In der Schweiz sind in den letzten Jahren immer mehr Menschen wegen extrem hohen Temperaturen gestorben – insbesondere die über 80-Jährigen.
Wetter Freibad Bern
Heisses Wetter, stahlblauer Himmel: In der Hauptstadt sonnen sich Bernerinnen und Berner im Freibad. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Klimaerwärmung sorgt für stetig steigende Temperaturen.
  • In der Schweiz sind in den letzten 50 Jahren viel mehr Menschen wegen Hitze gestorben.
  • Vor allem ältere Menschen sind von hitzebedingten Todesfällen vermehrt betroffen.

Hitzebedingte Todesfälle haben sich seit den 1970er-Jahren in der Schweiz fast verdreifacht, über 80-Jährige waren besonders betroffen. Die Klimaerwärmung und die alternde Bevölkerung stellen somit eine doppelte Herausforderung für künftige Generationen dar. Das berichten Forschende der Universität Bern im Fachblatt «Environmental Health Perspectives».

Sie untersuchten schweizweit die Todesfälle zwischen den Jahren 1969 und 2017. Dabei fanden sie heraus, dass im Untersuchungszeitraum fast zehn Prozent der Todesfälle auf extreme Hitze oder Kälte zurückzuführen war.

Vor allem über 80-Jährige sind betroffen

In den 70er-Jahren lag die Zahl der jährlichen Todesfälle wegen Hitze bei 74. Im Zeitraum zwischen 2009 und 2017 wurden 181 zusätzliche, durch Hitze verursachte Todesfälle verzeichnet. Rund zwei Drittel dieser Todesfälle betrafen die über 80-Jährigen.

Die ergriffenen Massnahmen nach der Hitzewelle von 2003 schienen aber eine gewisse Wirkung entfaltet zu haben. Sie forderte europaweit zehntausende Menschenleben. In den Jahren 2000 bis 2009 sei die Zahl der hitzebedingten Todesfälle zurückgegangen. Und dies «trotz der extrem warmen Sommer, die wir seitdem erlebt haben».

So liess sich Letztautorin und Umweltepidemiologin Ana Vicedo-Cabrera in einer Mitteilung der Universität Bern vom Donnerstag zitieren.

Weniger Menschen sterben wegen extremer Kälte

An extremer Kälte starben im Untersuchungszeitraum pro Jahr rund 5000 Menschen. Doch die Zahl sei über die Zeit stark gesunken. Dies sei wohl wegen besserer Gesundheitsversorgung, höherem sozioökonomischem Status und damit gestiegener Wohnqualität und Heizung.

Allerdings hätten die kältebedingten Todesfälle bei über 80-Jährigen weiterhin zugenommen, wie die Universität Bern schrieb. So werde die mit Kälte verbundene Sterblichkeit trotz steigender Temperaturen weiterhin stärker ins Gewicht fallen als die hitzebedingte Sterblichkeit. Insbesondere wegen der fortschreitenden Überalterung der Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten, wie Erstautor Evan de Schrijver erklärt.

Ältere Menschen müssen geschützt werden

Hielten die derzeitigen Alterungstendenzen in der Schweiz an, würde sich der Pool der gefährdeten Menschen bis 2060 verdoppeln. Dies schreiben die Forschenden in ihrer Arbeit über extreme Temperaturen. Es sei daher von entscheidender Bedeutung, Schutzmassnahmen für ältere Menschen zu ergreifen.

Durch die alternde Bevölkerung und die Klimaerwärmung würden sich die Auswirkungen von Hitze wahrscheinlich verschärfen. Zudem werde der mögliche Rückgang der kältebedingten Todesfälle in den kommenden Jahrzehnten abgeschwächt.

Ohne entschiedenen Klimaschutz bis zum Ende des 21. Jahrhunderts kann die erwartet höhere Todesrate durch Hitze nicht durch weniger kältebedingte Todesfälle ausgeglichen werden. Dies zeigte eine bereits frühere, internationale Studie im Fachblatt «The Lancet Planetary Health».

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