Armasuisse-Chef Urs Loher fordert eine Stärkung der heimischen Rüstungsindustrie. Er sehe eine Situation wie im Kalten Krieg.
Urs Loher
Die Kooperationsvereinbarung wurde anlässlich eines Treffens von Rüstungschef Urs Loher mit Schweizer Drohnenfirmen am Donnerstag unterzeichnet. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Armasuisse-Chef Urs Loher sieht eine Situation wie im Kalten Krieg und will die heimische Rüstung stärken. Die Schweiz solle sich zudem bei der Rüstungsbeschaffung mit den anderen europäischen Ländern abstimmen und bei deren Bestellungen mitmachen.

«Wir benötigen ja meist viel kleinere Stückzahlen als andere Länder. So hat es dann für uns auch Platz», sagte Loher in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit Tamedia. Die Schweiz müsse aber auch vorsorgen: «Bei den Rüstungsvorhaben, die wir jetzt aufgleisen, schauen wir, dass wir möglichst Schlüsselkomponenten in der Schweiz selbst bauen können.»

Das gebe der Schweiz einen Unterpfand in die Hand, sagte Loher. Als Beispiel für einen Unterpfand nannte er ein in der Schweiz produziertes, sicherheitsrelevantes Bauteil für den US-amerikanischen F/A-18-Kampfjet.

Schweizer Waffenexporte unter Druck

«Der Hersteller McDonnell Douglas, respektive Boeing, hat dieses Bauteil für alle Jets dieses Typs in der Schweiz bezogen. Das hat eine gegenseitige Abhängigkeit geschaffen. Ein solches Pfandsystem streben wir auch für künftige Rüstungsvorhaben an.»

Wegen des kleinen Heimmarkts sei die Schweizer Rüstungsindustrie allerdings auf Exporte angewiesen, so der Chef von Armasuisse, dem Kompetenzzentrum des Verteidigungsdepartements für Beschaffung, Technologie und Immobilien.

Die Illusionsblase der Schweiz

«Das Problem dabei ist: Unser Land wird zunehmend als unzuverlässig wahrgenommen, wenn es um Waffenexporte geht.» Er spüre die zunehmende Zurückhaltung des Auslands, dazu habe die deutsche Rheinmetall teils Kapazitäten aus der Schweiz verlegt. «Dass die Schweiz generell vermehrt umgangen wird, macht mir Sorgen», sagte Loher.

«Ich habe den Eindruck, die Schweiz lebt in einer Illusionsblase», so der Armasuisse-Chef weiter. «Die Notwendigkeit, dass wir mehr in die Verteidigung investieren müssen, ist nicht überall angekommen.» Er sorge sich, dass man erst zu spät merke, dass man früher hätte handeln müssen. Er sehe eine Situation wie damals im Kalten Krieg.

Potenzial in neuen Bereichen

«Und da ist natürlich die Abschreckung möglicher Angreifer durch eine starke, gut ausgerüstete Armee essenziell», sagte Loher. «Aber ich zweifle, ob unsere Armee im Moment so abschreckend ist. Der Nachholbedarf ist riesig.» Während der Produktionsstandort Schweiz für klassisches Rüstungsmaterial Einschränkungen aufweist, sieht Loher Potenzial in neuen Bereichen:

«Nicht nur bei den Drohnen ist die Schweiz gut aufgestellt, auch bei der Robotik und bei unbemannten Systemen sowie künstlicher Intelligenz oder Quantentechnologie», sagte er. «Das sind militärisch wichtige Forschungsbereiche, die wir unbedingt in unseren Händen behalten müssen.»

So habe etwa China einem Forschungsinstitut im Drohnenbereich der Universität Zürich hohe Mittel in Aussicht gestellt, sagte Loher. «Wir müssen aufpassen, dass wir unser Know-how nicht an China ausverkaufen.»

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