Jeremy Hunt ist loyal und war gegen den Brexit. Darum ist der 51-Jährige der ideale Aussenminister für Premierministerin Theresa May.
Der konservative Jeremy Hunt ist neuer britischer Aussenminister.
Der konservative Jeremy Hunt ist neuer britischer Aussenminister. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Rücktritt von Boris Johnson kann May auf einen Verbündeten Aussenminister zählen.
  • Der 51-jährige Jeremy Hunt war ein Brexit-Gegner.
  • Hunt verfolgte eine typisch britische Politikerkarriere.

Nun ist auch der Aussenminister weg: Mit Boris Johnson tritt ein weiterer wichtiger Player und Brexit-Hardliner aus der Regierung von Theresa May zurück. Grund ist, dass Johnson – ebenso wie der zuvor abgetretene Brexit-Minister David Davis – nicht einverstanden ist mit dem neu eingeschlagenen Weg der Brexit-Verhandlungen mit der EU.

Der neue Plan der Premierministerin ist es, in der Folge des Brexit eine gemeinsame Freihandelszone mit der EU anzustreben. Diesen Vorschlag machte May am Freitag ihrem Kabinett. Nach einer zwölfstündigen Marathonsitzung stimmte es dem Plan zu. Doch Johnson und Davis waren mit dem Resultat so gar nicht zufrieden. Johnson – für seine Ausfälligkeiten bekannt – habe Mays neue Brexit-Pläne gar als «Scheisshaufen» bezeichnet.

Kommen Rücktritte für May gelegen?

Die Abgänge bringen Mays Regierung stark ins Wanken. Mit dem Aussenminister tritt bereits der siebte Minister innerhalb rund eines Jahres zurück.

Aussenminister Boris Johnson und Brexit-Minister David Davis waren mit Mays neuer Strategie so gar nicht zufrieden.
Aussenminister Boris Johnson und Brexit-Minister David Davis waren mit Mays neuer Strategie so gar nicht zufrieden. - Keystone

Doch die beiden Rücktritte kommen May eventuell gar gelegen. Mit Davis und Johnson verlassen zwei Verfechter eines «harten» Brexit das Boot. Ihre Posten kann sie nun mit zwei Befürwortern eines «weichen» Brexit besetzen. Für Davis rückt etwa der bisherige Wohnungsbauminister Dominic Raab nach. Er ist neuer Minister für den Austritt aus der EU. Neuer Aussenminister wird Jeremy Hunt.

Der Neue Boris Johnson

Im Gegensatz zu Johnson hatte sich Hunt in der Vergangenheit für einen Verbleib Grossbritanniens in der EU eingesetzt. Für May also die ideale Besetzung für ihren neuen Weg. In weniger als zehn Monaten wird das Vereinigte Königreich die EU verlassen. Also bleibt nur bis im Herbst Zeit, um der EU konkrete Vorschläge eines Ausstiegs vorzulegen, damit sie bis ins Frühjahr ratifiziert werden können. Besser also für May, sie kann hier auf Leute zählen, welche ihre Strategie befürworten. Das Ganze hängt natürlich davon ab, ob sich May bis dahin als Premierministerin halten kann.

Am Montag stellte Premierministerin Theresa May ihren neuen Brexit-Plan den konservativen Abgeordneten im Parlament vor.
Am Montag stellte Premierministerin Theresa May ihren neuen Brexit-Plan den konservativen Abgeordneten im Parlament vor. - Keystone

Mit Hunt kann May auf einen langjährigen Gefolgsmann zählen – im Gegensatz zu Johnson treu und nicht aufmüpfig. Der 51-Jährige war zuvor langjähriger Gesundheitsminister. Er stammt aus wohlhabendem Hause und studierte in Oxford. Seit 2005 sitzt er für die Konservativen im britischen Unterhaus.

Vor einigen Jahren war Hunt gar als möglicher Parteichef der konservativen Tories im Gespräch. Dann kam es aber zum Skandal wegen engen Verbindungen zum Medienzar Rupert Murdoch und dem Bezahlsender-Anbieter BSkyB. Trotzdem hielt der damalige Premier David Cameron zu Hunt und ernannte ihn zum Gesundheitsminister.

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