Heute vor 20 Jahren riss ein Hangrutsch in Gondo VS 13 Menschen in den Tod. Gemeindepräsident war damals Roland Squaratti. Er ist es immer noch.
Roland squaratti gondo
Roland Squaratti zeigt ein Bild der 2000 durch den Hangrutsch beschädigten Gemeindeverwaltung. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 14. Oktober 2000 zerstörte eine Unwetterkatastrophe einen Drittel des Dorfs Gondo.
  • 13 Menschen kamen ums Leben.
  • Gemeindepräsident damals wie heute ist Roland Squaratti.

«Ergiebige Regenfälle, die tagelang an die Fels­wand prallten und an deren Fuss versickerten, führten zu einem Abrutschen des Hanges samt Gebäuden, Strassen, Schutzdamm und Infrastruk­tur.» So steht es auf der Internetseite der Gemeinde Gondo-Zwischbergen.

Beschrieben wird der 14. Oktober 2000. Einen Tag, den der heute 52-jährige Roland Squaratti nie wieder vergessen wird. Ein Erdrutsch zieht eine Schneise der Verwüstung durch das 120-Seelen-Dorf. 13 Menschen sterben.

Erdrutsch Gondo 2000
Ein Erdrutsch zerstört am 14. Oktober 2000 einen Drittel des Dorfs Gondo. - Keystone

Squaratti ist damals Gemeindepräsident von Gondo. Sein Hilferuf kurz nach der Katastrophe am Oberwalliser Radio Rottu bleibt unvergessen: «Zehn Häuser sind weg mit Leuten drin. Wir müssen hier weg.»

Squaratti ist unermüdlich im Einsatz, obwohl er selbst beim Erdrutsch zwei Brüder verliert. Gondo wird wieder aufgebaut und vier Jahre nach dem Drama wieder neu eingeweiht.

Roland Squaratti 2000
Roland Squaratti wird durch die Katastrophe schweizweit bekannt. - Keystone

Heute, 20 Jahre nach dem Drama, ist Roland Squaratti immer noch, beziehungsweise wieder Gemeindepräsident von Gondo.

Nau.ch: Herr Squaratti, welche Gedanken ans Drama sind bei Ihnen nach 20 Jahren noch am präsentesten?zwei

Roland Squaratti: Sicher der Moment, an dem ich den rutschenden Hang sah, der in nur etwa zehn bis 15 Sekunden ein Drittel des Dorfes mit sich riss.

Nau.ch: Was haben der Erdrutsch, die Folgen und Opfer davon menschlich in Ihnen ausgelöst?

Roland Squaratti: Direkt nach der Katastrophe hatte ich das Gefühl, dass ich eine Zeit lang viel bewusster den Moment gelebt und genossen habe. So nach ein bis zwei Jahren bin ich dann aber wieder in den alten Rhythmus zurückgefallen.

Nau.ch: Sie sind heute wie damals Gemeindepräsident von Gondo – wollten Sie mit dem Kapitel Gondo nie mal abschliessen?

Roland Squaratti: Doch. Nach dem Wiederaufbau von Gondo im Jahr 2004 bin ich als Gemeindepräsident zurückgetreten. Als dann vier Jahre später mein Nachfolger zurücktrat, hat man mich wieder angefragt. Nun sind daraus wieder zwölf Jahre geworden.

Nau.ch: Hat sich der Wiederaufbau von Gondo gelohnt?

Roland Squaratti: Der Wiederaufbau von Gondo hat sich sicher gelohnt. Zum einen waren wir dies den Toten aber vor allem auch den Überlebenden, die zurück nach Gondo wollten, schuldig. Zudem war es auch eine Verpflichtung gegenüber den ganzen Spendern, die für den Wiederaufbau von Gondo Geld überwiesen haben.

Gondo 2020
Gondo im Jahr 2020. Rund 80 Personen leben im Dorf südlich des Simplon. - Keystone

Nau.ch: Könnte sich so eine Unwetterkatastrophe in Gondo wiederholen?
Roland Squaratti: Man hat alles Menschenmögliche gemacht um dies zu verhindern. Hangentwässerung, Drainage am Fusse des Felsens, armierter Erddamm anstelle einer Betonmauer und Bachverbauungen. Aber eine hundertprozentige Sicherheit gibt es in den Bergen nie!
Nau.ch: Wie werden Sie den heutigen Tag absolvieren?

Roland Squaratti: In Gondo werden wir eine Gedenkmesse mit anschliessendem Ehrenwein der Gemeinde durchführen. Gegen Mittag werden alle Anwesenden auf dem Dorfplatz zu einem schlichten Apéro eingeladen.

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