Der Konflikt auf der Krim zwischen der Ukraine und Russland droht erneut zu eskalieren. Doch beide Länder ziehen ihren Nutzen daraus.
Ukrainische Marine in von Russland beanspruchten Gewässern
Ukrainische Marineboote fahren an der Halbinsel Krim in der Nähe der Meerenge zum Asowschen Meer in Gewässern, die von Russland beansprucht werden. Zwischen Russland und der Ukraine kam es in dem Seegebiet um die Meerenge zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer zu Zwischenfällen. - dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Sonntag kommt es bei der Meerenge von Kertsch zur Konfrontation.
  • Die russische Marine annektiert drei ukrainische Schiffe und setzt die Seeleute fest.
  • Der ukrainische Präsident Poroschenko hat das Kriegsrecht ausgerufen.

Neue Konfrontation zwischen der Ukraine und dem Nachbarn Russland. Am Sonntag kommt es bei der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim zu einem Zwischenfall, als drei ukrainische Schiffe die Meerenge von Kertsch, zwischen dem Schwarzen und Asowschen Meer, passieren. Eine Provokation nach Ansicht der Russen.

Die russische Marine agierte und enterte die Schiffe mit Waffengewalt. Ein ukrainischer Marineschlepper wurde von der russischen Grenzwache gerammt. Mehrere ukrainische Seeleute und deren Schiffe sitzen nun in der Hafenstadt Kertsch auf der Krim fest.

Poroschenko ruft Kriegsrecht aus

Russland hatte das Vorgehen als gerechtfertigt verteidigt. Die ukrainischen Marineboote seien illegal in russische Gewässer eingedrungen. Ausserdem hätten die Schiffe versucht, illegale Handlungen zu begehen.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat umgehend die sofortige Freilassung der Seeleute gefordert. Inzwischen hat er Reservisten der Streitkräfte in Bereitschaft versetzt. Nun hat die ukrainische Regierung gar das Kriegsrecht ausgerufen. Bei einer Sondersitzung heute Nachmittag wird das ukrainische Parlament noch darüber befinden.

Erschwerte Durchfahrt seit Krim-Brücke

Im vergangenen Mai hatte der russische Präsident Wladimir Putin die Brücke, welche die 2014 annektierte Halbinsel mit dem russischen Festland verbindet, eingeweiht. Mit der Brücke hat sich für die Schiffe die Durchfahrt bei der Meerenge zusätzlich erschwert. Frachter über 33 Meter Höhe können das Asowsche Meer, in dem die wichtigen ukrainischen Hafenstädte Mariupol und Berdjansk liegen, gar nicht mehr erreichen.

Kertsch
Die Meerenge bei Kertsch verbindet das Schwarze Meer und das Asowsche Meer. Seit Mai führt eine Brücke über die Meerenge und verbindet die von Russland annektierte ukrainische Halbinsel Krim mit dem russischen Festland.
Ukraine
Die Ukraine mit ihren wichtigen Hafenstädten Odessa (am Schwarzen Meer) und Mariupol am Asowschen Meer. Die Zufahrt ins Asowsche Meer wird für die Ukraine durch russische Kontrollen erschwert.

Zudem wirft die Ukraine Russland vor, willkürlich ukrainische Schiffe festzuhalten und zu kontrollieren. Russland will so das ohnehin vom Konflikt in der Ostukraine, von Korruption und von Reformstau geplagte Land zusätzlich wirtschaftlich schwächen. Eine Vereinbarung zwischen den Ländern erlaubt die Befahrung der Meerenge.

Konflikt kommt beiden Seiten gelegen

Dass sich gerade jetzt der Konflikt auf der Krim zuspitzt, ist kein Zufall. Eine neue Front zwischen den Ländern kommt beiden Seiten gelegen. Im März sind in der Ukraine Präsidentschaftswahlen. Poroschenko will erneut antreten. Doch die Wiederwahl ist ihm nicht gewiss. Mit der Ausrufung des Kriegsrechts für vorerst 60 Tage, würde wohl die Verschiebung der Wahlen mit sich ziehen.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko spricht an der 51. Sicherheitskonferenz in München.
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko verurteilt die «vorsätzliche Eskalation» seitens Russlands. - Keystone

Auch die russische Regierung hat bei der eigenen Bevölkerung an Rückhalt eingebüsst. Mit ein Grund ist der Krieg in Syrien der sich dahinzieht und immer teurer wird. Für soziale Probleme im Land jedoch fehlt das Geld.

Beide Seiten können also mit einer Machtdemonstration von internen Problemen ablenken. Ein offener Schlagabtausch ist aber doch eher unwahrscheinlich.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Petro Poroschenko