Prequelle von Ghost überzeugt mit eingängigen Liedern

Robin Mahler
Robin Mahler

Bern,

Mit ihrem vierten Album zementieren die schwedischen Okkultrocker ihre Fähigkeit, Ohrwürmer zu produzieren.

Ghost haben 2016 einen Grammy Award für die »Beste Metal-Darbietung» gewonnen.
Ghost haben 2016 einen Grammy Award für die »Beste Metal-Darbietung» gewonnen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • «Prequelle», das vierte Album von Ghost setzt vor allem auf Eingängigkeit.
  • Die Band hat den Sprung von der Untergrund-Sensation zur Massenkompatibilität vollzogen.

Der Aufstieg der Gruppe aus Linköping geht in rasanten Schritten voran. Bereits vor der Veröffentlichung ihres Debüts «Opus Eponymus» im Jahre 2010 begeisterten Ghost diverse Kenner der harten Szene und wurden als Untergrund-Sensation bejubelt.

Auch in Amerika kommt man langsam auf den Geschmack. Im Jahre 2016 gab es einen Grammy für den Song «Cirice». Die aktuelle Tournee beinhaltet auch zwei Stadiumsauftritte. Die Musik ist eine Mischung aus diversen Einflüssen. Zum einen wäre da der Doom Metal à la Candlemass oder Anleihen an den Psychedelic Rock von Blue Öyster Cult. Andererseits stehen auch die Giganten Queen und ABBA Paten. Deren Einflüsse hört man besonders bei den späteren Alben heraus, bei denen die härteren Elemente in den Hintergrund geraten.

Das Titelbild von «Prequelle»
Das Titelbild von «Prequelle» - Loma Vista Recordings

Die Songs von «Prequelle» schmeicheln den Ohren mit griffigen Melodien

Das Album wird mit dem «Ashes» in Form eines Kinderreims eingeleitet, der in kurzer Stille endet und zu »Rats» überleitet. Das Stück wurde vorab als Single veröffentlicht. Zu Recht, da hier die aktuelle Marschrichtung auf den Punkt gebracht wird. Ein paar harte Gitarrenriffs zur Einleitung, stampfendes Schlagzeug. Verbunden mit dem prägnanten Klargesang von Forge gepaart mit einem Refrain der zum Mitsingen einlädt.

Mit härteren Klängen fängt auch «Faith» an, der ähnlich wie «Rats» sofort ins Ohr geht und im weiteren Verlauf ruhigere Töne anschlägt. Mit »See the Light» wird es balladesk, zu den Basisinstrumenten kommen zarte Klavierklänge hinzu. Das dürfte besonders auf Festivals für viele gezückte Feuerzeuge sorgen.

Bei «Miasma» handelt es sich um ein Instrumentalstück, dass in einem Saxophonsolo mündet. An sich ganz nett, hätte man aber auch weglassen können. Genauso wie «Helvetesfönster», das zweite Instrumental, welches zwar kein Saxophon bietet, dafür mit einer Kirchenglocke daherkommt und gut in eine Rockoper im Stile von Meat Loaf passt.

«Dance Macabre» und »Witch Image» sind formidable Hits und weitere potenzielle Konzert-Dauerbrenner. Der Abschluss «Life Eternal» hingegen braucht einige Durchgänge, um sein Potenzial voll entfalten zu können. Alles in allem eine hörenswerte Weiterführung des Vorgängers «Meliora».

Fazit

Anhänger der alten Metal-Schule stören sich vielleicht an der kommerziellen Ausrichtung und dem Mummenschanz und distanzieren sich von den Okkultrockern. Wer sich hingegen auf die Symbiose zwischen härteren Klängen, Rock ‘n Roll und Pop einlassen kann, wird mit vielen eingängigen Gassenhauern belohnt. Die Produktion ist glattgebürstet, jedes Klangdetail ist ausgearbeitet.

Die markante, leicht nasale Stimme von Forge verleiht dem Ganzen eine Extraportion Dramatik, die manchmal die Grenzen zum Kitsch sprengen. Die Instrumentals sind mehrheitlich belangloses Beiwerk, dennoch ist «Prequelle» bereits jetzt ein heisser Kandidat für das Album des Jahres.

Die Kostümierung gehört zu den Konzertauftritten dazu.
Die Kostümierung gehört zu den Konzertauftritten dazu. - Keystone

Die Maskerade geht weiter

Ursprünglich wurden die Identitäten hinter Ghost geheim gehalten. Für die Öffentlichkeit inszenierte man mit Videos auf den sozialen Medien, die vor neuen Veröffentlichungen das Interesse mit der Verpflichtung eines neuen Sängers anheizen sollte. Dabei handelt es sich aber um die immer selbe Person am Mikrofon, die stets in eine andere Identität («Papa Emeritus I-III») schlüpft.

Hinter der Maske befindet sich stets Tobias Forge, der die Band nach eigenen Angaben im Jahre 2006 gegründet hat. Nur seine Mitmusiker werden stets ausgetauscht. Dabei ist seit einem Rechtsstreit im letzten Jahr endgültig bekannt, wer sich hinter Ghost verbirgt. Er wurde 2017 von den restlichen Mitgliedern verklagt. Ihrer Meinung nach mutiere das Projekt zu einer Ein-Mann-Show, sie fühlen sich zu wenig respektiert und um den Anteil an den Einnahmen betrogen. Obwohl die Anonymität nun futsch ist, die Inszenierung bleibt bestehen. Forge nennt sich nun «Cardinal Copia» und hat längst neue Mitarbeiter rekrutiert.

Anspieltipps: «Rats», «Dance Macabre», «Witch Image».

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