Prequelle von Ghost überzeugt mit eingängigen Liedern
Mit ihrem vierten Album zementieren die schwedischen Okkultrocker ihre Fähigkeit, Ohrwürmer zu produzieren.

Das Wichtigste in Kürze
- «Prequelle», das vierte Album von Ghost setzt vor allem auf Eingängigkeit.
- Die Band hat den Sprung von der Untergrund-Sensation zur Massenkompatibilität vollzogen.
Der Aufstieg der Gruppe aus Linköping geht in rasanten
Schritten voran. Bereits vor der Veröffentlichung ihres Debüts «Opus
Eponymus» im Jahre 2010 begeisterten Ghost diverse Kenner der harten Szene
und wurden als Untergrund-Sensation bejubelt.
Auch in Amerika kommt man langsam auf den Geschmack. Im Jahre
2016 gab es einen Grammy für den Song «Cirice». Die aktuelle Tournee beinhaltet
auch zwei Stadiumsauftritte. Die Musik ist eine Mischung aus
diversen Einflüssen. Zum einen wäre da der Doom Metal à la Candlemass oder Anleihen an den Psychedelic
Rock von Blue Öyster Cult. Andererseits stehen
auch die Giganten Queen und ABBA Paten. Deren Einflüsse hört man besonders bei
den späteren Alben heraus, bei denen die härteren Elemente in den Hintergrund
geraten.

Die Songs von «Prequelle» schmeicheln den Ohren mit griffigen Melodien
Das Album wird mit dem «Ashes» in Form eines Kinderreims eingeleitet,
der in kurzer Stille endet und zu »Rats» überleitet. Das Stück wurde vorab als
Single veröffentlicht. Zu Recht, da hier die aktuelle Marschrichtung auf den
Punkt gebracht wird. Ein paar harte Gitarrenriffs zur Einleitung, stampfendes
Schlagzeug. Verbunden mit dem prägnanten Klargesang von Forge gepaart mit einem
Refrain der zum Mitsingen einlädt.
Mit härteren Klängen fängt auch «Faith» an, der ähnlich wie
«Rats» sofort ins Ohr geht und im weiteren Verlauf ruhigere Töne anschlägt.
Mit »See the Light» wird es balladesk, zu den Basisinstrumenten
kommen zarte Klavierklänge hinzu. Das dürfte besonders auf Festivals für viele
gezückte Feuerzeuge sorgen.
Bei «Miasma» handelt es sich um ein Instrumentalstück, dass
in einem Saxophonsolo mündet. An sich ganz nett, hätte man aber auch weglassen
können. Genauso wie «Helvetesfönster»,
das zweite Instrumental, welches zwar kein Saxophon bietet, dafür mit einer
Kirchenglocke daherkommt und gut in eine Rockoper im Stile von Meat Loaf passt.
«Dance Macabre» und »Witch Image» sind formidable Hits und
weitere potenzielle Konzert-Dauerbrenner. Der Abschluss «Life Eternal» hingegen
braucht einige Durchgänge, um sein Potenzial voll entfalten zu können. Alles in
allem eine hörenswerte Weiterführung des Vorgängers «Meliora».
Fazit
Anhänger der alten Metal-Schule stören sich vielleicht an
der kommerziellen Ausrichtung und dem Mummenschanz und distanzieren sich von
den Okkultrockern. Wer sich hingegen auf die Symbiose zwischen härteren Klängen,
Rock ‘n Roll und Pop einlassen kann, wird mit vielen eingängigen Gassenhauern
belohnt.
Die Produktion ist glattgebürstet, jedes Klangdetail ist
ausgearbeitet.
Die markante, leicht nasale Stimme von Forge verleiht dem Ganzen
eine Extraportion Dramatik, die manchmal die Grenzen zum Kitsch sprengen.
Die Instrumentals sind mehrheitlich belangloses Beiwerk,
dennoch ist «Prequelle» bereits jetzt ein heisser Kandidat für das Album
des Jahres.

Die Maskerade geht weiter
Ursprünglich wurden die Identitäten hinter Ghost geheim
gehalten. Für die Öffentlichkeit inszenierte man mit Videos auf den sozialen
Medien, die vor neuen Veröffentlichungen das Interesse mit der Verpflichtung eines neuen Sängers anheizen sollte. Dabei handelt
es sich aber um die immer selbe Person am Mikrofon, die stets in eine andere
Identität («Papa Emeritus I-III») schlüpft.
Hinter der Maske befindet sich stets Tobias Forge, der die Band nach eigenen Angaben im Jahre 2006
gegründet hat.
Nur seine Mitmusiker
werden stets ausgetauscht. Dabei ist seit einem Rechtsstreit im letzten Jahr
endgültig bekannt, wer sich hinter Ghost verbirgt. Er wurde 2017 von den restlichen Mitgliedern verklagt. Ihrer
Meinung nach mutiere das Projekt zu einer Ein-Mann-Show, sie fühlen sich zu
wenig respektiert und um den Anteil an den Einnahmen betrogen. Obwohl die
Anonymität nun futsch ist, die Inszenierung bleibt bestehen. Forge nennt sich
nun «Cardinal Copia» und hat längst neue Mitarbeiter rekrutiert.