50 Migranten müssen sich in Basel angeblich ein Zimmer teilen

Eine Selbstorganisation von Migranten hat über «unmenschliche» Bedingungen in Basler Zivilschutzanlagen geklagt. Die Behörden sprechen von einer «Notlösung».

Allschwil Zivilschutzanlage Asyl
Asylbewerbende, die in einer Zivilschutzanlage untergebracht sind, klagen über «unmenschliche Bedingungen». - Rota/Facebook

Das Wichtigste in Kürze

  • Asylbewerbende bezeichnen die Bedingungen in einer Zivilschutzanlage als «unmenschlich».
  • Das SEM streitet die Vorwürfe allerdings ab, die Unterkunft sei nicht überbelegt.
  • Zudem käme man derzeit nicht um diese «Notlösung» herum.

Die Bundesasylzentren sind am Anschlag, teilte das Staatssekretariat für Migration (SEM) gestern mit: «Damit auch weiterhin alle Asylsuchenden aufgenommen, untergebracht und versorgt werden können, nimmt das SEM laufend neue Unterkünfte in Betrieb.» Doch auch das reiche nicht aus.

Eine migrantische Selbstorganisation, «Rota», hat die Umstände in einer solchen neuen Unterkunft dokumentiert. Sie hat auf Facebook Fotos und ein Video einer Zivilschutzanlage in Allschwil BL geteilt, die vom SEM betrieben wird. Die Organisation schreibt von «unmenschlichen Bedingungen» in den «Asyl-Bunkern».

Über 50 Migrantinnen und Migranten seien in einem Zimmer untergebracht, behauptet Rota. Viele davon seien und würden krank, drei hätten in der Nacht auf Dienstag 40 Grad Fieber gehabt. Die Asylbewerbenden hätten «Widerstand leisten» müssen, um ins Spital gebracht zu werden. Die «Basler Zeitung» hat daraufhin das SEM konfrontiert.

SEM streitet Vorwürfe ab

Die Zivilschutzanlage in Allschwil sei weder ein Bunker noch sei sie überbelegt, sagt Sprecher Daniel Bach. Dass sich 50 Personen ein Zimmer teilen müssten, sei falsch. 100 Personen könnten untergebracht werden, was noch nicht erreicht sei: «Die Bewohner werden auf drei Schlafräume verteilt, das entspricht also etwa 30 Personen pro Raum.»

Zivilschutzanlage Unterkunft Asyl
Schon 2015 wurden Asylbewerbende in unterirdischen Zivilschutzanlagen untergebracht, wie hier in Dagmersellen LU. - Keystone

Daniel Bach erzählt auch von einem Kollegen, der in Allschwil war, als die Aufnahmen gemacht wurden. Dieser habe gesehen, wie einzelne Bewohnende der Zivilschutzanlage ihre Matratzen aus den Stockbetten genommen hätten. Danach hätten sie diese auf den Boden gelegt, wie es im Facebook-Post zu sehen ist. Wieso, wüssten Bach und sein Kollege nicht.

Allschwil Zivilschutzanlage
Der Werkhof in Allschwil BL, der als Zivilschutzanlage und vorübergehende Asylunterkunft dient. - Google Maps

Auch die Geschichte von den fiebrigen Männern, die kämpfen mussten, um ins Spital zu kommen, sei anders geschehen. Das Aufsichtspersonal habe nach Feststellung des Problems ein Taxi bestellt und die Kranken seien in die Notfallaufnahme gefahren worden. Das Unternehmen, das das Aufsichtspersonal zur Verfügung stellt, weist die Vorwürfe von Rota zurück, so die «BaZ».

Bald ziehen die Migranten weiter

SEM-Sprecher Bach gibt dennoch zu, dass die Unterbringung in der Zivilschutzanlage nicht optimal ist: «Es fehlt an Tageslicht, es ist eng und alles andere als komfortabel.» Aber unmenschlich seien die Bedingungen nicht. Wegen der angespannten Situation im Asylwesen kämen die Behörden aber nicht um diese «Notlösung» herum.

Sollen unterirdische Zivilschutzanlagen weiterhin als temporäre Unterkünfte für Asylbewerbende dienen?

Gemäss SEM müssten aufgrund einer Migrationswelle kurzfristig 4000 temporäre, zusätzliche Unterbringungsplätze geschaffen werden. Davon seien 400 in unterirdischen Anlagen. In ein paar Wochen würden die Migrantinnen und Migranten die Zivilschutzanlage aber wieder verlassen, sagt Bach. Wegen der grossen Anzahl an Asylbewerbenden müssten einige früher an die Kantone zugeteilt werden.

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