf Abwehrdrohnen, die idealerweise noch dieses Jahr einsatzbereit sein sollen.
Um Tempo zu machen, arbeitet die Armee direkt mit einem Start-up zusammen: «Wir passen auch die Beschaffungsprozesse an, um das System schnellstmöglich zu entwickeln oder zu evaluieren und einzuführen.»
Weniger gut läuft es bei der grossen Boden-Luft-Abwehr: «Leider verzögert sich unser Beschaffungsprogramm für die Boden-Luft-Abwehr grosser Reichweite», so Süssli. Immerhin werde derzeit an Systemen für die mittlere Reichweite gearbeitet.
Parallel treibt die Armee offensive Fähigkeiten voran: Eine Task Force will binnen drei Jahren ein Angriffsdrohnen‑System entwickeln. Sie kooperiert dafür mit Start‑ups, der ETH Zürich und der Schweizer Industrie.