In Zürich kam es am Samstagabend zu einem Messerangriff auf einen Juden. Der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr spricht von einem «Terroranschlag».
Attacke Jude Zürich
Der 15-Jährige, der einen Juden in Zürich mit dem Messer attackiert hat, soll sich in einem Video zum IS bekennen. - Siteintelgroup

Das Wichtigste in Kürze

  • In Zürich wurde am Samstagabend ein orthodoxer Jude mit einem Messer angegriffen.
  • Der mutmassliche Täter (15) wurde von der Polizei nach der Tat festgenommen.
  • Berichten zufolge soll sich der Jugendliche zum IS bekennen.
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In Zürich kam es am Samstagabend bei der Selnaustrasse zu einer Messerattacke auf einen orthodoxen Juden. Mutmasslicher Täter ist ein 15-jähriger Teenager.

Wie die Oberjugendanwaltschaft des Kantons Zürich in einer Medienmitteilung schreibt, handelt es sich um einen Schweizer mit tunesischem Hintergrund. Auf Anordnung der Jugendanwaltschaft befindet er sich seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft.

Ob er als Einzeltäter oder in Verbindung mit einer Gruppierung gehandelt habe, sei Gegenstand der Ermittlungen.

Bei seinem Angriff soll der 15-Jährige «Ich bin Schweizer. Ich bin Muslim. Ich bin hier, um Juden zu töten», gerufen haben. Das berichtet das jüdische Magazin «Tacheles».

Sicherheitsdirektor Mario Fehr: «Für mich ein Terroranschlag»

In einer Pressekonferenz vom Montagnachmittag sprechen die Behörden von einem «Terroranschlag». «Für mich persönlich ist es ein Terroranschlag, weil jemand einzig und allein wegen seiner Religionszugehörigkeit niedergestochen wurde», erklärt Sicherheitsdirektor Mario Fehr vor den Medien.

Der Täter habe sein Opfer töten wollen, so Fehr. «Das kann man bei der Schwere der Verletzungen nicht anders interpretieren. Er wollte ihn töten, weil er Jude war.» Der 15-Jährige habe allerdings wohl keine Berührungspunkte mit Juden in seinem persönlichen Umfeld gehabt. «Also Juden aus der Stadt Zürich kannte er sicher keine», sagt Fehr.

Zürich Juden Attacke
Mario Fehr, Regierungspräsident und Sicherheitsdirektor des Kantons Zürich, links, informierte nach der Tat über die Sicherheitslage. - keystone

Der Sicherheitsdirektor kommt auch auf das Video zu sprechen, welchen von «Site Intelligence Group» veröffentlicht wurde. Darin bekennt sich der mutmassliche Täter zum IS. Die Aufnahme sei nun Teil der Ermittlungen. Das Video sei authentisch, hält Fehr fest.

Das Sicherheitsgefühl der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sei durch den Angriff erschüttert worden. «Wir werden alles dafür tun, damit sie sich wieder sicher fühlen.»

Mutmasslicher Täter bekennt sich zu IS

Wie Rita Katz, die Direktorin des Portals, auf LinkedIn schreibt, wurden Videos des mutmasslichen Täters auf einem Pro-ISIS-Kanal online gestellt.

Der Jugendliche soll darin mit einem Grossangriff auf Juden in der Schweiz drohen. Zudem soll er Gleichgesinnte aufrufen, Juden auf der ganzen Welt anzugreifen.

Messerattacke Jude Zürich
Anfang März wurde ein orthodoxer Jude in Zürich angegriffen und schwer verletzt. - Nau.ch

ISIS hat sich bisher nicht zu dem Anschlag bekannt und auch keines der Videos über seine Nachrichtenagentur Amaq veröffentlicht, heisst es weiter.

Der orthodoxe Jude wurde beim Messerangriff vom Samstagabend schwer verletzt. Von lebensbedrohlichen Verletzungen war die Rede. Er wurde ins Spital gebracht.

Opfer ausser Lebensgefahr

Am Montagvormittag gibt Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG), auf Anfrage von Keystone-SDA aber bekannt: «Wir können mitteilen, dass das Opfer ausser Lebensgefahr ist.» Der Mann müsse aber weiterhin intensiv betreut werden.

Augenzeugen berichteten gegenüber einem Nau.ch-Reporter vor Ort am Samstag, dass es ungefähr um 21.30 Uhr zum Angriff kam. Zur Identität des Opfers wollte die Stapo aber zunächst keine Angaben machen.

Messerangriff Zürich
Beim Angreifer handelte es sich um einen 15-jährigen Muslimen. - Nau.ch

Später wurde in einer Mitteilung bestätigt, dass es sich beim Verletzten um einen 50-jährigen orthodoxen Juden handelte. Ausserdem hiess es in der Mitteilung, dass der Mann lebensbedrohlich verletzt wurde.

Der mutmassliche Täter konnte noch am Tatort durch Polizisten der Stadtpolizei festgenommen werden. Erkenntnissen ist dem Angriff ein Streit unter mehreren Personen vorausgegangen.

Polizei kündigte Ermittlungen in alle Richtungen an

Die Polizei hatte das Gebiet um den Tatort an der Verzweigung Bandschenkstrasse /Selnaustrasse im Kreis 2 grossräumig abgesperrt.

In der Mitteilung der Stapo wurde betont, dass die Hintergründe und der Tathergang unklar seien. Die laufenden Ermittlungen der Kantonspolizei sowie der zuständigen Jugendanwaltschaft würden in alle Richtungen gehen. Explizit werde auch die Möglichkeit eines antisemitisch motivierten Verbrechens mit in die Ermittlungen eingeschlossen, heisst es.

Stadtpolizei Messerangriff
Bei dem Opfer soll es sich um einen orthodoxen Juden handeln – die Polizei wollte aber keine Angaben zur Identität des Opfers machen. - Nau.ch

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund teilt am Sonntagmorgen mit, dass die Sicherheitsorganisationen der jüdischen Gemeinschaft in Zürich, wie auch schweizweit, umgehend informiert wurden. «Seit Samstagnacht werden die Sicherheitsdispositive überprüft und bei Bedarf angepasst. Dieses Vorgehen ist in solchen Fällen vorgesehen», heisst es in einer Mitteilung.

Es werde davon ausgegangen, dass für den Moment keine akute Gefährdung jüdischer Menschen und Einrichtungen zu erwarten sei. «Trotzdem werden alle Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft bis auf Weiteres zu einem vorsichtigen und besonnenen Verhalten aufgerufen», so der SIG.

SIG «zutiefst erschüttert» über brutale Attacke

«Der SIG ist zutiefst erschüttert, dass ein Gemeindemitglied Opfer einer solchen Attacke wurde», schreibt der Gemeindebund. Physische Übergriffe in der Schweiz auf jüdische Menschen seien sehr selten.

Von derartigen lebensbedrohlichen Attacken sei die jüdische Gemeinschaft in den letzten zwei Jahrzehnten verschont geblieben. Seit dem 7. Oktober musste aber eine deutliche Zunahme solcher physischen Übergriffe registriert werden, heisst es weiter.

«Der SIG ist in Gedanken beim Opfer und seinen Angehörigen.»

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