Algen überschwemmen Strände – das machen Schweizer jetzt
Eine Rekordmenge an Braunalgen verschandeln und verpesten die karibischen Strände. Auf das Schweizer Reiseverhalten scheint dies keinen Einfluss zu haben.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Karibik wurde ein Rekord an Sargassum-Algen gemessen: 38 Millionen Tonnen.
- Die Algen stinken, setzen Gase frei und bedrohen Tourismus und Natur.
- Schweizer Reiseanbieter geben Auskunft.
Braune Flut statt blaues Meer: Im Mai hat sich in der Karibik eine Rekordmenge an Sargassum-Algen gebildet.
Laut einem Bericht der Universität von Südflorida lag die Menge bei etwa 38 Millionen Tonnen. Mehr als jemals zuvor seit Beginn der Messungen 2011. Die bisherige Höchstmarke lag bei 22 Millionen Tonnen im Juni 2022.
Die Algen, die von Puerto Rico bis Guyana angespült wurden, setzen giftige Gase frei und verursachen einen starken Gestank. Brian Barnes, Assistenzprofessor an der University of South Florida, sagt: «Die Spitzen scheinen von Jahr zu Jahr immer höher zu werden.»
Warum die Algenplage in diesem Jahr besonders schlimm ist, darüber rätseln die Forschenden noch.
Was hingegen sicher ist: Der stinkende Feind bedroht den Karibik-Tourismus. Die Strände büssen massiv an Attraktivität ein und schrecken die Urlauber ab. Zugleich ist es aufwendig und teuer, die Algen zu beseitigen.
(Noch) keine Auswirkungen bei Schweizer Reiseveranstaltern
Schweizer Touristen scheint dies allerdings (noch) nicht von ihren Karibik-Ferien abzubringen.
«Das Sargassum-Vorkommen hat sich nicht auf die Buchungslage ausgewirkt», sagt Muriel Wolf Landau von Hotelplan. «Wir verzeichnen derzeit weder vermehrte Annullationen noch Umbuchungen im Zusammenhang mit dem Algenaufkommen.»
Die Karibik-Destinationen erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit bei Schweizerinnen und Schweizern, sagt Landau. «Insbesondere die Dominikanische Republik und Mexiko zählen seit Jahren zu den gefragtesten Langstreckenzielen bei Hotelplan Suisse.»
Auch Dertour und Tui stellen derzeit keine Auswirkungen fest. Kunden würden bei Beratungsgesprächen aktiv auf mögliche saisonale Beeinträchtigungen hingewiesen, heisst es bei allen drei Reiseanbietern.
«Es ist ein unschönes Naturphänomen», sagt Dertour-Sprecher Stephan Kurmann. «Aber zum Glück findet man in der Regel andere Strände in der Nähe, die nicht von der Algenplage betroffen sind.»
Landau fügt an: «Viele Hotels zeigen sich gut vorbereitet und setzen gezielte Massnahmen zur Säuberung der Strände um.»
Im Juni solls noch mehr Braunalgen geben
Touristenhochburgen wie Punta Cana haben bereits Barrieren gebaut, um die Algen fernzuhalten. Auf St. Maarten wurden Bagger eingesetzt, um die Algen zu beseitigen.
Viele Staaten können sich solche Massnahmen allerdings nicht leisten. Oft übernehmen deshalb Hotels die Reinigung oder bieten den Gästen Alternativen an.
Die Algen stören nicht nur den Tourismus, sondern auch die Natur. An der Küste blockieren sie Sonnenlicht, was Korallenriffe und Seegras gefährdet. Im Wasser können sie absterben und Riffe ersticken. Auf Martinique musste wegen des Gestanks sogar eine Schule schliessen.
Die Gründe für die Ausbreitung der Algenteppiche dürften vielfältig sein. Laut Experten könnten unter anderem steigende Wassertemperaturen, landwirtschaftliche Abwässer sowie Veränderungen von Wind, Strömungen und Regen eine Rolle spielen.
Dabei ist entscheidend, wo sich das Sargassum ansammelt: Während es im offenen Meer ein wichtiges Ökosystem bildet, wird es an Land schnell zum Problem.
Für Juni erwarten Experten noch mehr Braunalgen – der Trend könnte sich also fortsetzen.