629 Personen besuchten Eingeschlossene in St. Galler Wiborada-Zelle
Fünf Personen haben sich in die Wiborada-Zelle eingeschlossen, um an die fast vergessene Heilige zu erinnern.

Bis Ende Mai haben sich erneut fünf Personen für je eine Woche in die Wiborada-Zelle bei der Kirche St. Mangen in St. Gallen einschliessen lassen. Sie wurden von 629 Personen besucht. Das Projekt erinnert an die in Vergessenheit geratene Heilige Wiborada.
Die Eingeschlossenen seien von der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln versorgt worden und standen durch das Zellenfenster für Gespräche zur Verfügung. Das schrieb das ökumenische Projektteam am Dienstag in einer Mitteilung.
Seit 2021 lassen sich im Frühling Freiwillige in der nachbauten Zelle einsperren, um dem Leben und Wirken von Wiborada nachzuspüren und ihre heutige Bedeutung zu entdecken.
Ein Schritt Richtung Gleichberechtigung
Dieses Projekt, welches seit Beginn von zahlreichen Vorträgen, Führungen, Texten und Ausstellung begleitet wird, ruft die lange in Vergessenheit geratene heilige Wiborada von St. Gallen wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.
Mittlerweile trägt etwa eine neugebaute, mondäne Fussgängerüberführung in der Stadt ihren Namen. An der Universität St. Gallen wurde im Mai mit Wiborada erstmals überhaupt ein Raum nach einer Frau benannt.
Wiborada lebte im 10. Jahrhundert freiwillig eingemauert in ihrer Zelle in der Kirche St. Mangen in St. Gallen. Im Jahr 926 wurde sie während des Überfalls der Ungaren tödlich verletzt.
Die Heldin von St. Gallen
Dank ihrer weisen Voraussicht konnte der St. Galler Klosterschatz, darunter kostbare Manuskripte der Stiftsbibliothek, in Sicherheit gebracht werden.

Wiborada war die erste Frau, die 1047 vom Papst Clemens II. heilig gesprochen wurde. Sie geriet später – neben Gallus und Otmar – als dritte St. Galler Stadtheilige in der patriarchalen Gesellschaft immer mehr in Vergessenheit.
Das St. Galler Projekt um Wiborada wird bis 2026 fortgesetzt.
Auf dem Weg zum Jubiläum
Dann jährt sich ihr Todestag zum 1100 Mal. Zu diesem Jubiläum wurde ein Verein für die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Kultur und Kirche gegründet.
Unter anderem soll am 2. Mai 2026, dem Wiboradatag, ein grosses Fest rund um die Kirche St.Mangen stattfinden.