Kindeswohl statt Kitastress?

Rlehmann
Rlehmann

Herisau,

Verena Herzogs hat mit ihren kritischen Aussagen zur staatlich erzwungenen Fremdbetreuung von Kindern ganz offensichtlich in ein Wespennest gestochen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Verena Herzog, SVP, kämpft gegen einseitige Krippenförderung und zunehmende staatliche Einmischung in «Familiensachen».
  • Statt auf die Inhalte einzugehen, treten Krippen-Befürworter eine Empörungswelle los. Wahlkampf oder Kindeswohl?

Die Thurgauer Nationalrätin Verena Herzog hat mit ihrer Kritik an der zunehmenden Verstaatlichung der Kleinkindbetreuung offensichtlich einen nerv getroffen. Statt sich mit den Inhalten von Herzogs Kritik zu befassen, verbeissen sich ihre Gegner in den Verdingkind-Vergleich und fordern, dass Herzog zu Kreuze kriechen soll. Wird das Kindeswohl hier dem Wahlkampf und damit im Letzten den Erwachseneninteressen geopfert?

Obwohl renommierte Fachleute seit Jahren auf die schädlichen Auswirkungen von hochprozentiger Krippenbetreuung bei Kleinkindern hinweisen, wird in der Schweiz die staatlich unterstützte Fremdbetreuungsindustrie weiter ausgebaut und subventioniert. Unter die Räder kommen die Kleinsten. Ihr Protest wird ignoriert und ihr zunehmend auffälliges Verhalten anderen Ursachen zugeschrieben. Doch, wie geht es Kleinkindern in Kitas wirklich? Die deutsche Autorin Hanne K. Götze beschreibt in ihrem neuen Buch «Die Sehnsucht kleiner Kinder» anhand von wissenschaftlichen Fakten und persönlichen Erfahrungen, warum sie eine frühe Fremdbetreuung von Kindern für gefährlich hält. Im Focus online-Interview vom 25.6.2019 erklärt die vierfache Mutter, was in Kleinkindern abgeht, wenn die Kita-Türe ins Schloss fällt: „Wenn die Mama fort ist, springt im Kind der Überlebensinstinkt „Bindung“ auf Alarmstufe Rot: Die Mama, die ich liebe und die mich liebevoll umsorgt, ist weg! Die Abwesenheit der Mutter löst Existenzangst aus. Das kann ich aus eigenem schmerzlichem Erleben bestätigen, denn ich erinnere mich an meine eigene kurze Krippenzeit ab 2 1⁄4 Jahren. Wenn meine Mutter mich verließ, schrie ich bis zur Erschöpfung. Es war für mich wie ein Sturz ins Bodenlose; ich kam mir vor, als hinge ich über einem Abgrund, um jeden Augenblick losgelassen zu werden. Ein Gefühl großer Verlorenheit erfasste mich. Meine Welt stimmte nicht mehr. Es war für mich wie die Vertreibung aus dem Paradies.“

Dass eine zumindest teilweise Fremdbetreuung ihrer Kinder für manche Eltern die einzige Möglichkeit darstellt, ist eine Tatsache, die auch Herzog nicht bestreitet. Ob die kindliche „Vertreibung aus dem Paradies“ jedoch weiter ausgebaut und Eltern zunehmend genötigt werden sollen, ihre Kinder dem von Götze beschriebenen Gefühl von „Verlorenheit“ auszusetzen, muss diskutiert werden dürfen. Und zwar ohne dass gleich eine Hetzjagd gegen ungeliebte oder „geschäftsschädigende“ Stimmen losgetreten wird.

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