Hormone? Wechseljahre bitte ohne Wahnsinn

Andrea Bauer
Andrea Bauer

Bern,

Die Wechseljahre kommen still daher. Und trotzdem wächst der Druck, Hormone zu nehmen. Eine Gynäkologin erklärt, warum weniger oft mehr ist.

Apropos Bär
Apropos Bär - zvg

Die Routinekontrolle bestätigte, was Frau längst fühlte: willkommen in den Wechseljahren! Bisher zeigten sich diese mit ab und an Hitzewallungen, frühem Erwachen und abendlichem Einschlafen vor dem TV. Insgesamt also recht moderat.

Und trotzdem dachte ich: Vielleicht sollte ich jetzt Hormone nehmen.

Auch, weil mich Instagram und Co. pausenlos daran erinnern, dass ich ohne Östrogen bald verwelken werde wie eine schlecht gegossene Zimmerpflanze.

Hormone, so heisst es überall, seien der Jungbrunnen schlechthin.

Andrea Bauer
Andrea Bauer. - BärnerBär

Wirtschaftliche Interessen

Meine Gynäkologin – eine pragmatische Frau mit über 35 Jahren Praxiserfahrung – schmunzelt. Als sie ihr Studium beendet habe, «bekamen Frauen ab 50 standardmässig Hormone verschrieben, ganz unabhängig von ihrem Befinden. Bis die Brustkrebszahlen markant stiegen. Und bald war klar: Nicht medizinische Erkenntnisse, sondern wirtschaftliche Interessen hatten den Beipackzettel geschrieben.»

Danach wurde umgedacht. Hormone gab es nur noch bei belastenden Beschwerden – was etwa 20 Prozent der Frauen betreffe.

Und dort sei deren Einsatz absolut sinnvoll und hilfreich. Die Brustkrebsraten sanken, und die Einsicht wuchs: weniger ist oft mehr.

Sollten Frauen in den Wechseljahren Hormone nehmen?

Heute, sagt sie, schwappt eine neue Welle durchs Netz, angeheizt von Influencerinnen mit (Filter-)glatter Haut und einem neuen Faible für Hormone. «Östrogen soll nun offenbar Garant für junges Aussehen sein. Das damit verbundene Risiko für Brustkrebs, Herzinfarkt und Schlaganfall wird hingegen grosszügig ausgeblendet.

Junge Frauen verteufeln Pille

Gleichzeitig verteufeln junge Frauen die Pille, plagen sich mit Spiralen oder werden ungewollt schwanger, was quasi ein Schritt zurück in die 50er-Jahre ist.»

Die Wechseljahre seien insbesondere kein Defekt, den man bekämpfen müsse.

Wer keine belastenden Beschwerden habe, greife lieber zur natürlichsten Hormontherapie: Phytohormone aus Lebensmitteln, der Jungbrunnen aus der Natur!

Also genügend Hülsenfrüchte und Vollkorn, zudem viel Bewegung, Schlaf und vor allem mehr Gelassenheit – auch gegenüber neuen oder in diesem Fall eher altbekannten Hypes aus dem Netz.

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