Die Schweiz vernachlässigt die Entwicklung von Biosimilars, während die Nachbarländer viel weiter sind. Dabei ist in den Nachahmerprodukten grosses Potential.
Eine Frau tropft eine Flüssigkeit in ein Reagenzglas. (Symbolbild)
Eine Frau tropft eine Flüssigkeit in ein Reagenzglas. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Helsana moniert die Vernachlässigung von Biosmilars.
  • Die Schweiz könnte mit den Nachahmer-Arzneien Kosten sparen.

Angesichts der steigenden Kosten im Gesundheitswesen wird nach Ansicht von Experten das Sparpotential durch Biosimilars zu wenig genutzt. Hier hinke die Schweiz mangels Anreizen den Nachbarländern hinterher. Biosimilars sind Nachfolgeprodukte von biotechnologisch hergestellten Medikamenten (Biologika), deren Patentschutz abgelaufen ist. Diese Nachahmerpräparate müssen in puncto Wirksamkeit und Sicherheit dem Original entsprechen. Daher ist der Kostenaufwand für Biosimilars auch höher als bei Nachfolgeprodukten von chemischen Arzneien, den Generika.

Die immer älter werdende Bevölkerung stellt die Gesundheitssysteme vor die Herausforderung, mit steigenden Ausgaben für Medikamente zurechtzukommen. Alleine in der Schweiz haben sich die Kosten in der obligatorischen Grundversorgung zwischen 2008 und dem vergangenen Jahr mehr als verdoppelt – ein Viertel davon ist auf Zahlungen für Medikamente entfallen.

Wie Martina Weiss, Leiterin Verhandlung und Vergütung Medikamente bei der Helsana, heute Dienstag auf einer Medienkonferenz erklärte, bieten Biosimilars eine wichtige Möglichkeit, den Anstieg der Gesundheitskosten zu bremsen. «Allerdings fehlen in der Schweiz leider meist die Anreize, Biosimilars verstärkt einzusetzen», ergänzt die Expertin anlässlich der Veranstaltung zum Thema Biosimilar-Einsatz in der Schweiz. «Bislang bleibt der Einsatz von Biosimilars hinter den Erwartungen zurück», ergänzte Weiss. «Die jeweiligen Referenzprodukte sind immer noch markführend und die Verwendung der Nachahmerpräparate geht nur zögerlich vonstatten.» Der hiesige Markt hinke der europäischen Konkurrenz dabei klar hinterher.

Das Logo der Krankenkasse Helsana. (Symbolbild)
Das Logo der Krankenkasse Helsana. (Symbolbild) - Keystone

Zweite Generation der Biosimilars kommt

Wie es Alexander Salzmann von Sandoz an der Veranstaltung darstellte, rollt derzeit die zweite Generation von Biosimilars über den Markt. Denn mittlerweile hätten Firmen wie Sandoz Biosimilars entwickelt, die eine Alternative für die ganz grossen Kassenschlager darstellen.

Beim Blick nach vorne kündigte Helsana-Frau Weiss an, dass man derzeit davon ausgehe, dass im Jahr 2020 Biologika einen Umsatz von etwa drei Milliarden Franken generieren werden. Derzeit sind unter den 15 Top-Medikamenten in der Schweiz die Hälfte Biologika. Wenn man bedenke, dass das Biosimilars mit einem Abschlag von 25 Prozent auf den FAP, den Fabrik-Abgabe-Preis, kommen, sei das Einsparpotenzial beachtlich.

«Selbst wenn man davon ausgeht, dass nur die Hälfte der derzeitigen Biologika unter den Top-Arzneien durch Biosimilars ersetzt wird, würde das bei den geschätzten 3 Milliarden eine Kosteneinsparung von bis zu 300 Millionen Franken ermöglichen», rechnete die Expertin vor.

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Das Logo des Pharmaunternehmens Sandoz. (Symbolbild) - Keystone

Schweizer System fehlen die Anreize

Warum also kommen sie nicht stärker zum Einsatz? Laut Weiss fliessen hier verschiedene Faktoren wie etwa die therapeutische Freiheit oder auch die Tatsache ein, dass es keine Anreize für Ärzte gibt, wirtschaftlich zu verschreiben. «Ausserdem ist es immer wieder zu beobachten, dass vielen Ärzten von den Herstellern der Originalpräparate mitunter auch höhere Rabatte gewährt werden», was den stärkeren Einsatz von Biosimilars ebenfalls behindere.

Letztlich brauche es einen Preiswettbewerb für alle, fordert die Krankenkassen-Expertin. «Es wäre auch hilfreich, wenn Ärzte und Spitäler stärker nach dem Wirtschaftlichkeitsprinzip handelten, also kostengünstigere Therapien verschrieben.»

Das Fazit von Weiss ist denn auch ernüchternd: «Wenn bei patentabgelaufenen Mitteln nicht gespart wird, können wir uns Innovation bald nicht mehr leisten.»

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