Immer mehr Blindgänger werden gefunden: Grund dafür ist womöglich, dass Schweizer häufiger im Freien unterwegs sind – und der Klimawandel.
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Munitionsreste liegen neben einem Apfel in einer Wiese: Die Armee hat noch nie so viele Blindgänger entfernt wie 2023. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Noch nie zuvor hat die Armee so viele Blindgänger gefunden wie 2023.
  • Ein Grund liegt an der Sensibilisierung der Menschen.
  • Andererseits sind auch schmelzende Gletscher ein Auslöser.
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Blindgänger sind in der Schweiz gefürchtet. Die Schweizer Armee hat nun, angeführt vom Kommando für Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung (KAMIR), die neueste Statistik veröffentlicht.

Im Jahr 2023 gingen 1122 Meldungen bei ihnen ein und 3537 Objekte wurden entfernt. Davon handelte es sich bei 280 dieser Gegenstände tatsächlich um Blindgänger.

Die Menge der Meldungen über Blindgänger ist damit in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Wie die «NZZ» in Berufung auf die VBS berichtet, liegt dieser Wert bei 43 Prozent über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre.

Armee findet mehr Blindgänger dank Sensibilisierung

Viele der Meldungen stammen von Zivilisten, die, während sie die Bergwelt der Schweiz erkunden, auf diese gefährlichen Überreste der Vergangenheit stossen. 87 Prozent aller Blindgängermeldungen im Jahr 2023 kamen von Bürgern. Lediglich 3 Prozent stammten von Militärpersonal und 10 Prozent von der Polizei, wie in der Statistik angeführt wird.

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Ein Soldat der Schweizer Armee sichert einen Blindgänger. - keystone

Die häufigsten Fundgebiete liegen in den Kantonen Bern, Graubünden, Wallis und St. Gallen. Die Experten führen die Erhöhung der Fundanzahl auf die verstärkten Outdoor-Aktivität der Schweizer zurück. Auch die erhöhte Sensibilisierung soll für mehr Alarmierungen sorgen.

Klimawandel hat Finger im Spiel

Aber nicht nur diese Neigung hat zu dieser Zunahme beigetragen. Ein bedeutender Faktor ist der Klimawandel, wie Armeesprecher Stefan Hofer gegenüber «NZZ» enthüllte.

«Der starke Rückgang der Gletscher legt einst verschossene Munition frei. Auch Extremwetterphänomene haben einen Einfluss, etwa Murgänge nach Starkniederschlägen in militärisch genutzten Gebieten.» Die meisten der im letzten Jahr entdeckten Blindgänger sind Altlasten aus dem Kalten Krieg.

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Einer der Gründe für mehr Funde von Blindgängern sind die schmelzenden Gletscher der Schweiz. - Unsplash

Die Schweizer Armee verbrauchte während dieser Zeit für Übungszwecke jährlich eine halbe Million scharfe Granaten und schoss oft ungeniert auf Gletscherfelder und Felswände. Nicht alle Geschosse detonierten – und viele gingen verloren, bis sie nach der Schneeschmelze im Sommer wieder auftauchten.

Oder auch nicht, wie die «NZZ» berichtet.

Blindgänger nie berühren

Die offizielle Politik zur Verhütung von Unfällen durch Blindgänger lautet «Nicht berühren – markieren – melden». Heutzutage ist es auch möglich, mit einer kostenlos im App Store erhältlichen «Blindgänger-App» Funde zu melden.

Privatpersonen können bei einer Meldung sogar bis zu 100 Franken erhalten.

Hast du schon einmal Munitionsschrott oder ähnliches gefunden?

Einer der Hauptaufgaben des KAMIR ist es, Bedrohungen durch Kampfmittel im Interesse der Armee, der Bevölkerung und im internationalen Kontext für die Schweiz abzuwehren. Das erklärt die Mitteilung des Militärs.

Neben der Reaktion auf Blindgängermeldungen werden regelmässige Aufräumaktionen auf Schiessplätzen und in Zielgebieten der Armee durchgeführt.

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