Am Montagabend solidarisierten sich Demonstranten mit dem Skeptiker-Arzt Andreas Heisler. Die Polizei griff bei der Kundgebung nicht ein.
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Dem Luzerner Arzt Andreas Heisler (l) wurde im Kanton Luzern die Berufserlaubnis entzogen. - Screenshot SRF
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Das Wichtigste in Kürze

  • Dem Corona-kritischen Arzt Andreas Heisler wurde in Luzern die Berufserlaubnis entzogen.
  • Am Montagabend gingen deshalb rund 350 Menschen für eine Demo auf die Strasse.
  • Heisler selbst äusserte sich in einem Youtube-Gespräch, wie er sich wehren will.

Der Luzerner Arzt Andreas Heisler hatte mit Corona-kritischen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht – mit harten Folgen! Heisler wurde die Berufserlaubnis «vorsorglich» entzogen. Er soll schwerwiegend die Berufspflichten verletzt haben, hiess es beim Kanton Luzern.

«Geht gar nicht», fanden einige hundert Corona-Skeptiker und trafen sich am Montagabend in der Luzerner Innenstadt zur Solidaritätsdemonstration. Gemäss Keystone-SDA protestierten am Montagabend in Luzern rund 350 Personen gegen diesen Entscheid.

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In Luzern versammelten sich am Montagabend etwa 350 Personen für eine Solidaritätskundgebung mit dem Corona-skeptischen Arzt Andreas Heisler.
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Die Polizei liess die Demonstranten gewähren.
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Viele Teilnehmer der Solidaritätskundgebung trugen keine Schutzmasken.
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Die Demonstranten halten den Entzug der Praxisbewilligung des Arztes für Willkür.
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«Andreas Heisler unser Vorbild»: Dieser ältere Mann wehrt sich gegen den Entzug der Zulassung des Corona-skeptischen Arztes in Luzern.
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Der Kanton Luzern hat dem Arzt Andreas Heisler vorsorglich die Bewilligung entzogen, nachdem dieser sich gegen Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus gestellt hatte.

In mehreren Gruppen sind sie vom Schwanenplatz über die Seebrücke bis zum Regierungsgebäude und zurück in die Altstadt marschiert. Auf Bildern ist zu sehen, wie viele keine Maske trugen. Trotzdem liess die Polizei die Demonstranten gewähren.

Luzerner Polizei: «Absolut friedlich»

«Der Solidaritätsmarsch verlief absolut friedlich, ohne Sachbeschädigungen oder anderer Zwischenfälle», rechtfertigt Urs Wigger, Mediensprecher der Kantonspolizei Luzern gegenüber Nau.ch. Der Solidaritätsmarsch sei durch Polizisten begleitet worden. Aus Gründen der Verhältnismässigkeit habe man aber entschieden, nicht zu intervenieren.

Mehrheitlich seien auch die Abstände eingehalten worden. Jedoch seien nur sehr wenige Masken getragen worden, obwohl grundsätzlich bei Kundgebungen eine Maskentragpflicht gilt, stellt auch die Polizei fest.

Dennoch hat sie keine Bussen verteilt. Wigger begründet: «Da durch eine Intervention der Polizei die Situation um den friedlichen Marsch hätte eskalieren können, wurde darauf verzichtet.»

Luzerner Arzt schlüpft in die Opferrolle

Zeitgleich mit dem Solidaritätsmarsch in Luzern, äusserte sich Andreas Heisler auf dem Corona-kritischen Youtube-Kanal «StrickerTV» zum Entscheid des Kantons Luzern.

Im Gespräch mit Daniel Stricker, Gegner der Corona-Schutzmassnahmen und Betreiber des Kanals, der den Entzug der Berufsbewilligung übrigens einen «politischen Entscheid» nannte, schlüpfte Heisler gleich von Beginn weg in die Opferrolle.

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Andreas Heisler kritisierte den Kanton Luzern in einem Gespräch mit dem Corona-kritischen Youtube-Channel «StrickerTV». - Youtube/StrickerTV

Mit bedrückter Stimme wies er auf ein Detail hin: «Es geht hier nicht um einen vorübergehenden Entzug der Berufsbewilligung, die Entscheidung gilt lebenslang.» Der Facharzt hielt fest, dass er theoretisch in einem anderen Kanton eine Praxis eröffnen könnte, doch der Entscheid aus Luzern würde wohl auch verhindern, dass er dort eine Zulassung erhalten würde.

«Ich bin ja jetzt schliesslich ein Gefährder der öffentlichen Gesundheit, so steht es ja in der Begründung.» Der gebürtige Deutsche sagte, dass er wohl in seiner Heimat bessere Chancen hätte, wieder zu praktizieren, meinte aber auch: «Dort hin will ich aber nicht zurück.»

Andreas Heisler: «Eine völlig unverhältnismässige Massnahme»

Andreas Heisler kündigte in dem Gespräch auch an, dass er sich vor dem Verwaltungsgericht gegen den Entscheid wehren wolle. Am Dienstag soll ein erster Beschwerdebrief raus.

«Ich vertrete die Meinung, dass diese Massnahme völlig unverhältnismässig ist», begann er einen Dialog und führte aus: «An unverhältnismässige Massnahmen haben wir uns ja schon fast gewohnt, die gibt es ja schon seit einem Jahr für uns alle. Nun betrifft es mich aber individuell in einem besonderen Masse.»

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Der Luzerner Facharzt Andreas Heisler musste seine Praxis im letzten September vorübergehend schliessen. - Youtube, Rontalpraxis.ch

Er habe sich auch schon bei verschiedenen Leuten erkundigt und auch die hätten ihm gesagt, die Begründung reiche nicht aus. «Man kann ein Verfahren einleiten ja, aber die tun so, als wäre ein Verfahren schon abgeschlossen. Das sind Vorverurteilungen.»

Der geschasste Arzt gab zu, dass es «Punkte gibt, die angreifbar sind». Dazu stehe er auch. «Aber die sind aus meiner Sicht sicher nicht so gravierend, dass ich diesen Entscheid nachvollziehen und auch hinnehmen könnte.»

Nau.ch berichtete exklusiv über Andreas Heisler

Andreas Heisler rückte erstmals vergangenen September ins Rampenlicht, als seine gesamte Belegschaft kündete. Der Grund dafür: Der Arzt äussert sich bei Demonstrationen als Corona-Kritiker. Zudem trug er während den Behandlungen keine Mund-Nasen-Maske und stellte Masken-Dispensen ohne Praxis-Besuch aus.

Andreas Heisler musste daraufhin die Praxis in Ebikon LU vorübergehend schliessen. Nau.ch berichtete im September exklusiv über den Fall. Einen Monat später, im Oktober, öffnete der massnahmenkritische Mediziner seine Praxis wieder.

Facharzt Andreas Heisler spricht am 29. August an der Anti-Corona-Massnahmen-Demo in Zürich. - YouTube/@FreeSpirit-TV Schweiz

Im Januar griffen schliesslich die Luzerner Behörden durch und schlossen seine Hausarztpraxis für eine Woche. Der Grund: Wieder hatte Andreas Heisler ohne Schutzmaske praktiziert.

Am vergangenen Donnerstag tauchte dann die Polizei in seiner Praxis auf und übergab ihm ein Schreiben. Das Schreiben beinhaltete die Ankündigung eines aufsichtsrechtlichen Verfahrens gegen ihn und der «vorsorgliche» Entzug der Berufsbewilligung.

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