Nur sieben statt dreissig Auszubildende in überbetrieblichen Kursen – in Solothurn fehlen die Sanitär-Lehrlinge. Andere Branchen haben das gleiche Problem.
Sanitär
Ein Sanitärinstallateur bei der Arbeit. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Ausbilder verzeichnet dieses Jahr einen enormen Rückgang bei Sanitär-Lehrlingen.
  • Der ganze Bereich der Gebäudetechnik und zahlreiche andere Branchen sind auch betroffen.
  • Der fehlende Nachwuchs bereitet den Branchenverbänden grosse Sorgen.
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Die diesjährige Liste der Anmeldungen für die überbetrieblichen Kurse hat Dominik Koch schwer überrascht. Statt 20 bis 30 Lernende im Bereich Sanitär EFZ unterrichtet der Lernmoderator im Kanton Solothurn dieses Jahr nur deren sieben.

«Das ist ein Rückgang um fast zwei Drittel», meint er gegenüber Nau.ch. Und das Problem besteht nicht nur bei den Sanitär-Lehrlingen. «Der Bereich der Gebäudetechnik generell ist betroffen», weiss er durch den Austausch mit Kollegen.

«Diese Berufe braucht es»

Das heisst, auch bei Heizungs- oder Klima-Monteuren fehlt der Nachwuchs. Schade, findet Koch. «Alle leben unter einem Dach und brauchen Wasser, Wärme und hygienische Luft. Diese Berufe braucht es.»

Dominik Koch
Dominik Koch gibt überbetriebliche Kurse für Sanitär-Lehrlinge. - zVg

In seinen Augen ist das Image des Jobs einer der Hauptgründe für die kleine Zahl an Lehrlingen. «Das und sicher auch fehlendes Wissen über den Beruf bei den Jugendlichen», glaubt er.

«Es gibt so viele schöne Seiten: Freiheit, Selbstständigkeit und viele verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten», so Koch. Insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien gebe es derzeit viel Interesse und sehr gute Jobaussichten.

Nicht nur in der Gebäudetechnik sind Lehrlinge gesucht. Zwar konnten im Sommer 2023 laut dem Nahtstellenbarometer des Bundes 84 Prozent der ausgeschriebenen Lehrstellen besetzt werden. Aber: Zum ersten Mal war der häufigste Grund für unbesetzte Stellen, dass die Unternehmen gar keine Bewerbungen erhalten hatten.

Mehr Jugendliche machen ein Zwischenjahr

«Für 2023 sehen wir einen starken Anstieg derjenigen Jugendlichen, die nach der obligatorischen Schulzeit ein Zwischenjahr absolvieren.» Dies erklärt Nicole Meier, Ressortleiterin Bildung und Aus- und Weiterbildung beim Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV), gegenüber Nau.ch. Der SAV wolle beobachten, welche Auswirkungen dies auf die Themen Berufswahl und Rekrutierung haben könnte.

Das bekommen offenbar auch andere Branchen zu spüren. «Die Zahlen sind auch bei uns rückläufig», bestätigt Claudia Vernocchi, Vizedirektorin des Schweizerischen Bäcker-Confiseurmeister-Verbands. Jedoch sei die Situation in verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich.

Lehrlingsmangel
Der Lehrlingsmangel betrifft viele verschiedene Branchen.
Branche
In der Gebäudetechnik gibt es dieses Jahr besonders wenig Lernende.
Lernende
Gemäss dem Arbeitgeberverband machen dieses Jahr mehr Jugendliche nach der Schule ein Zwischenjahr.
Zahlen
In der Hotelbranche fehlt es an Köchen und Restaurantfachleuten.
Branche
Für die Branchen ist der Lehrlingsmangel ein grosses Problem – es fehlt der Nachwuchs.

Auch für den Verband der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Swissmem ist der Lehrlingsmangel «nichts Neues». Auf Anfrage schreibt Sprecher Ivo Zimmermann: «Die Unternehmen der Schweizer Tech-Industrie können bereits seit Jahren zwischen fünf und neun Prozent der Lehrstellen nicht besetzen.» 2023 sei dies nicht anders.

Dies ist für die Branche ein grosses Problem: «Es gehen bereits heute mehr Fachkräfte in Pension als durch die Berufsbildung nachrücken. Der Fachkräftemangel gehört zurzeit zu den grössten Sorgen in der Tech-Industrie», so Zimmermann.

Auch Hotels suchen dringend Lernende

«Lernende zu finden, ist insbesondere für Betriebe in alpinen Regionen schwierig», heisst es auch beim Verband Hotelleriesuisse. In über einem Drittel der Ausbildungsbetriebe konnten dieses Jahr nicht alle Lehrstellen besetzt werden, schreibt Sprecher Vinzenz van den Berg.

Eine Auswertung des Verbands zeigt auch, welche Ausbildungen immer weniger Interesse erhalten: Köchin, Restaurantfachmann, Hotelfachfrau. Dem gegenüber gibt es immer mehr Jugendliche, die Hotel-Kommunikationsfachmann werden möchten.

Haben Sie eine Lehre gemacht?

Der Rückgang bereitet Hotelleriesuisse Sorgen: «Wenn Lehrstellen nicht besetzt werden und der Nachwuchs ausbleibt, fehlen natürlich zwangsläufig die zukünftigen Fachkräfte in der Branche. Das verschärft den Fachkräftemangel weiter», so van den Berg. «Es ist entscheidend, dass die Berufsbildung attraktiv bleibt.»

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